„Wolfsburg erleben“-Insta Walk
Die weiß-blaue Kirche auf der griechischen Insel Santorini. Bunte Rettungsschwimmertürme am Miami Beach. Oder die Tower Bridge in London. Legendäre Instagram-Spots finden sich auf der ganzen Welt. Doch um das richtige Foto für den eigenen Social Media-Account zu schießen, muss man nicht weit reisen. Ich nehme dich heute mit auf den Insta-Walk von „Wolfsburg erleben“ und zeige dir acht Wolfsburger Insta-Spots, die es mit den internationalen Hotspots aufnehmen können.
Gemeinsam mit 15 Hobbyfotografen und Content creatorn starte ich meine Tour quer durch Wolfsburg auf der Jagd nach den besten Fotomotiven zum Thema „Kunst & Architektur im Stadtbild“ an der Heilig-Geist-Kirche.
Die Kirche ist eines von mehreren Bauwerken des finnischen Architekten Alvar Aalto (*1898, † 1976) in Wolfsburg. Aalto ist bekannt für seine modernistische Architektur und sein Bestreben, seine Bauwerke und die umliegende Landschaft harmonisch zu verbinden, ohne dass deren Zweckmäßigkeit verloren geht – genannt organische Architektur. Ob das bei der 1962 errichteten Kirche funktioniert hat? Auf jeden Fall weist sie gleich mehrere Besonderheiten auf, die sich für interessante fotografische Inszenierungen eignen: Anders als bei den meisten Kirchen ist der Glockenturm der Heilig-Geist-Kirche freistehen. Mit den klaren Linien und offenen Seiten, durch welche man die vier Kirchglocken sieht, wirkt er wie eine eigene moderne Skulptur. Im Erdgeschoss der Kirche findet sich dank des trapezförmigen Grundrisses des Gebäudes kein einziger rechter Winkel. Und das mit dunklen Kupferplatten gedeckte, geschwungene Dach, das auf der Rückseite des Gebäudes fast bis zum Boden reicht, bildet einen spannenden Kontrast zur weißen Fassade der Kirche.
Weiter geht es zum Scharoun Theater. Ähnlich wie Alvar Aalto folgte auch der namensgebende Architekt hinter dem Entwurf der Spielstätte, Hans Scharoun (*1893, † 1972), der organischen Architektur. So ist das Bauwerk den Bewegungen der Landschaft und des Theaterpublikums folgend errichtet. Daraus ergibt sich beispielsweise die langgezogene Form des Theaters, denn Menschenmassen fließen nun mal nicht um rechte Winkel. Mit den vielen Kannten und geraden Linien in verschiedenen Grautönen erinnert das Theater an einen Felsen, passend zum Klieversberg, an dem das Theater 1973 erbaut wurde. Die abwechslungsreiche Gestaltung der Fassade in Verbindung mit der umliegenden Natur schafft eine Vielzahl an Fotomotiven.
Kleiner Fun fact: Das Scharoun Theater ist das jüngste unter Denkmalschutz stehende Bauwerk in Wolfsburg.
Architektonisch biete Wolfsburg sehr viel, auch weil und obwohl es noch eine junge Stadt ist. Hier gibt es einige wirklich spezielle Bauwerke.
Teilnehmer des Insta Walks
Nur wenige Meter weiter finden wir unseren nächsten Foto spot: die Skulptur Giraffe. Die 2009 am Fuße des Klieversbergs aufgestellt Skulptur wirkt durch ihren weißen Anstrich wie eine flüchtige Erscheinung, eine Skizze oder ein Papierentwurf und weniger wie eine monumentale Materialbehauptung, wie Bildhauerin Sina Heffner (*1980) selber sagt. Sie hat die Giraffe als Irritation im öffentlichen Stadtraum konzipiert mit dem Ziel, Betrachterinnen und Betrachter könnten so den sie umgebenden Ort aus einer neuen Perspektive betrachten und ihre eigene Kreativität entfalten. Klingt das nicht nach den besten Voraussetzungen für Fotos aus einem ganz neuen Blickwinkel? Lohnt es sich vielleicht, auch mal einen Schritt unter die Giraffe zu wagen? Denn mit einer Grundfläche von 4,50 m x 4 m entsteht durch die Körperhaltung des Tieres ein eigener Raum.
Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Insta Walks ist auf jeden Fall die Kreativität angeregt worden: Aus verschiedenen Perspektiven und Posen schießen sie ein Vielzahl an Fotos, bevor wir dann weiter zu unserem nächsten Beispiel zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum gehen.
Nur wenige Meter weiter finden wir die Skulptur „Early Forms“ des britischen Bildhauers Tony Cragg (*1949). Seine Vorliebe für organische Formen verbindet den Künstler mit den Architekten Alvar Aalto, Hans Scharoun und Zaha Hadid. Letztere hat ebenfalls ein bekanntes Wolfsburger Kunstwerk geschaffen, das wir auf unserer Foto-Tour noch ablichten werden.
Die Skulptur, die als Teil der gleichnamigen Skulpturenreihe entstand, gehört zu Craggs ersten Arbeiten für den Außenbereich. Dabei folgte er dem Grundgedanken, etwas zu schaffen, das wie das „Zwischenglied deiner Evolution oder Transformation“ wirkt und kreierte so ein 2.500 kg schweres Kunstwerk, welches scheint als wäre seine Ausgangsform gestreckt, gedehnt und verdreht worden, so dass ein neuer Körper entstanden ist, bei dem weder die ursprünglichen Bestandteile, noch die neue Form als Gegenstand eindeutig zu identifizieren sind – also perfekt, um für sich selbst zu entscheiden, was man hier sieht und es entsprechend fotografisch festzuhalten. Den Standort am Fußgängertunnel zwischen Innenstadt und Klieversberg wählte Cragg 1998 im Rahmen eines einstündigen Spaziergangs selbst aus.
Eine Freundin sagte mal, du machst so tolle Fotos von Wolfsburg. Das unsere Stadt so schön ist, wusste sie gar nicht.
Teilnehmerin des Insta Walks
Das Alvar-Aalto-Kulturhaus – ein Kunstwerk von außen wie von innen. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist auch für dieses Bauwerk, das den Charakter der Wolfsburger Architekturlandschaft prägt, der finnische Architekt und Designer Alvar Aalto verantwortlich. 1962 eingeweiht sollte das rund 3.500 Quadratmeter große Gebäude gleich drei Funktionen räumlich vereinen: die Bibliothek, die Volkshochschule und das Jugendfreizeitheim. Wie es für Aalto typisch ist, ist das multifunktionale Kulturzentrum ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Innengestaltung, denn auch im Inneren überließ er nichts dem Zufall und bezog die gesamte Möblierung bis hin zu den Lampen und Türdrückern in sein Gestaltungskonzept ein. Das ansteigende Dach, die verschachtelten Baukörper um den Innenhof, die verschieden geformten Oberlichter, die natürlichen Farben und Materialien, die dunkelblauen Keramikfliesen im Eingangsfoyer und die Hörsaaltüren, die mit Rosshaar verkleidet sind, sind nur einige der vielen einzigartigen Formen und Stilmittel, die das Alvar-Aalto-Kulturhaus prägen.
Einem Fotographen gefällt besonders, das Spiel der Säulen des Gebäudes.
Vielleicht geht es dir wie mir: Schon oft daran vorbeigelaufen, aber nie so richtig hingeschaut. Aber das ändern wir heute, denn wir werfen beim Insta Walk einen genaueren Blick auf den Röhrenbrunnen von Rolf Hartmann (*1937, † 2007). Denn ein Brunnen ist nicht einfach nur ein Brunnen, sondern ein Kunstwerk.
