Von links: Daniela Hermann mit den beiden Auszubildenden Theres Ludwig und Adelina Schulte

Ausbil­dung zur Pflege­fach­frau/-mann

Mit Herz und Hand

Viel los auf Station ist eigent­lich an jedem Tag. Doch zwischen der Visite, dem Besuch von Angehö­rigen und der Ausgabe der Medika­mente ist immer Zeit für ein herzli­ches Danke­schön. Wenn Patienten nach Tagen oder sogar Wochen wieder auf die Beine gekommen sind, dann wissen sie ganz genau, wer an ihrer Genesung einen großen Anteil hatte. „Mit meinem Beruf sorge ich dafür, dass es Menschen wieder besser geht“, sagt Adelina Schulte. „Ich leiste etwas, was wirklich wichtig ist.“

Man darf Adelina Schulte gratu­lieren: Vor wenigen Wochen hat sie ihre Ausbil­dung zur Gesund­heits- und Kranken­pfle­gerin im Klinikum Wolfsburg erfolg­reich beendet. Drei Jahre lang lernte sie alle Aufga­ben­be­reiche kennen, die in ihrem Beruf von großer Bedeutung sind. Die 32-Jährige hat Patienten auf Opera­tionen vorbe­reitet, Verbände gewech­selt und Medika­mente verab­reicht, den Puls kontrol­liert und beim An- und Ausziehen geholfen. Dabei durchlief sie eine ganze Reihe von Klinik­sta­tionen, „darunter Urologie, Gastro­en­te­ro­logie und Kardio­logie“, erzählt sie.

Ihre Kollegin Theres Ludwig steht am Beginn ihres dritten Ausbil­dungs­jahres. Auch sie hat mit Einsätzen in Gynäko­logie, Geriatrie und HNO-Opera­ti­ons­saal bereits jede Menge prakti­sche Erfah­rungen gesammelt. Tiefen Einblick in verschie­dene medizi­ni­sche Bereiche des Klinikums zu bekommen, ist ein wichtiger Eckpfeiler der Pflege­aus­bil­dung. „Wenn ich neu auf einer Station bin, dann sind es jedes Mal die ersten Tage, die mir besonders in Erinne­rung bleiben“, sagt die 23-Jährige. Keine Station ist wie die andere, und überall warten neue Aufgaben, Pflichten, Heraus­for­de­rungen, die ihre ganze Aufmerk­sam­keit erfordern.

Wenn sich der Blinddarm entzündet hat, der Meniskus gerissen ist oder ein Stent gesetzt werden soll,

dann denken die aller­meisten zuerst an jene, die für die Opera­tionen die Verant­wor­tung tragen: an die Ärzte. Doch nur ihr gutes Mitein­ander mit den Pflege­kräften gewähr­leistet, dass Patienten gesunden können. „Mir macht es Spaß, mit so vielen Menschen zusam­men­zu­ar­beiten“, sagt Theres Ludwig. „Auch der enge Austausch mit den Physio­the­ra­peuten gehört dazu.“

Fester Bestand­teil ihrer Ausbil­dung sind zwei Wochen, in denen sie in das rotie­rende Schicht­system einge­bunden ist. „In der Nacht­schicht ist es ein ganz anderes Arbeiten“, sagt Theres Ludwig. Weil fast alle schliefen, bleibe das Patien­ten­ruf­system meistens etwas ruhiger. „Doch es gibt auch Stunden, in denen viel zu tun ist. Patienten mit Demenz sind nachts häufig wach und benötigen Unterstützung.“

Viel Lob, jede Menge Dank: Erst während der Pandemie ist vielen von uns bewusst geworden, wie wichtig die Arbeit der Pflege­kräfte ist. Ist das Interesse für ihre Aufgaben wirklich gewachsen und weiterhin noch groß? Daniela Hermann, im Klinikum verant­wort­lich für das Perso­nal­mar­ke­ting im Ausbil­dungs­be­reich, sagt: „Der Pflege­beruf hat tatsäch­lich viel mehr Aufmerk­sam­keit bekommen als vorher. Wer jetzt mit dem Gedanken spielt, bei uns seine Ausbil­dung zu beginnen, kann sich gerne auch vorab über die Möglich­keiten im Klinikum Wolfsburg infor­mieren. Bei uns gilt, jede Bewerbung ist herzlich willkommen.“

Trotz der vielen Medien­be­richte, die den Beruf genau unter die Lupe genommen haben: Aufklä­rungs­be­darf gibt es weiterhin. Denn die meisten denken, dass sich die Ausbil­dung allein an Frauen richtet. Das Gegenteil sei der Fall, betont Daniela Hermann. „Egal, ob sie männlich, weiblich oder divers sind: Wir freuen uns auf junge Leute, die in der Pflege mit Herz dabei sein möchten, mit Menschen umgehen können und Organi­sa­ti­ons­ta­lent haben.“ Wichtig sei darüber hinaus, dass Pflege­fach­leute Belas­tungen aushielten, „sowohl körper­lich als auch emotional“.

