…aber anders als du denkst
WOBs up kids
Der kleine Abraham, den alle nur Bram nannten, war dauernd krank. Er musste viel Zeit im Bett verbringen und konnte ohne Hilfe kaum gehen. Langweilig? Aber nicht für Bram. Denn seine Mutter erzählte ihm viele Geschichten von Gespenstern, Ungeheuern und von Wesen, die aus dem Reich der Toten zurückkehrten.
Es war also bestimmt kein Zufall, dass Bram Stoker später Schriftsteller wurde und eines der gruseligsten Bücher der Welt schrieb: Dracula. Es geht darin um einen Grafen, der in einem Schloss in Transsilvanien lebt, eine einsame Gegend in Rumänien. Dracula schläft in einem Sarg und trinkt das Blut von jungen Mädchen und anderen Gefangenen.
So einen Grafen gab es wirklich: Fürst Vlad III. regierte ab 1456 die Walachei (auch in Rumänien). Er galt als grausam, weil er seine Feinde auf Pfähle spießen ließ. Alle hatten Angst vor ihm und nannten ihn „Draculea“ – Drachensohn. Von diesem Adeligen hatte Bram Stoker in alten Geschichtsbüchern gelesen und nahm ihn zum Vorbild für seinen Roman. Damit es so richtig schön gruselig wurde, mischte Stoker noch einige Geschichten dazu, die man sich seit Jahrhunderten in Osteuropa erzählte: Von rätselhaften „Untoten“, die nachts aus ihren Gräbern klettern, das Vieh krank machen oder Menschen das Blut aussaugen.
Solche Geschichten halfen den Menschen im Mittelalter, Erklärungen für schlimme Ereignisse zu finden: Warum verrottete die Ernte auf dem Feld? Warum bekamen manche Frauen keine Kinder? Warum starben Familienmitglieder scheinbar ohne Grund? Na klar: Ein Vampir ist schuld! Von den Ursachen der Krankheiten und anderen wissenschaftlichen Erklärungen wusste man damals noch wenig.
Bram Stokers Vampir-Roman erschien 1897 und verkaufte sich zunächst schlecht. Erst ab 1920, als Bram Stoker schon gestorben war, wurde Dracula durch das Kino weltberühmt. Inzwischen gibt es mehr als 500 Filme über den Grusel-Grafen! Alle haben etwas zur Geschichte hinzuerfunden: Mal zerbröselt Dracula zu Staub, wenn er ans Tageslicht gerät, mal kann er fliegen wie eine Fledermaus. Bram Stoker hätte das bestimmt gefallen: Hauptsache, gruselig!
HB
Abraham „Bram“ Stoker
- geboren 1847 in Irland, gestorben 1912 in England
- schrieb 12 Romane
- sein berühmtestes Buch ist „Dracula“ (1897). Er arbeitete sieben Jahre lang daran.
Illustration: © WMG
DEIN WOLFSBURG, 2019