Gestern, heute, morgen
Wo gibt es das, dass man nur wenige Schritte geht, um von der Vergangenheit in die Zukunft zu gelangen? In der Autostadt in Wolfsburg! Vom ZeitHaus, der markenübergreifenden Schatzkammer automobiler Meilensteine und Klassiker, bis zur interaktiven Ausstellung Astypalea im KundenCenter ist es ein kurzer Weg durch die Park- und Lagunenlandschaft.
Mit dem Besuch dieser beiden bemerkenswerten Schauplätze lässt sich wunderbar bewusst machen, was früher einmal war und was in wenigen Jahren sein wird. Sich auf der einen Seite vielseitig mit der über 130-jährigen Geschichte der Automobilität auseinanderzusetzen und auf der anderen Seite tiefe Einblicke in die Mobilität der Zukunft zu bekommen, ist so faszinierend wie aufschlussreich.
Erstaunliche Erkenntnis: Auch wenn sich die verschiedenen Epochen der automobilen Entwicklung technologisch deutlich voneinander unterscheiden, so haben sie doch eines gemein: Immer geht es darum zu beweisen, dass große Ideen und bahnbrechende Innovationen alltagstauglich funktionieren und die Kraft haben, vieles zu verändern.
Am Anfang steht immer die gute Idee
Ob Bertha Benz wusste, dass sie am 5. August 1888 die Welt verändern würde? An jenem Tag brach sie zur weltweit ersten Überlandfahrt mit einem Automobil auf – über 100 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim, um – gemeinsam mit ihren beiden Söhnen – dort ihre Mutter zu besuchen. Weder hatte sie einen Führerschein noch wusste ihr Ehemann und Fahrzeugerfinder Carl Benz von ihrem Plan.
Auf ihrer Reise warteten viele Hindernisse, die es zu überwinden galt. Zuallererst musste die seinerzeit 39-Jährige eine Lösung finden, wie sie ihren Einzylindermotor entlang der für damalige Verhältnisse gewaltigen Strecke antreiben wollte. Im ZeitHaus ist der Nachbau eines Benz Patent-Motorwagens ausgestellt, der die Geburtsstunde des Automobils mit Verbrennungsmotor vor Augen führt. In Summe beinhaltet die Sammlung der Autostadt mehr als 260 historische Fahrzeuge, die in Technik, Design & Co. Maßstäbe gesetzt haben.
Die Parallelen zu heute seien unverkennbar, sagt Blanche de Béarn, die in der Autostadt Tourguide ist und die Gäste durch die Ausstellungen führt. „Bertha Benz stand damals vor der Frage: Wie schafft man es, einer guten Idee den Weg zu bereiten und sie in die Tat umzusetzen? Dasselbe gilt auch jetzt im Hinblick auf die Entwicklung der Elektromobilität.“
Bertha Benz bezwang alle Hürden und verhalf dem Automobil zum Durchbruch – in einer Zeit, in der viele Beobachter die Zukunftsfähigkeit der damals neuen Technologie infrage stellten. Übrigens: Den Kraftstoff kaufte sie in einer Apotheke, die so zur ersten Tankstelle der Welt wurde.
Willkommen auf Astypalea
„Schauen Sie auf die Schmetterlinge“, sagt Blanche de Béarn, „gleich werden Sie erfahren, was es mit ihnen auf sich hat.“ Auf dem Weg vom ZeitHaus zur Ausstellung Astypalea ziehen die bunten Insekten an der vollverglasten Außenfassade des KundenCenters die Blicke auf sich. Hinter der Tür im Erdgeschoss lernt man die griechische Mittelmeerinsel Astypalea kennen, deren Silhouette der eines Schmetterlings ähnelt.
In den kommenden Jahren wird Astypalea zur Modellinsel für klimaneutrale Mobilität und grüne Energie werden. Für dieses Vorhaben arbeiten Volkswagen und die griechische Regierung zusammen. In ihrer Ausstellung lädt die Autostadt die Gäste zu einer lehrreichen Entdeckungsreise ein – auf eine Insel, deren verkehrstechnische Umgestaltung zum ökologischen Vorbild werden soll.
Vollelektrisch, vorbildlich – und wunderschön
Abwechslungsreiche Exponate für alle Altersgruppen lassen am Transformationsprozess der Insel in der südlichen Ägäis teilhaben, darunter der Volkswagen ID.4 in Polizeimontur. Mit Elektroautos dieses Typs ist die griechische Hafenpolizei ausgestattet worden, darüber hinaus rollen vollelektrische E‑Scooter aus der Produktion von Seat über die Insel. „Auf Astypalea soll der komplette Verkehr elektrisch werden“, erklärt Blanche de Béarn.
In der Ausstellung kann sich jeder ein Bild davon machen, welche Schritte Astypalea dahin unternimmt und welche wesentliche Rolle dabei
die Nachhaltigkeitsstrategie goTOzero von Volkswagen spielt. Im selben Atemzug lernt man ein wunderschönes Fleckchen Erde kennen. An einem Panorama-Bildschirm können sich die Gäste zum 270-Grad-Flug über die Insel aufmachen – dabei hat man das Gefühl, mitten auf Astypalea zu sein.
Sprung in ein neues Zeitalter der Mobilität
„Auch bei Familien ist das Interesse für die Ausstellung groß“, betont Blanche de Béarn. Für Kinder wird eine Menge geboten. Nicht nur, dass auf der Ausstellungsfläche kreuz und quer viele Schaubilder zu finden sind und junge Gäste mit 15 kühnen Sprüngen von Grafik zu Grafik die Insel entdecken können. Sie haben auch die Möglichkeit, in einem Glaszylinder einen Schwarm Schmetterlinge zum Fliegen zu bringen.
Und dann sind da auf dem Boden noch zwei Touchboards, die für viel Spaß sorgen. Indem Mädchen und Jungen darauf hüpfen, können sie Energie erzeugen und so in einem furiosen Rennen zwei digitale E‑Fahrzeuge über Astypalea sausen lassen. Die springenden Kinder sind ein schönes Sinnbild: Durch die Elektromobilität gerät viel in Bewegung – genauso wie durch Bertha Benz vor über 130 Jahren.
Stefan Boysen
Beitragsbild: © Autostadt GmbH
DEIN WOLFSBURG, Ausgabe 15, Sommer 2022