Bildunterschrift: Stolz aufs neue Buch (von links): Dr. Marlis Oehme, Monika Kiekenap-Wilhelm, Andreas Meyer (Foto: Stadtmuseum im M2K)

Heimat­flim­mern

Das Gefühl von Heimat

Gemeinsam etwas Neues wagen und so die Orts- und Stadt­ge­schichte bewahren: Mit Heimat­flim­mern ist der Arbeits­ge­mein­schaft Heimat­pflege und dem städti­schen Institut M2K ein echtes Meister­stück gelungen. In guter Zusam­men­ar­beit tauchen sie ein in die Vergan­gen­heit unserer Stadt und befördern aus ihrer Fotosamm­lung kostbare Schätze ans Tages­licht. Was diese histo­ri­schen Bilder so einmalig macht: Auf Facebook erzählen sie uns, wie unsere Heimat früher aussah – und wie sie sich im Laufe der Jahre bis zum heutigen Tag entwi­ckelt hat.

Eine Frau, die Fahrrad fährt? Das ziemt sich doch nicht! Das mag vielen durch den Kopf gegangen sein, als sie Helene Baumgarten auf dem Drahtesel durch Nordsteimke radeln sahen. Der eine oder andere wird sich insgeheim gedacht haben: Ach, gäbe es doch mehr, die so coura­giert sind wie sie! Damen im Sattel waren seiner­zeit – das Foto ist vom 20. Mai 1908 datiert – eine absolute Selten­heit. Was die Frau nicht davon abhält, mit ihrem Mann Walter vor der alten Schule auf dem Kirchberg für den Fotografen zu posieren – und für die Gleich­be­rech­ti­gung von Mann und Frau einzustehen.

Helene Baumgar­tens kühner Fahrrad­aus­flug in Nordsteimke und die legen­dären Motocross-Fahrer auf dem Velstove-Ring; die Wölbungen alter Pflug­scharen im Waldboden des Hohnstedter Holzes, der Feuer­lösch­teich in Sandkamp und die Wasser­mühle in Hattorf: „Mit unseren Fotos bereiten wir Geschicht­li­ches auf eine neue Art und Weise auf: in knapper, gut verständ­li­cher Form“, sagt Stadt­hei­mat­pfle­gerin Dr. Marlis Oehme. Auf der Facebook-Seite von M2K wird jeden Samstag ein Foto veröf­fent­licht und kommen­tiert. Mittler­weile sind so viele Bilder zusam­men­ge­kommen, dass sie sogar in einem Buch verewigt worden sind.

Wesent­li­chen Anteil daran haben die Heimat­pfleger und Heimat­pfle­ge­rinnen in den 19 Wolfs­burger Ortsteilen. Die Arbeits­me­thoden der Heimat­pflege und das Wirkungs­feld der neuen Medien – passt das zusammen? Und wie, meint Marlis Oehme. Die ehren­amt­lich arbei­tenden Frauen und Männer hätten ein neues Denken verin­ner­licht, das in dem Projekt Heimat­flim­mern zum Ausdruck komme. Der Lohn: viel mehr Aufmerk­sam­keit für die Heimat­pflege. Marlis Oehme setzt sich sehr für den neuen Kurs ein: „Es entwi­ckelt sich ein neues Gemein­schafts­ge­fühl“, sagt sie, „das macht einfach Spaß.“

Was ist überhaupt Heimat? Darüber sind unzählige Bücher geschrieben worden. In diesen Zeiten, da viele Menschen ihr Zuhause verlassen müssen, entwi­ckelt sich laut Marlis Oehme ein neues Verständnis von Heimat­pflege. „Es gibt verschie­dene Möglich­keiten, Heimat­ge­fühle zu entwi­ckeln“, sagt sie. Heimat sei nicht unwei­ger­lich an einen geogra­fi­schen Ort gebunden. Sie könne einfach auch dort sein, wo man Freunde gefunden hat, die Natur oder die Kultur liebt, kurz: wo man gut leben und arbeiten kann.

Ganz gleich, wie Heimat definiert wird: Für das Zusam­men­leben der Menschen ist es wichtig, dass sich jeder irgendwo willkommen und akzep­tiert fühlt. „Heimat­pflege grenzt niemanden aus“, betont Marlis Oehme, „sie ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Zivilgesellschaft.“

Heimat­flim­mern“ ist zum Preis von € 9,90 im Shop des Stadt­mu­seums im M2K, im Buchhandel und im Wolfsburg-Store erhältlich.

Stefan Boysen

Ausgabe 16, DEIN WOLFSBURG, Herbst/Winter 2022

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