Wo gehobelt wird, fallen Späne
Die Rückkehr der Biber ist ein Glücksfall für die Natur, ist auf einem Schild am Allersee zu lesen. Warum das so ist, wird auch erklärt. Der Biber verwandelt nämlich naturferne Gewässer in Biotope und schafft dadurch vielen Tieren und Pflanzen einen neuen Lebensraum. Amphibien, Schnecken und Muscheln siedelten sich an und auch die Fischvielfalt nimmt dadurch zu. Das tun die Nager, indem sie Dämme bauen, die wiederum fließende Gewässer aufstauen. Dazu fällen sie ganze Bäume und nutzen beispielsweise die Äste als Baumaterial für ihre Burgen und Dämme.
Biber sind nachtaktive Familientiere
Der Biber lebt überwiegend monogam und ist folglich ein Familientier. Eine Biberfamilie lebt in der Regel in Familienverbänden mit ihren Jungen und der nachfolgenden Generation. Zwischen April und Juni gebären die Weibchen bis zu sechs Junge. Die Familien leben in Erdbauten und Biberburgen, die nur vom Wasser aus zugänglich sind. Diese Burgen mit „Wohnkesseln“ können bis zu zehn Meter lang sein und haben i. d. R. mehrere Röhren, die als Fluchtwege dienen.
Der „Wolfsburger“ Biber ist aktuell in Ausbreitung. Die genaue Anzahl der Familienverbände im Stadtgebiet Wolfsburg soll in den kommenden Jahren erfasst werden. Mit ein bisschen Glück kann man den Biber am Allersee in der Dämmerung beobachten.
Konflikte zwischen Biber und Mensch werden naturnah gelöst
Aber die Rückkehr der Biber erfreut nicht jedermann. Zum einen ärgert den einen oder anderen, dass regelmäßig zum Herbst/Winter meist weiche Gehölze wie Pappeln, Erlen oder Weiden vom emsigen Nager „gefällt“ werden. Zudem sind die zarten Äste und Knospen sowie die Borke in der kalten Jahreszeit die Hauptnahrungsquelle der Tiere, die ausschließlich vegetarisch leben. Sie ernähren sich von rund 300 verschiedenen Pflanzenarten. So ein Biber vertilgt täglich bis zu 1,5 Kilogramm an Grünmasse. Zum anderen können in der Nähe von Siedlungsgebieten durch die von Bibern angelegten Dämme Überschwemmungen an Bachläufen entstehen. Das kann zu Konflikten zwischen Mensch und Biber führen.
Und hier kommt die Untere Naturschutzbehörde (UNB) Wolfsburg, ins Spiel. Ihre Aufgabe ist es, zwischen den Interessen der Bürger und der Lebensweise des Bibers zu vermitteln. Die UNB betont: „Der Biber ist nach dem Bundesnaturschutz und den Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien streng geschützt.“ Das liegt an seiner immer noch recht geringen Population in Deutschland. Im 19. Jahrhundert wurde der Biber fast ausgerottet. Heute zählt man indes in Deutschland rund 40.000 Exemplare. Deshalb werden die heimischen Biber, die aus dem Elbe-Gebiet eingewandert sind, respektvoll umsorgt.
Die Untere Naturschutzbehörde weist darauf hin, dass jegliche Handlungen am Biber oder an seinen Bauten streng verboten sind, andernfalls drohen hohe Bußgelder. Jedem Konfliktfall, der aber bisher recht selten vorkommt, wird nachgegangen. In diesen Fällen erfolgt eine fachliche Abstimmung zwischen der Unteren Naturschutz- und Wasserbehörde sowie den Unterhaltungsverbänden. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet und die beiderseitigen Interessen abgewogen. Eine Lösung kann ein sogenannter Bibertäuscher sein. Dieser funktioniert denkbar einfach: Über ein Rohrsystem aus Kunststoff, das durch den Damm geführt wird, kann das Wasser kontrolliert ablaufen. Hierbei muss zwingend darauf geachtet werden, dass der Wasserstand nicht unter den Biberburgeingang sinkt, denn dann kann es sein, dass der Biber samt Familie den Bau verlässt. Und das ist nicht im Sinne des Biberschutzes. Denn Bürger ebenso wie Naturschützer sind froh, dass der Biber als „Öko-Ingenieur“ wieder da ist. Hier bei uns in Wolfsburg.
Bärbel Mäkeler
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Tel.: 05361 28 1234
Titelbild: A beaver eating with blurred water in the background / von wirestock auf freepik.com
Ausgabe 16, DEIN WOLFSBURG, Herbst/Winter 2022