Der Röhrenbrunnen ist eins von zwei Wasserspielen, die Hartmann 1977 für den Rathausplatz entworfen hat. Zahlreiche, senkrechte Rohre mit gefurchter sowie glatter Oberfläche in unterschiedlichen Längen fügen sich zu insgesamt drei Brunnelementen aus Bronze zusammen. An der höchsten Stelle misst das Kunstwerk 3,50 m. Da die Plastik an Orgelpfeifen erinnert, erhielt sie von den Wolfsburger Bürgerinnen und Bürgern den Beinamen „Orgel“. Jeweils durch ein zentrales Rohr sprudelt Wasser hervor und fließt durch die vielen Rohre hinab ins Wasserbecken. Durch die Individualität der einzelnen Elemente und der Anordnung ergibt sich aus jeder Perspektive ein neuer, einzigartiger Anblick. Das erkennen auch die Fotografinnen und Fotografen und lichten den Brunnen von allen Seiten ab.
Unser vorletzter Stopp dürfte wohl Wolfsburgs bekanntestes Bauwerk sein: das phaeno von Stararchitektin Zaha Hadid (*1950, † 2016). Trotz der rund 16 m hohen und 170 m langen Beton-Konstruktion vermittelt der einzigartige Bau einen fließenden und schwebenden Eindruck. Die zehn kegelförmigen Betonpfeiler, genannt cones, tragen nicht nur das 2005 fertig gestellte Gebäude, sondern sind zugleich begehbare Räume, in denen beispielsweise das Wissenschaftstheater des Science Centers untergebracht ist. Gleichzeitig entsteht so ein unter dem Gebäude liegender begehbarer Raum, der durch die versiegelte, künstliche Landschaft mit sanften Hügeln und Tälern gestaltet und durch zahlreiche Lichter in der Decke beleuchtet wird. Sanfte, fließende Verläufe werden durch schroffe, kantige Partien gebrochen. Hadid selbst beschreibt ihren Baustil als fließend oder kinetisch. Und so vielfältig wie die vielen verschiedenen Formen des phaenos sind dadurch auch die Fotomotive. Bei jedem Rundgang um das Gebäude entdeckt man neue Perspektiven und Wege das vielfältige Gebäude zu betrachten.
Schließlich führt uns unser Weg in den Schlosspark. Umgeben von rund 26 Hektar Natur finden sich hier neben dem Wolfsburger Schloss zahlreiche Plastiken. Viele von ihnen wurden in den 1990er Jahren von Künstlerinnen und Künstlern im Schloss angefertigt. Und jede einzelne bietet in der Kombination von Natur und Kunst ein ästhetisches Fotomotiv. Da lohnt es sich auf Entdeckungsreise durch den Park zu gehen, der im 19. Jahrhundert als englischer Landschaftsgarten entstand. Auch die zahlreichen rosa Sitzbänke bieten ein farbenfrohes Motiv. Und nicht zu vergessen das Wolfsburger Schloss mit Jahrhunderte alter Geschichte, welches mit den unterschiedlichen Gestaltungsweisen der Fassaden selbst Teil der Kunstlandschaft ist.
Eine Fotografin, die nicht aus Wolfsburg kommt, stellt begeistert fest:
Wolfsburg ist viel, viel grüner als man denkt. Und dass es hier ein Schloss gibt, wusste ich bis jetzt auch noch nicht.
Am Ende sind alle Fotografinnen und Fotografen des Insta Walks sehr zufrieden mit den vielen Fotos, die sie an diesem Nachmittag geschossen haben. Und sie resümieren, dass es nicht nur eine tolle Gelegenheit war, Kunst und Architektur im Wolfsburger Stadtbild zu entdecken, sondern auch um sich gegenseitig kennen zu lernen und sich über das Fotografieren, Techniken, Kameras und beliebte Fotospots in Wolfsburg auszutauschen.
Du möchtest noch weitere Fotos vom Insta Walk sehen oder beim nächsten Mal selbst dabei sein? Dann schau einfach mal bei „Wolfsburg erleben“ auf Instagram unter wolfsurgerleben vorbei.
Antonia Müller
08/2024