Grün ist mehr als eine Farbe
Neutral? Das ist im Fußball nur der Schiedsrichter. Zumindest war das bisher so, denn der VfL Wolfsburg zieht jetzt nach. Im Interview erklärt Geschäftsführer Michael Meeske die Umweltziele des Klubs und die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen. Und er spricht darüber, welchen Beitrag die Fans für den Klimaschutz leisten können.
Herr Meeske, Sie haben sich ein Ziel gesetzt, das nichts mit Erfolgen auf dem Fußballplatz zu tun hat: Im Jahr 2025 will der VfL CO2-neutral sein. Was steckt dahinter?
Auch der VfL Wolfsburg ist für Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Jährlich setzen wir in etwa 9.400 Tonnen CO2 frei, die in die Atmosphäre gelangen. In den nächsten Jahren wollen wir diese Zahl auf null senken, indem der VfL zum einen die Emissionen verringert, die er selbst verursacht; und indem wir zum zweiten mit dem Kauf sogenannter Zertifikate den Ausstoß bei Projekten an anderer Stelle kompensieren.
Warum verfolgen Sie auch den Weg der Kompensation?
Wir können systemimmanent nicht kurzfristig komplett reduzieren, da dies die Anforderungen des Spielbetriebs nicht zulassen. Zum Beispiel benötigen wir während der Saison unsere Rasenheizung, um gemäß der Vorgaben spielfähig zu sein, und aufgrund des engen Terminkalenders müssen wir mit dem Flugzeug zu vielen Spielen reisen. Deswegen setzen wir auf einen Mix aus Reduktion und Kompensation. Mit den Zertifikaten fördern wir Klimaschutzprojekte, die unsere Emissionen ausgleichen.
Mit welchen Maßnahmen hat der VfL es bereits geschafft, klimafreundlicher zu werden?
Wir sind auf Ökostrom und LED-Beleuchtung umgestiegen. Das gilt für die Büros, das Flutlicht und auch die Leuchtsysteme, die wir einsetzen, damit auf unseren Spielflächen der Rasen wächst. So erzielten wir in den letzten zehn Jahren eine Einsparung von 32 Prozent. Zweiter großer Schritt ist, dass wir unseren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umstellen und Photovoltaikanlagen für die Ladeinfrastruktur nutzen. Auch unser Wechsel von Fernwärme zu Erdgas schont die Umwelt.
Der VfL unterstützt das „Race To Zero“ der Vereinten Nationen. Werden Sie der UN über Ihr Handeln Rechenschaft geben?
Die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen ist wichtig für uns, weil wir das Know-how ihrer Klimaschutzexperten erhalten. Und wir setzen uns damit ein nachhaltiges und verbindliches Ziel, denn alle zwei Jahre informieren wir die UN darüber, wie sich unser CO2-Fußabdruck verändert. Die Vereinten Nationen würden sich natürlich darüber freuen, wenn weitere Fußballvereine unserem Vorbild folgen und sich der ambitionierten Initiative anschließen würden. Zwar gibt es einige, die viel zum Thema Umweltschutz beitragen. Der VfL jedoch ist der erste größere Klub aus den europäischen Top-Ligen, der sich bisher klar zu „Race To Zero“ bekannt hat.
Was macht die UN-Initiative so besonders?
Mit knapp 60 Prozent macht die Fanmobilität den größten Anteil an unseren CO2-Emissionen aus. Die Initiative verpflichtet uns, auch die Bereiche in den Blick zu nehmen, für diejenigen wir laut Greenhouse Gas Protocol – das ist ein international anerkanntes Regelwerk – nur indirekt verantwortlich sind. Somit geht der VfL einen großen Schritt weiter als alle anderen Vereine. Das ist ambitioniert und gibt uns ein gutes Korsett, auch wirklich zu handeln.
Welche Möglichkeiten haben VfL-Fans, das Klimaziel ihres Vereins zu unterstützen?
Anstatt mit dem eigenen Pkw können sie mit einem Kombi-Ticket mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr zum Stadion fahren. Oder sie zahlen durch den Kauf eines Klimatickets einen kleinen Aufschlag, mit dem sie Klimaschutzprojekte fördern und so ihre Anreise kompensieren. Gut ist, dass sich der Anteil an E‑Autos in den nächsten Jahren deutlich erhöhen wird – gerade in Wolfsburg. Durch Volkswagen dürfte sich der Wandel bei uns schneller vollziehen als in anderen Städten.
Auch bei der Fleischproduktion entsteht CO2. Ist es denkbar, dass es in der Volkswagen Arena bald keine mehr Bratwurst gibt?
Mit 1,3 Prozent ist das Catering nur für einen kleinen Teil der Emissionen verantwortlich. Wir wollen unseren Fans nicht vorschreiben, was sie tun oder essen sollen. Der VfL möchte eine Vorbildrolle einnehmen und andere motivieren, auch zum Klimaschutz beizutragen. Der Zeitgeist ist auf unserer Seite: So wie künftig mehr Menschen E‑Autos fahren werden, so werden auch mehr auf den Verzehr von Fleisch verzichten. Deswegen werden wir im Stadion mehr vegane Speisen anbieten. Das ist der wirksamere Weg, als von heute auf morgen die Bratwurst aus dem Angebot zu nehmen.
Stefan Boysen
Holger B. Santel, Leiter Vertrieb und Marketing Volkswagen Deutschland:
Volkswagen unterstützt den VfL Wolfsburg dabei, als Bundesligaklub einen echten Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten. So werden wir den Fuhrpark der Wölfe nach und nach elektrifizieren, vor allem mit Modellen aus unserer ID.-Familie. Die sind nicht nur emissionsfrei unterwegs, sondern werden in unserem Werk in Zwickau schon heute bilanziell CO2-neutral produziert.
Ausgabe 13, DEIN WOLFSBURG, Sommer 2021
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