Voll in Mode
Ein guter Verkäufer sollte nicht nur viel Selbstbewusstsein und Durchsetzungsstärke mit sich bringen. Die richtige Mischung macht’s: Der Kundschaft den Wunsch von den Lippen abzulesen und dabei das nötige Feingefühl an den Tag zu legen, sind wichtige Voraussetzungen für den Beruf. „Unsere Auszubildenden sollten sich genau auf die Bedürfnisse des Kunden einstellen können“, sagt Eileen Rau.
Vivienne Aiello und Mohanad Sadeka haben ein gutes Einfühlungsvermögen und lernen gerade, wie sie bei der Anprobe die Kunden am besten begleiten, beraten und auch inspirieren. Beim Modehaus Hempel machen die beiden eine Ausbildung zur Kauffrau beziehungsweise zum Kaufmann im Einzelhandel. Für die Ausbildungsinhalte verantwortlich ist Eileen Rau, die in der Bekleidungsbranche die wichtigste Kompetenz für den Verkäuferberuf so beschreibt: „Man sollte kommunikationsstark sein. Denn es ist etwas Besonderes, aufgeschlossen auf Menschen zugehen zu können. Und natürlich sollte eine ausgeprägte Leidenschaft für Mode vorhanden sein.“
Wie man sich gut kleidet, habe ihn schon immer interessiert, erzählt Mohanad Sadeka. „Im Modehaus Hempel war ich besonders gerne einkaufen, die Atmosphäre gefällt mir hier einfach.“ Nun macht der 23-Jährige seine Begeisterung für Fashion und Trends zum Beruf. Welche Farbe passt zur Persönlichkeit? Welcher Schnitt zur Figur? Und welches Oberteil und welche Hose harmonieren perfekt miteinander? „Ein guter Verkäufer ist zur Stelle, wenn der Kunde seine Unterstützung benötigt“, betont Corinna von Steimker, Assistentin der Geschäftsführung. „Dann stellt er ihn in seinen Mittelpunkt und schafft eine Umgebung zum Wohlfühlen.“
Neben Beratung und Verkauf gibt es viele weitere Tätigkeiten in der Ausbildung. Dazu gehören die Kontrolle neuer Ware auf Vollständigkeit und Unversehrtheit, die attraktive Präsentation von Outfits auf Warenträgern, Figuren und in den Rückwänden sowie an der Kasse das Abrechnen und Einpacken. „Viele belächeln den Beruf des Verkäufers, dabei vereint er viele fordernde Aufgaben“, betont Vivienne Aiello.
Zugute kommt der 19-Jährigen, dass sie im Umgang mit Social Media versiert ist. Mit TikTok hat sie einen wertvollen Impulsgeber an ihrer Seite. „In den Videos gibt es viele verschiedene Arten von Mode zu sehen. Darunter sind immer wieder Kleidungsstücke, die viral gehen und kurz darauf in den Modegeschäften zu finden sind.“
In der Berufsschule erwerben Vivienne Aiello und Mohanad Sadeka die theoretischen Fachkenntnisse. Auf dem Stundenplan der im Schachtweg beheimateten Carl-Hahn-Schule steht eine Reihe von Lernfeldern, in die sich die Klasse gemeinsam einarbeitet. Dazu zählen kundenorientierte Verkaufsgespräche, preispolitische Maßnahmen und erfolgreiche Marketingkonzepte sowie die Beschaffung, Annahme und Pflege von Waren.
Um die Ausbildung zu vervollkommnen, bietet das Modehaus Hempel regelmäßige Trainings zu Warenkunde, Verkauf und auch Nachhaltigkeit an. „Und mit wöchentlichen Azubitreffs stärken wir den Austausch untereinander und das Wir-Gefühl“, sagt Eileen Rau.
Nicht nur im Umgang mit den Kunden, sondern auch im Miteinander mit den Auszubildenden wird Kommunikation großgeschrieben. Wenn Vivienne und Mohanad ihre Ausbildungsabteilung wechseln und anstatt der Damen- die Herren- oder Kinderabteilung an der Reihe sind, dann beginnt jede neue Etappe mit einem ausführlichen Gespräch. Was hast du bereits gelernt? Wo möchtest du dich weiter verbessern? Welche Schwerpunkte wollen wir in den kommenden Wochen legen? Gemeinsam geht es darum, den besten Ausbildungsweg auszukundschaften – bezogen auf die persönlichen Talente und Fähigkeiten. „Dem einen liegt die Präsentation der Waren sehr gut, dem anderen der Verkauf. Jeder Auszubildende hat seine eigenen Stärken“, weiß Eileen Rau.
