Spannende Experimente auf Teslas Spuren
Das phaeno plant mit einer neuen „Blitzmaschine“ spektakuläre Vorführungen. Die respekteinflößende Vorrichtung dürfte zur Attraktion des neu ausgebauten Elektro-Bereichs werden. Am 30. Mai geht die Blitzmaschine in Betrieb.
Käfig oder Kettenhemd? Der phaeno Vorführer dürfte künftig mehrmals täglich vor der „Kleider“-Frage stehen. Denn ohne Schutz kann er seiner gefährlichen Arbeit nicht nachgehen. Im Ganzkörper-Kettenanzug ist er jedoch in der Lage, mit einem Schwert meterlange Blitze einzufangen. Dies alles vor beeindruckender Geräuschkulisse und den Augen des gebannt staunenden Publikums. Im Mittelpunkt der Vorstellung steht – pardon, hängt – ein Tesla-Transformator.
Die Hochspannungsspule ist nach ihrem Erfinder, dem Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla, benannt und produziert Wechselspannungen im Größenbereich von mehreren Millionen Volt. „Welche Spannung genau entsteht, können wir vor Ort nicht messen“, sagt phaeno Mitarbeiter Dominik Essing. „Um Funken von einem Meter Länge hervorzurufen, werden ein bis zwei Millionen Volt benötigt“, gibt er als Faustregel an.
Fest steht, dass der Tesla-Transformator Blitze von mehreren Metern Länge erzeugt. „Man kann Blitze allerdings auch langziehen, wenn der Blitzkanal erst einmal vorhanden ist“, fügt Essing noch schmunzelnd hinzu. Eine Besonderheit von Teslaspulen sind Korona-Entladungen, die dann stattfinden, wenn eine gerichtete Entladung – beispielsweise über Erdungsstangen oder das Schwert in der Hand des Vorführers – nicht möglich ist. Der Blitz geht in die Luft.
Zeitlebens hat Nikola Tesla die Idee verfolgt, hochfrequente Wechselströme zur drahtlosen Energieübertragung zu nutzen. Er experimentierte Ende des 19. Jahrhunderts mit Gasentladungsröhren, die er ohne Kabelanschluss zum Leuchten brachte. Auch im phaeno bedient man sich dieses Schauspiels. „Wir wollen mithilfe einer nicht angeschlossenen Leuchtstoffröhre zeigen, wie stark das elektrische Feld um eine solche Spule ist“, sagt Dominik Essing.
Doch das elektrische Feld ist ebenso wie die Entladung nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar. „Im Normalfall weckt das Geräusch des Tesla-Transformators Erinnerungen an den Besuch beim Zahnarzt, aber wir wollen durch unterschiedliche Tonhöhen eine Melodie erzeugen“, verspricht Dominik Essing.
Dass mit Spannungen dieser Art nicht zu spaßen ist, versteht sich von selbst. Bekanntermaßen können schon die im Haushalt verwendeten 220 Volt tödlich sein. Deshalb werden die phaeno Vorführer besonders geschult, bevor sie sich ins Umfeld der beindruckenden, mehrere Meter hohen Spule begeben. Zum Schutz des Publikums finden die Vorführungen in einem großen Krater statt. Weitere Sicherheitsvorkehrungen sorgen dafür, dass nichts und niemand zu Schaden kommt. „Das Kettenhemd selbst und der Käfig zeigen in beeindruckender Weise den bekannten Schutz vor Hochspannung – den sogenannten Faradayschen Käfig. Dem Vorführer kann dank der Physik nichts passieren!“, erklärt Dominik Essing.
Beate Ziehres