„Sandkamper“ lautet der Name, unter dem der Wolfsburger Maurizio Menendez Cina Anfang des Jahres seine erste Solo-EP mit dem Titel „Narzissmus“ veröffentlichte. Sein Projekt fungiert nicht zuletzt als Aushängeschild für seine Heimatstadt, hatte er doch anfänglich seinen Proberaum im Ortsteil Sandkamp. Mit seiner Mischung aus Grunge und Stoner Rock mit deutschsprachigen Texten verwirklicht sich der Musiker selbst – und verortet Wolfsburg mit anderen Themen auf der Landkarte.
„In Sandkamp ist viel Musik entstanden, jeden Tag, jede Nacht war ich da“, erzählt Maurizio Menendez Cina. Deshalb lag es für ihn nahe, sein Soloprojekt so zu nennen. Mittlerweile richtete er seine „kreative Schmiede“ auf dem Schlachthaus-Gelände ein. Es ist ihm ein Anliegen, Wolfsburg als Stadt zu präsentieren, die mehr zu bieten hat als Autos und Fußball: „Wolfsburg hat eine starke, handgemachte Musikszene.“ An der ist Menendez Cina schon lange beteiligt: als Mitglied der gefeierten Gruppe Squintaloo sowie mit den Bands Painted Garden und Bonestock, von seinen Anfängen bei Variance ganz zu schweigen, als er als Teenager Thrashmetal machte.
Bei seinem Soloprojekt orientiert sich Menendez Cina an seinen „Helden“, an Grunge und Stoner Rock – damit klingt der Sandkamper anders als alles, was er mit seinen anderen Bands macht. Aus diesem Grunde hatten sich bei ihm viele Songs angesammelt, die er nirgendwo unterbringen konnte und für die er eben sein Soloprojekt startete. Die Texte dazu sind ungewöhnlicherweise auf Deutsch gehalten, und das, obwohl Menendez Cina vier Sprachen spricht: „Deutsch ist meine Heimatsprache, in der mich jeder hier versteht.“ Zwar verfasst er auch immer noch gerne Texte auf Englisch, aber: „Es kam mir oft so vor, als würde ich mich nicht genau erklären können oder nicht verstanden werden.“ Die Lieder sind sehr persönlich: „Sie sind Abhandlungen von Dingen, die vorgefallen sind, Worte, die mir oder jemand anderem in den Mund gelegt wurden, Gespräche mit dem Spiegelbild, Schlussstriche – sie sind wie Tagebucheinträge.“ Angst vor zu großer Intimität hat er nicht, denn: „Die Texte sind offen gehalten, man kann viel hineininterpretieren.“
Seine EP (Extended Play) spielte Menendez Cina selbst in seinem Proberaum ein, bis auf das Schlagzeug und ein krönendes Solo, dafür reiste er zu seinen früheren Squintaloo-Kollegen Daniel Eichholz, Enrico Antico und Alex Levin nach Berlin. Eine EP ist jedoch zu wenig für die Bühne, aber auf die hat es Menendez Cina abgesehen. Deshalb steht er, trotz Corona-bedingter Verzögerungen, in den Startlöchern, um für sein Debüt-Album acht neue Songs zu kreieren. Und damit auch überregional aufzutreten, denn: „Jeder, der Musik macht, möchte die irgendwann mal auf die Bühne bringen“, und das eben nicht nur in Wolfsburg. Sein Glück ist, dass er davon nicht leben muss und deshalb künstlerische Freiheit genießt: „Letzten Endes will ich Spuren hinterlassen mit dem, was ich mache.“
Die Zwangspause in der Coronakrise nutzte Menendez Cina überdies für eine weitere Idee: Er möchte einen „MusikHof“ gründen, der die Musiker*innen des Schlachthauses unterstützt und eine Vernetzung unter den Künstlern*innen ermöglicht. Einen Impuls in den Support der lokalen Szene gab Menendez Cina zudem mit dem Erlös des EP-Verkaufs: Den spendete er nämlich zugunsten von Covid-19-gebeutelten Wolfsburger Künstlern*innen.
Märbel Mäkeler
www.sandkamper.com
EP „Narzissmus“