Machen Sie jetzt einfach mal die Augen zu und beamen Sie sich nach Amrum. Sie spüren den Sand unter Ihren Füßen, hören Nordseewellen rauschen und sehen die Kutter in den Hafen tuckern. Salzgeruch steigt in Ihre Nase, Sie schauen den kreischenden Möwen hinterher und beißen in Ihr Krabbenbrötchen. Und da vorne steht ein Android.
Das Ganze kommt Ihnen plötzlich ein wenig unwirklich vor? Herzlich willkommen in der Welt von Jan Bosse, der auch ziemlich geplättet ist. Denn sein Inselkrimi mit Science-Fiction-Elementen „Öömrang“ hat dem Buchverlag Piper so gut gefallen, dass das Werk im kommenden Jahr veröffentlicht wird. Piper Digital, das E‑Book-Label des Münchner Verlags, bringt die Geschichte heraus. Jan Bosses Reaktion, als er die gute Nachricht vernahm? „Ich war vollkommen von den Socken“, sagt der Wolfsburger.
Öömrang ist der nordfriesische Dialekt, der auf Amrum gesprochen wird. Dass sein Krimi hier spielt, hat einen guten Grund. Jan Bosse ist gern gesehener Gast auf der Insel, und während er mal wieder vor Ort war, kam ihm ein Kriminalroman mit Lokalkolorit zu Gesicht. Der 37-Jährige dachte sich: „Das könnte ich ja auch mal versuchen.“
Das war die Geburtsstunde des vielleicht ungewöhnlichsten Polizisten-Gespanns Deutschlands. Für einen vermeintlichen Routinefall reisen der Kieler Kriminalkommissar Landmann und sein polizeilicher Assistenzandroide Daneel nach Amrum. Doch weil sich zum ersten Mord ein zweiter gesellt, scheint schnell nichts mehr so, wie es ist.
Was auch an Daneel liegt, der zwar aussieht wie ein Mensch, aber doch ins Auge fällt. „Er ist zu perfekt“, sagt Jan Bosse, der mit Literatur der Sci-Fi-Autoren Douglas Adams und Isaac Asimov aufgewachsen ist und zur Schreibgruppe WOBBS aus Wolfsburg, Braunschweig und Umgebung zählt.
Auf sich aufmerksam gemacht hatte Jan Bosse beim Schreibwettbewerb #stayhomeandwrite, den Piper gemeinsam mit dem Literatur- und Kulturmagazin BUCHSCENE.DE ausgerichtet hat. Per Online-Voting hievte ihn das Publikum aufs Treppchen, sein Krimi landete auf Platz zwei.
Gut möglich, dass das Duo Landmann/Daneel schon bald zu einem neuen Tatort gerufen wird. „Na klar werde ich weiterhin schreiben, weil ich sehr viel Spaß daran habe. Das Ganze ist zwar sehr anstrengend – gibt mir aber auch viel Energie.“ Wo lässt er denn die zwei besonderen Ermittler ihren nächsten Fall lösen? „Vielleicht auf Juist oder Röm.“
Stefan Boysen
Fotos: © WMG, Fotos: mscg
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