Zwei Wolfsburger Kunstschaffende engagieren sich im Projekt „Art&Help“
Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt und Günther Koch sind zwei Wolfsburger Kunstschaffende, die einiges gemeinsam haben. Beide haben sich heute ganz dem Thema Kunst verschrieben. Sie arbeiten in lichtdurchfluteten Ateliers mit Blick in die Natur und lassen sich davon inspirieren. Und beide berichten davon, wie sie ihre Liebe zur Kunst schon in der Jugend entdeckten. Für sie ist es einer der Gründe, warum sie die Charity-Aktion „Art&Help“ des BE YOUR OWN HERO e. V. unterstützen. Sie spenden ihre Kunst, um jungen Menschen in Südafrika eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft und den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Um mehr darüber zu erfahren, habe ich sie besucht.
Der BE YOUR OWN HERO e. V. wurde vor knapp zwanzig Jahren gegründet, um einer Region in Südafrika am Fuße der Drakensberge Perspektiven zu geben. Es geht um die Zukunft der hier lebenden Kinder. Der gemeinnützige Verein hat heute rund 400 Mitglieder und Förderer in ganz Deutschland und seine Geschäftsstelle an der Laagbergstraße in Wolfsburg. „Für ein erfolgreiches Engagement braucht es viel Begeisterung und Menschen, die ihre Zeit einbringen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Joachim Franz. „Aber wir benötigen auch ein wachsendes Budget, um so viele junge Menschen wie möglich an ein eigenständiges Leben heranzuführen.“
Die Kunst ist ein neuer Weg des Vereins, um bestenfalls langfristig Unterstützung zu gewinnen. „Menschen, die Kunst lieben, wissen, wie wichtig Kreativität für die Entwicklung junger Menschen ist, die noch ihre Talente suchen“, ist Joachim Franz überzeugt. „Kunst ist außerdem in der Lage, Brücken zu bauen zwischen fremden Menschen und Kulturkreisen.“
16 Künstlerinnen und Künstler waren bereit, den Kindern in Südafrika eines oder mehrere Werke zu schenken. Insgesamt 22 Bilder und Skulpturen umfasst die Versteigerung – darunter auch drei besondere Kunstwerke aus Südafrika, die von der Textiltradition der Projektregion des BE YOUR OWN HERO e. V. erzählen. Seit dem 1. Juli ist es möglich, die Kunstwerke online zu betrachten und ein Gebot abzugeben.
Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt ist eine der Künstlerinnen, wenngleich sie offen gesteht, dass sie noch nie in Südafrika gewesen ist. „Doch ich habe die Arbeit des Vereins die ganzen Jahre verfolgt“, sagt sie, als sie uns am Tor zur Porschehütte auf dem Klieversberg empfängt, mitten im Wald, nur einen kurzen Spaziergang vom Klinikum entfernt. Seit 43 Jahren arbeitet sie an diesem besonderen Ort, zunächst nebenan in der historischen Porschehütte und seit rund einem Jahrzehnt im Neubau, der neben ihrem Atelierraum auch die Werkstatt ihres Mannes und eine Galerie umfasst. An jedem Sonntag zwischen 14:00 und 17:00 Uhr ist sie geöffnet.
Durch die hohen Fenster fällt das Licht ins Atelier und auf das Werkzeug der Künstlerin: Skalpell, Radiernadel, Kratzer, Nagellack und Filzstifte. Sie ist keine Fotografin im klassischen Sinne. Das analoge Foto ist nur der Ausgangspunkt einer experimentellen Arbeit. Nach der Entwicklung des Diafilms verfremdet sie das Filmmaterial, „manchmal bis hin zur Zerstörung“. Am Kleinbild-Dia im Format 24x36 mm wird die Filmschicht teilweise abgekratzt und die verschiedenen Farben, die sich in dieser Schicht befinden, freigelegt. „Reste” der Filmschicht und Teilstücke anderer Dias werden collageartig aufgeklebt, Lacke und Farben aufgetragen, so dass völlig neue Kompositionen entstehen. Erst der Farbabzug offenbart das Ergebnis. Es erfolgt dann keine weitere Bearbeitung mehr.
Für „Art&Help“ hat die Künstlerin einen Abzug, jetzt im Format 70x100 cm, aus der Serie Himmelsbilder ausgewählt. Sie ist in der freien Natur entstanden. „Mich interessiert besonders das Licht, ungewöhnliche Wolkenformationen und Himmelsfragmente“, erklärt sie.
Experimentell arbeitet auch Günther Koch, der ebenfalls in Wolfsburg lebt, aber 2013 einen besonderen Ort für sein Atelier mit Galerie in Lengede/Broistedt gefunden hat. Nach einem Berufsleben in unterschiedlichen Managementfunktionen innerhalb des Volkswagen-Konzerns ist er seiner Liebe zur Kunst gefolgt und hat an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle Bildhauerei studiert. Aus unterschiedlichen Materialien entstehen seine Skulpturen – Verpackungen, Recyclingstoffe, Naturfunde, Wurzeln, Blätter und vieles mehr – deren weiterer Bearbeitung die Ausbildung und Kenntnisse des ehemaligen Werkzeugmachers noch anzumerken sind.
Das Besondere an der Kunst von Günther Koch ist, dass sie eigentlich nicht käuflich erworben werden kann. „Ich arbeite nur für mich selbst“, sagt er. Inzwischen sind es rund 100 Werke, ausschließlich in der eigenen Galerie ausgestellt und in Werkverzeichnissen dokumentiert. Selten werden einzelne Kunstwerke verschenkt bzw. gespendet. Für „Art&Help“ hat Günther Koch eine dieser seltenen Ausnahmen gemacht und eine etwa 30 cm hohe Bronze-Skulptur ausgewählt, die im Sandgussverfahren entstand. Die Arbeit mit dem Titel „Lasten 2012“ ist ein Unikat, das im Rahmen eines Bildhauer-Symposiums in der Kunstgießerei Lauchhammer 2012 erarbeitet wurde. Kugeln und Stahlplatte sind verschraubt und punktuell bearbeitet.
Fast alle Kunstschaffende kann man treffen und kennenlernen in einem Art-Walk durch die gespendeten Kunstwerke beim Projektfinale „Art&Help“ am 27. September 2025 in Stuttgart – darunter Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt und Günther Koch. Die umgebaute Martinskirche im Nordbahnhofsviertel, wo in den ehemaligen Bahnhallen viele Künstler und Kreative zu finden sind, bietet dafür einen besonderen Ort. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei.
Eine Anmeldung ist möglich unter b.maas-schwarz@beyourownhero-ev.de
Weitere Informationen und Online-Auktion unter www.beyourownhero-ev.de/kunstauktion.