Geschäftsführer Michael Meeske

Michael Meeske im Interview

Michael Meeske ist seit November 2019 Geschäfts­führer beim VfL Wolfsburg, zuständig für Marketing, Vertrieb, Inter­na­tio­na­li­sie­rung und Digita­li­sie­rung. Der zweifache Famili­en­vater und diplo­mierte Sozial­ökonom war zuvor beim FC St. Pauli und 1. FC Nürnberg tätig. Im Interview spricht er über seine Ziele sowie die ersten Eindrücke von der Stadt Wolfsburg, dem VfL und seinen Fans.

Michael Meeske, Sie sind in Oldenburg geboren, in Hameln aufge­wachsen, haben in Göttingen studiert – ein echter Nieder­sachse also. Fühlen Sie sich schon heimisch?

Ein Stück weit und zumindest hatte ich vorher keine Sorge, dass ich hier fremdeln könnte, denn ich fühle mich schon dem Großraum verbunden.

Haben Sie sich ein Bild von Wolfsburg machen können?

Nicht im Detail, da gerade der Anfang sehr arbeits­fo­kus­siert ist. Aber ein generelles Bild konnte ich mir machen, und ich finde es ganz beein­dru­ckend, wenn man den Brücken­kopf vom Bahnhof über die Autostadt hierher zur Volks­wagen Arena sieht und dann noch den Allerpark nebenan. Das ist deutlich mehr, was es zu entdecken gilt, als das, was oft unter­stellt wird, wenn sich ein Ortsfremder mit einem anderen Ortsfremden über Wolfsburg austauscht. Und es gibt sicher viele andere Dinge, die ich jetzt nicht aufge­zählt habe.

Ihre Frau wohnt mit den zwei Kindern in Hamburg: Das heißt, Sie pendeln?

Das ist zunächst der Plan. Ich habe eine Wohnung am Steimker Berg, womit der Start für mich komfor­tabel gelöst ist. Und dann schauen wir, wie sich die Dinge entwickeln.

Sie waren früher Nieder­sach­sen­meister im Radfahren. Haben Sie nun mehr Zeit für Ihr Hobby als bei Ihren vorhe­rigen beruf­li­chen Stationen?

Nein, Radfahren ist zu zeitauf­wendig. Deswegen laufe ich zum Ausgleich morgens vor der Arbeit. Das ist der Vorteil der Pendelei, es müssen morgens nicht noch die Kinder organi­siert werden, was den morgend­li­chen Termin­plan entspannt.

Michael Meeske, kurz vor Ihrem Abschied vom 1. FC Nürnberg sagten Sie, dass Sie die Herzlich­keit der Franken beein­druckt habe. Konnten Sie schon feststellen wie die VfL-Fans ticken?

Noch hatte ich eher wenig Gelegen­heit, mich mit den Fans auszu­tau­schen. Bis auf ein Fanclub-Treffen, das ziemlich familiär und freund­schaft­lich war. Und auch offen und gerade­heraus – was ich sehr schätze. Von außen betrachtet, könnte man vielleicht denken, der VfL ist eine große Organi­sa­tion, wo es bestimmt nicht so familiär zugeht wie beim FC St. Pauli oder in Nürnberg. Oder wo aufgrund der Konzern­ver­bun­den­heit  mehr Regelungen als Austausch­mög­lich­keiten den Alltag beherr­schen – aber das Gegenteil ist der Fall: Hier herrscht ein tolles, mensch­li­ches Mitein­ander mit viel Leiden­schaft für den VfL. Das kann ich jetzt schon sagen.

Der VfL ist besser aufge­stellt als Ihre beiden vorhe­rigen Vereine: Sei es bei der Infra­struktur, der Perso­nal­struktur oder beim Sponso­ring – macht das Ihre Arbeit einfacher?

Die Rahmen­be­din­gungen sind natürlich ein großer Vorteil. Meine beiden letzten Stationen waren eher davon geprägt, dass so manches zwingend geändert werden musste, dafür jedoch nicht sofort ein Budget bereit­stand und man viel impro­vi­sieren musste. Das ist hier anders. Dafür wohnt dieser Aufgabe eine andere, nicht unbedingt einfa­chere Pflicht inne. Nämlich uns sportlich und wirtschaft­lich dahin zu bewegen, wo die Rahmen­be­din­gungen bereits sind. Also kein Abstiegs­kampf, wie in den beiden vergan­genen Jahren, sondern eine klare Präsenz zumindest in der ersten Tabel­len­hälfte. Sonst sind die Rahmen­be­din­gungen auf lange Sicht sicher fast überdi­men­sio­niert. Aber wir werden Rahmen und Realität schon in Einklang bringen.

Der VfL Wolfsburg war und ist innovativ: Etwa durch ein Büro in Peking, beim Thema soziale Verant­wor­tung oder beim E‑Sport. Wird es nicht schwer, dieses Innova­ti­ons­ni­veau zu halten?

Natürlich war es ambitio­niert, was beim VfL über Jahre entwi­ckelt wurde – auch im Verbund mit VW. Das steht dem Verein gut zu Gesicht. Aber wir haben noch viele Entwick­lungs­mög­lich­keiten. Zudem machen die anderen Vereine mittler­weile deutlich mehr hinsicht­lich Innova­tionen. In den vergan­genen zwei, drei Jahren hat die Entwick­lungs­ge­schwin­dig­keit aus meiner Sicht abgenommen. Was nicht überrascht, schließ­lich lief es im Kernge­schäft, also sportlich, nicht wirklich gut. Dann fällt es schwer, bei anderen Themen abseits des Sports zu inves­tieren. Aber mir ist da nicht bange, wir haben hier innova­tive Köpfe und werden verstärkt viele Dinge anschieben, insbe­son­dere bei der Optimie­rung des Fanservice.

Tobias Kuske

DEIN WOLFSBURG, 2019

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