So, heute treffe ich mich mit dem absoluten Vorreiter, der Identifikationsfigur und dem Herzen der Armdrücker-Szene Wolfsburgs, vielleicht sogar national. Und da ist mir auch schon der erste Fehler passiert. Der Begriff Armdrücken, das hatte mein kindliches ICH so fälschlicherweise abgespeichert, ist falsch! Armwrestling heißt es korrekt und wurde 1994 von Olaf Köppen und zwei Partnern in Wolfsburg etabliert.
Als Olaf damals auf Sponsorensuche ging, wurde er noch belächelt. Sicherlich gab es zu jener Zeit auch bei seinen Ansprechpartnern die Vorstellung von groben Typen, die sich Kraftprotz-mäßig in irgendwelchen Spielunken treffen wollen. Ähnlich endete anfangs die Anfrage eine eigene Abteilung beim VFL gründen zu wollen.
Eines wird im Gespräch aber schnell klar, Olaf Köppen ist ein Mann mit Zielen, dem Herz am richtigen Fleck und ein Mensch, der Sport liebt. Der Vorschlag vom VFL nicht im Congress-Park die erste Veranstaltung zu machen, sondern in der Mehrzweck-Halle Reislingen kam gar nicht gut bei ihm an, trotz Sponsoren-Delta. Die Einnahmen beliefen sich damals auf ein wenig Geld und die eine oder andere Solarium-Zehner-Karte.
So kam es am 08. Mai 1994 zum ersten „Over the Top, Armwrestling“ in Wolfsburg. Riesenstimmung und 4 Nationen waren dort am Start, darauf konnte man aufbauen. Über die Jahre erkannte man auch bei Volkswagen und dem VFL die positive Entwicklung. Nach ein paar Jahren wurde aus der Unterabteilung der Gewichtheber eine eigene Abteilung im VFL e. V. Auch eine gewisse TV-Präsens sorgte für einen guten Sponsoren-Zuwachs.
Inzwischen sind es 28 Sponsoren zum „Over the Top“ und 680 Zuschauer. Der OB kommt zur Kick Off-Veranstaltung und die Medien berichten. Mehrmals die Woche müssen die Sportler trainieren, um sich auf die wenigen Wettkämpfe vorzubereiten. Der ganze Körper ist entscheidend, aber die meiste Kraft kommt dabei aus dem Oberarm. Nur mit Technik ist dieser Sport nicht möglich. Es wird beim Wettkampf versucht eine möglichst schnelle Entscheidung herbeizuführen.
Na, dann testen wir doch mal, was der Olaf so im Arm hat. Ok, schon beim Blick in seine Augen, seinem stählernen Griff und dem leichten Grinsen in seinem Gesicht wird mir klar, Richwien schone deine Arthrose geplagte Schulter und höre ihm lieber nur zu.
Olaf Köppen steht zu seiner Heimat, seinem Arbeitgeber Volkswagen und seinem Sport. Es braucht diese Menschen wie ihn für eine Randsport-Art. Er ist bei den Veranstaltungen Organisator, Moderator und Trainer. Bei den Weltmeisterschaften stellen die Armwrestler inzwischen Sieger und Siegerinnen.
Diese Leistung ist laut Köppen wirklich außergewöhnlich hoch zu bewerten, denn andere Nationen werden für diese Siege, für ihre Verhältnisse, horrend bezahlt. Dementsprechend ist die Motivation diese Sportler/innen natürlich unglaublich hoch.
Vorbei sind die Zeiten in denen man alle, sogar weltweiten, Fahrten aus eigener Tasche bezahlen musste. Nun ist man eine eigene Abteilung mit 50 Sportlern, zum Teil sogar aus Bremen kommend. All das erfordert Hilfe. Ohne das gesamte Team ist der einzelne nichts. Bleibt die Frage was sich Olaf noch als Ziel gesetzt hat, welche Wünsche es noch gibt? Die Antwort kommt sofort:
„Ich möchte, dass Armwrestling olympisch wird.“
Damit würde man nochmal einen ganz anderen Focus bekommen.
Ganz ehrlich, lasst den Olaf das mal machen, dann wird es auch was mit Olympia!
Jens Richwien
Bilder: © Köppen/Richwien
Mehr Infos unter: https://armwrestling.de/
Das ist für mich eine neue Sportart, die durchaus zu fördern ist. Ich wünsche den Sportlern viel Erfolg damit.