Ende Juli hat Vivienne Aiello ihr zweites Ausbildungsjahr erfolgreich beendet. Den Berufsabschluss zur Verkäuferin hat sie damit bereits in der Tasche. Dass sie nun ein weiteres Jahr dranhängt, um in ein paar Monaten auch die Prüfung zur Einzelhandelskauffrau in Angriff nehmen zu können, steht für sie außer Frage. „Ich kann mir noch mehr Wissen aneignen und habe bessere Chancen am Arbeitsmarkt. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen.“ In ihrem dritten Ausbildungsjahr rücken Buchhaltung und Warenwirtschaft in den Vordergrund.
Mit der Weiterbildung zum Handelsfachwirt, die betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse vermittelt, können sich Einzelhandelskauffrauen und ‑männer größere berufliche Perspektiven eröffnen. Wer Abitur hat, kann sich für ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Handel einschreiben und für Führungspositionen qualifizieren. „Auch die Wiedereinstellungsmöglichkeiten sind sehr gut“, sagt Corinna von Steimker. Nach einer Elternzeit würde sich schnell die Gelegenheit bieten, in den Beruf zurückzukehren.
Vivienne Aiello ist davon überzeugt, den richtigen Ausbildungspfad eingeschlagen zu haben. Zum einen habe Hempel neben vielen freundlichen Stammkunden auch ein tolles Team. „Die Arbeit macht einfach Spaß.“ Außerdem bedeuteten die Tätigkeiten und der Umgang mit vielen Menschen eine echte Herausforderung, die ihren Horizont erweitern würden. „Durch die Ausbildung hat sich meine Persönlichkeit verändert. Ich bin viel reifer und erwachsener geworden.“
Gleiches gilt für Mohanad Sadeka. „Dass ich Kontakt zu so vielen Kunden habe, ist gut für meine Ausbildung und auch für meine persönliche Entwicklung“, erzählt der Syrer, der in Damaskus geboren ist, seit wenigen Jahren in Deutschland lebt und seine sehr guten Sprachkenntnisse jeden Tag weiter verbessert.
Mit am besten an seinem Beruf sei, das Verkäuferglück erleben zu dürfen. „Wenn nach dem Einkauf der Kunde an der Kasse sagt, dass er beim nächsten Mal meine Beratung wieder in Anspruch nehmen möchte – das ist ein schönes Gefühl.
Von Beruf: Verkäufer/-in bzw. Einzelhandelskaufmann/-frau
Tätigkeiten: In der Bekleidungsbranche kümmern sich Kaufleute im Einzelhandel um das Outfit ihrer Kunden. Neben der Beratung und dem Verkauf gehören Warenpräsentation, Nachbestellungen und Kassiervorgänge zu ihren Tätigkeiten. Auch die Mitwirkung an Marketingmaßnahmen im Bereich Social Media und Print, die Organisation von Events sowie die Aneignung von Kenntnissen über Materialien, Verarbeitung und Schnitte sind wichtige Aufgaben.
Voraussetzungen: Wichtiger als Schulabschluss und Schulnoten sind ein ausgeprägtes Interesse für die Bedürfnisse von Menschen, für exzellenten Service sowie für Mode, Trends und nachhaltige Produktalternativen.
Ausbildungsdauer: Die Verkäuferausbildung dauert zwei Jahre, die zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau im Einzelhandel drei Jahre. In den ersten beiden Jahren der Stufenausbildung sind die Inhalte der beiden Berufe dieselben. Im dritten Jahr werden die Wissensgebiete vertieft und buchhalterisches sowie betriebswirtschaftliches Wissen vermittelt
Stefan Boysen
Kontakt zum Wolfsburger Modehaus:
Fritz Hempel Wolfsburg GmbH, Porschestraße 45, 38440 Wolfsburg
Tel.: 05361 600920
E‑Mail: info@modehaushempel.de
Beitragsfoto: Ausbildung im Modehaus Hempel © WMG
Ausgabe 16, DEIN WOLFSBURG, Herbst/Winter 2022