Es „kreucht und fleucht“ am Allersee
Wolfsburgs Naturliebhaber können sich freuen: Seit einiger Zeit haben sich nämlich zwei Biberfamilien und etliche Vogelarten neu angesiedelt. Aber der Reihe nach:
Renaturierung der Aller
Der Allersee ist bekannt als Naherholungsgebiet mit allerlei Freizeitangeboten wie Wassersport und Hochseilklettern. Er entstand 1969 als künstlich angelegter Badesee. Dafür wurde das Bett der Aller verlegt; nun wird sie auf 2,8 Kilometern renaturiert. Dazu hat der NABU Wolfsburg (Naturschutzbund) einen erheblichen Teil beigetragen. Ich treffe mich mit dem 1. Vorsitzenden Michael Kühn, der sich schon seit über 30 Jahren mit Herzblut für den Naturschutz engagiert.
Ziel des Renaturierungsprojekts ist die ökologische Verbesserung der Aller. Sie wird verengt und erhält ein Kiesbett mit Buhnen. Totholz und größere Gesteine werden den Fluss beleben – dies bewirkt, dass die Aller schneller fließt und dadurch mehr Sauerstoff aufnimmt. Vielfältige Uferstrukturen sowie neu angelegte Allerarme werden ihre Attraktivität steigern, ist Kühn überzeugt. Denn es ist geplant, dass am Ufer Infostellen an das Thema Naturschutz heranführen sollen.
Viele Vogelarten sind hier zuhause
Auf der Brücke am nordöstlichen Teil des Allersees zeigt mir Kühn die Kötherwiesen jenseits des Flusses und berichtet, dass hier, wo die Landschaft schon länger sich selbst überlassen ist, Vogelarten ein neues Zuhause gefunden haben. Er erzählt vom Kiebitz, der mit der Renaturierung wieder eine Zukunft am Allersee hat. Nicht nur er, sondern auch das Braunkehlchen, die Rohrweihe, die langschnäbelige Bekassine und sogar der Eisvogel sind bereits da oder werden mit der Renaturierung eine große Chance bekommen.
Während Kühn begeistert die kommenden Veränderungen schildert, passieren Familien mit Kindern, Paare und viele Jogger die Brücke. „Ja, Corona hat uns gezeigt, wie wichtig die Natur ist. Wir Menschen brauchen eine intakte Natur, nur so können Generationen weiterhin Lebensqualität bewahren.“ Deshalb ist auch das Zusammenspiel von Wasser, Fauna und Flora so wichtig. Alles hängt miteinander zusammen. Die Natur und wir Menschen brauchen Wasser. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass dies aber ein schwindendes Gut ist.
Biber im Allerpark
Und hier kommt der Biber ins Spiel. Die Vorgeschichte: Bis vor 15 Jahren hatte die Stadt noch das Ufer des Grabens neben dem Allersee gemäht und umgefallene Bäume entfernt. Der NABU erreichte, dass die Stadt nicht mehr in die Natur eingriff, und das Ergebnis ist verblüffend. Der Biber nahm den Graben als Lebensraum an und gestaltete ihn um. Das nachtaktive Nagetier baute nicht nur seine Burgen, sondern auch Staudämme, die Gräben füllten sich mit Wasser. Biotope entstanden und Amphibien, Schnecken und Muscheln siedelten sich an. Auch die Fischvielfalt nimmt dadurch zu, berichtet Kühn. Aber die neueste Attraktion ist die „Zweitwohnung“ des Bibers, ganz nah am Rundweg um den Allersee. Dort wo sich Natur und Mensch treffen. Zumindest in der Nacht.
Bärbel Mäkeler
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