Wer unheilbar krank ist, hat häufig noch einen ganz bestimmten Wunsch, den er*sie sich an seinen*ihren letzten Lebenstagen gerne erfüllen würde. Die einen möchten beispielsweise noch einmal das Meer sehen, die anderen bei der Einschulung des Enkels dabei sein. Dafür, dass diese Wünsche in die Realität umgesetzt werden können, sorgen die Malteser mit ihrem Herzenswunsch-Krankenwagen.
Seit November 2016 gibt es den Herzenswunsch-Krankenwagen an sieben Standorten der Malteser in der Diözese Hildesheim. Einer der Standorte ist Wolfsburg.
Dafür, dass es das Projekt in der Volkswagenstadt gibt, hat sich Andreas Meißner eingesetzt. Er ist einer der ehrenamtlichen Helfer*innen der Malteser, die den Herzenswunsch-Krankenwagen begleiten. Außer Meißner gehören dem Team noch Bernhard Lange, Marion Haupt, Ulrich Rühmann, Andreas Mickel, Daniel Narjes und Ralf Warner an.
„Meine Mutter lag im Hospiz“, berichtet Meißner, wie es dazu kam, dass er sich dafür engagierte, dass Wolfsburg Standort des Herzenswunsch-Krankenwagens wird. Bei Besuchen habe er mitbekommen, welche Wünsche die Gäste des Hospizes haben. „Ich möchte noch einmal das Meer rauschen hören“, sei einer davon gewesen, erinnert er sich. Durch Gespräche mit den verantwortlichen Stellen der Malteser kam es schließlich dazu, dass auch von Wolfsburg aus Fahrten mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen stattfinden konnten.
100% finanziert durch Spenden
Die Malteser erfüllen ausschließlich Wünsche von Palliativpatienten*innen. Dabei finanzieren sie sich zu 100 Prozent durch Spenden.
„Man merkt, dass die Fahrten etwas ganz Besonderes für unsere Gäste sind“, sagt Lange. „Für uns ist es die größte Belohnung, wenn man das Strahlen in den Augen der Gäste sieht“, ergänzt Meißner. Traurigkeit habe er bei all seinen Fahrten nie empfunden, sagt Lange. „Die Gäste sind freundlich und witzig“, fügt er hinzu. Dennoch sei es eine sonderbare Atmosphäre. „Aber wenn man dazu beitragen kann, dass die Gäste an diesem Tag glücklich sind, dann ist es gut.“ Wichtig sei auch, dass ausschließlich die Gäste – und nicht Verwandte oder Freunde*innen – bestimmen, was gemacht wird.
„Wir haben schon das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven und den Weihnachtsmarkt in Goslar besucht“, erzählt Meißner von den Wünschen der Kranken. Andere wollten eine Ballonfahrt unternehmen, im Garten grillen, Geburtstag und Konfirmation der Tochter miterleben oder zum Segelfliegen. Die häufigsten Fahrten würden jedoch an Nord- oder Ostsee führen.
Viele Organisationsarbeit im Vorfeld
Für die Malteser bedeutet eine Fahrt mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen vor allem eines: viel Organisationsarbeit im Vorfeld. Je nachdem, wo es hingeht, muss mit Behörden vor Ort geklärt werden, wo möglichst nah am Zielort geparkt werden darf oder welche organisatorischen Dinge vor Ort umgesetzt werden müssen.
„Die Behörden sind da immer sehr entgegenkommend“, berichtet Meißner von seinen Erfahrungen. „Wir brauchten auch noch nie irgendwo Eintrittsgelder zahlen“, sagt er. Gehe es beispielsweise in ein Museum, seien die Mitarbeiter*innen von dem Projekt so begeistert, dass sie den Maltesern kostenlos Einlass gewähren.
„Wir profitieren von diesen Fahrten auch“, sagt Meißner. „Manchmal kommen auch wir dadurch an Orte, wo wir noch nie waren.“ Und wie vielfältig die Wünsche sind, mit denen die Malteser konfrontiert werden, wird schnell deutlich. „Wir sind auch schon mit der Brockenbahn gefahren und waren in Scharbeutz auf der Seebrücke“, erzählen die Helfer.
„Für uns Helfer ist es eine völlig andere Situation als im Rettungsdienst“, sagt Lange. „Bei so einem Herzenswunsch-Einsatz sind wir längere Zeit mit dem Gast zusammen.“ Ein Sanitätseinsatz sei meistens nach einer guten Stunde beendet. „Auch das Feedback ist ein ganz anderes.“ Vor allem gebe es auch meistens welches. „Bislang haben wir nur Positives gehört.“ Angehörige berichten oft, wie riesig sich diejenigen über die Aktion gefreut haben und sich noch einmal bei den ehrenamtlichen Helfern*innen bedanken. „Manche wollen uns dann auch weiterhin unterstützen und sind dadurch Dauerspender geworden“, sagt Lange.
„Wenn ich erfahre, dass dann jemand gestorben ist, gehe ich manchmal auch zu der Beerdigung“, berichtet Meißner. Das freue die Angehörigen. „Man hat zu manchen längere Zeit Kontakt.“
Umsetzung kann kurzfristig geschehen
Wichtig bei den Fahrten des Herzenswunsch-Krankenwagens sei, dass der*die Betroffene von der Fahrt wisse und es keine Überraschung für ihn*sie sei, sagt Meißner. „Durch Gespräche im Vorfeld stellen wir sicher, dass es auch wirklich der Wunsch des Gastes ist“, ergänzt Lange. Vom Äußern des Wunsches bis zur konkreten Umsetzung vergehen nur wenige Tage, denn es ist bekannt, dass sich der Krankheitszustand schnell verschlechtern kann. Auch, dass Fahrten mal nicht stattfinden können, sei schon vorgekommen, so Meißner. „Wenn sich der Zustand des Gastes sehr verschlechtert hat, dann ist das so, dann fahren wir auch wieder nach Hause“, sagt er. Oder es werde nach Alternativen gesucht. Als Beispiel nennt er einen Gast, der eine Einschulung miterleben wollte. Da es ihm jedoch zu schlecht gegangen sei, um live dabei zu sein, sorgten die Malteser schließlich dafür, dass der Gast per Video doch noch teilhaben konnte.
Bettina Jäschke
https://www.malteser-wolfsburg.de