Der Heiligabend für Alleinstehende hat in der Stadtkirchengemeinde eine lange Tradition. In diesem Jahr gibt es die Veranstaltung bereits seit 60 Jahren. Ihr Anliegen: Den Heiligabend soll niemand in der Stadt alleine verbringen müssen.
Diakonin Hiltrud Fellner sorgt mit einem Team von Ehrenamtlichen dafür, dass alleinstehende Wolfsburger in der Gemeinschaft im Martin-Luther-Saal der Christuskirche feiern können. Hier wird die Veranstaltung seit 2009 ausgerichtet. Begonnen hat es einst in der Arche in der Kleiststraße. „Die damaligen Pastoren wollten den Menschen, die alleine in Wolfsburg waren, ein Stück Heimat bieten“, erzählt die Diakonin. Damals habe es viele Menschen gegeben, von Vertriebenen und Geflüchteten bis hin zu italienischen Gastarbeitern, die ihre Heimat verlassen mussten und in der Volkswagenstadt alleine lebten. Daher wurde das Angebot gerne angenommen, und die Feier hatte großen Zuspruch. Auch wenn der Veranstaltungsort sich im Laufe der Jahre geändert hat, ist die Beliebtheit der Veranstaltung geblieben.
Hiltrud Fellner ist als Organisatorin seit 1988 dabei und freut sich, stets von vielen Ehrenamtlichen unterstützt zu werden. „Die Veranstaltung wird getragen durch das vielfältige persönliche Engagement. Die Menschen machen aus Eigeninitiative mit, weil sie sich angerührt fühlen. Sie haben ein Gespür für andere Menschen, und sie bringen sich mit viel Herzblut ein, weil es ihnen Freude macht.“
Jeder helfe dabei an der Stelle, an der es gerade nötig ist. In der Küche gibt es genauso etwas zu tun wie im Martin-Luther-Saal, wo die Ehrenamtlichen die Tische liebevoll eindecken und schmücken. „Diese Feier ist für uns das wirkliche Weihnachten: Man tut etwas, damit man etwas Gutes in unserer Stadt weitergibt“, sagt Fellner. „Man ist Heiligabend nicht alleine, sondern in netter Gesellschaft“, nennt Bozana Scholten einen Grund, warum sie sich engagiert. „Es ist so ein schöner Abend, der so viel Freude bringt – das ist Weihnachten“, ergänzt Marita Drews. „Man kennt viele Gäste, und die Zusammenarbeit mit den anderen ist lustig“, fügt Gisela Demann hinzu.
Mit einer Geschenkaktion steuert auch das Gastronomen-Ehepaar Myrjam und Djuliano Saliovski seit einigen Jahren seinen Teil zu einem gelungenen Heiligabend bei. Die Eheleute bringen Weihnachtspäckchen vorbei, die andere zuvor bei ihnen im Hotel abgegeben haben, damit sie weitergereicht werden können.
„Für mich gibt es nichts Schöneres, als andere glücklich zu machen“, sagt Djuliano Saliovski. „An diesem Abend gibt es Tränen und Freude“, ergänzt seine Frau. Es seien gerade auch die kleinen Dinge – eine hübsch gestaltete Grußkarte, ein Paar selbstgestrickte Socken, Kaffee oder Teelichter –, über die sich die Menschen freuen.
Für Hiltrud Fellner ist es „nicht zu bezahlen“, wenn sie auf ihr Team der Ehrenamtlichen zurückgreifen kann, das mit allen Abläufen vertraut ist: „Die Beteiligten achten alle sehr auf die Gäste. Sie setzen sich auch zu ihnen, merken, wenn es jemandem nicht gut geht und suchen das Gespräch.“ „Es ist wie eine große Familienfeier geworden“, stellt auch Djuliano Saliovski fest.
Für besondere Beiträge ist an Heiligabend meistens auch gesorgt. „Vor zwei Jahren hat uns mal ein kleiner Junge ein Weihnachtslied gesungen, das hat viele bewegt“, erzählt Hiltrud Fellner. „Auch ein Klavierspieler war vor Jahren mal bei uns. Das war wie ein Konzert, ganz toll.“ Aber ebenso spontan würden sich Gäste am Programm beteiligen, ein Weihnachtsgedicht aufsagen oder einen anderen Beitrag leisten.
Auch an einen ganz besonderen Heiligabend kann sich die Diakonin noch erinnern. „Nach der Maueröffnung kamen 1989 viele Gäste aus der DDR zu uns. Das Haus war voll, und die Menschen sind über Nacht geblieben. Damals wurden Feldbetten im Kirchsaal der Arche aufgestellt. Das war, wie zu Weihnachten eine Herberge finden.“
Im vergangenen Jahr fiel die Feier im Martin-Luther-Saal aufgrund der Corona-Pandemie aus. Stattdessen durften sich alle Gäste ein Essenspaket und eine kleine Aufmerksamkeit abholen. Wichtig sei allen Beteiligten gewesen, dass Heiligabend die frohe Botschaft der Geburt Jesu in der Gemeinde auf jeden Fall weitergegeben und erlebt werden kann, so Hiltrud Fellner. So soll es auch in diesem Jahr sein. Was tatsächlich möglich ist, wird der Pandemie-Verlauf zeigen.
Bettina Jäschke
Kontakt
Gemeindebüro Stadtkirche
Öffnungszeiten:
Mo, Do, Fr 10–12:00 Uhr
Mi 15–18:00 Uhr
An der Christuskirche 3
38440 Wolfsburg
Tel.: 05361 89 333–33
kg.stadtkirchengemeinde.wolfsburg@evlka.de