Genauso wie die Verwal­tung des Arznei­mit­tel­be­standes und die Dokumen­ta­tion der Pflege­maß­nahmen gehören insbe­son­dere Feinge­fühl und Verständnis zum Berufs­alltag. Wenn ein Patient verstirbt und die Familie am Bett trauert, „dann kann es nötig sein, die Trauer der Angehö­rigen aufzu­fangen“, sagt Adelina Schulte. Gefordert sei das richtige Gespür für die Situation. „Bei den einen sieht man, dass sie eine Umarmung brauchen, bei anderen wahrt man die nötige Distanz.“ Auch ihr gehen die persön­li­chen Schick­sale nahe, doch hat sie gelernt: „Bei schwerer Krankheit kann der Tod auch eine Erlösung sein.“

Wo es jährlich etwa 32.000 statio­näre Patienten gibt, 16.000 Opera­tionen und 1.800 Geburten, da arbeiten auch 2.100 Klini­kums­be­schäf­tigte, darunter 150 Auszu­bil­dende in der Pflege. Im Block­un­ter­richt in der Pflege­schule auf dem Klini­kums­ge­lände lernen sie, Pflege­maß­nahmen verant­wort­lich zu planen, Patienten situa­ti­ons­be­zogen zu beraten und ihr Handeln am Wissens­stand der Medizin auszu­richten, aber auch an Gesetzen, Verord­nungen und ethischen Prinzi­pien. In Zusam­men­ar­beit mit der Ostfalia Hochschule können die jungen Menschen Angewandte Pflege­wis­sen­schaften im Praxis­ver­bund studieren; dabei wird die Ausbil­dung mit zwei Semestern auf das Studium angerechnet.

Nach dem Ende ihrer Ausbil­dung ist Adelina Schulte dem Klinikum Wolfsburg treu geblieben. Denn im Klinikum Wolfsburg werden alle Auszu­bil­denden nach ihrer bestan­denen Prüfung in der Pflege übernommen. Sie arbeitet jetzt auf der Mutter-Kind-Station. Was sie während ihrer Ausbil­dungs­zeit gelernt und erlebt hat, wird sie nie vergessen – weder die erste lebens­ret­tende Reani­ma­tion, bei der sie urplötz­lich Hand anlegen musste, noch die Blumen, mit denen Patienten sie ab und an beschenken. Unterm Strich sei das der wertvollste Lohn für ihre Arbeit: „Die Dankbar­keit, die ich zu spüren bekomme.“

Von Beruf: Pflegefachfrau/Pflegefachmann

Aus drei mach eins: Seit 2020 sind Kranken‑, Kinder­kranken- und Alten­pflege keine unter­schied­li­chen Ausbil­dungs­gänge mehr. Die genera­lis­ti­sche Pflege­aus­bil­dung zur/zum Pflegefachfrau/Pflegefachmann führt sie zusammen. Sie umfasst die Pflege von Menschen aller Alters­gruppen. Im Klinikum findet der prakti­sche Teil überwie­gend auf den Stationen statt. Ergänzt wird er durch Außen­ein­sätze in ambulanter Pflege, psych­ia­tri­schen Einrich­tungen oder der Langzeit­pflege. Die Theorie wird in der Pflege­schule auf dem Klini­kums­ge­lände vermit­telt. In Koope­ra­tion mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissen­schaften in Wolfsburg gibt es außerdem die Möglich­keit, ausbil­dungs­be­glei­tend zu studieren.

Stefan Boysen

Infos zur Ausbildung

Voraus­set­zungen: Realschul­ab­schluss bzw. Haupt­schul­ab­schluss mit mindes­tens zweijäh­riger abgeschlos­sener Berufsausbildung

Ausbil­dungs­dauer: drei Jahre im dualen System

Ausbil­dungs­be­ginn: 01. August und 01. Oktober

Kontakt: Klinikum Wolfsburg | Sauer­bruch­straße 7 | 38440 Wolfsburg | Tel. 05361 80–0 |

E‑Mail pflegeschulen@klinikum.wolfsburg.de.

Titelfoto: ©WMG Foto JSG

Ausgabe 14 (Winter 2021)

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