Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viele Jobs es für Hunde gibt? Da ist zum einen der beste Freund des Menschen, aber auch als Blindenführhund, Diabetes-Assistent oder Rettungshelfer macht die Fellnase eine gute Figur. Nick und Daisy stehen dem in nichts nach. Die Vierbeiner sind Teil des niedersachsenweit ersten Programms für Therapiehunde des Deutschen Roten Kreuzes in Wolfsburg und haben uns zusammen mit ihren „Teamcaptains“ einmal mehr vor Augen geführt, wie erfüllend das Ehrenamt ist.
Daisy, eine feine Mischlingsdame (Setter und Hütehund), kommt mit Frauchen Jana Wahnschaffe zu uns. Nick, zwei Jahre alt, Australian Shepherd, nimmt beim Gespräch neben Frauchen Sabine Platz. Naja, soll Platz nehmen, tobt sich aber erstmal mit Daisy aus. Die beiden hätten sich länger nicht mehr gesehen – diesem Wiedersehen möchten wir natürlich nicht im Wege stehen.
Einsätze der Therapiehunde
Das Herumtollen haben sich die beiden auch verdient, denn in ihrer Freizeit gilt vollste Konzentration. Als Therapiehunde wurden sie Anfang 2019 vom DRK für das ausgebildet, was sie am besten können: Liebe schenken. Zusammen für Tier und Mensch geht es als Team seit Mai zu Einrichtungen wie Kitas und Grundschulen, Senioren*innenheime oder Hospize. Verschiedene Studien belegen, dass sich die Anwesenheit von Hunden positiv auf Blutdruck und Stresspegel bei Menschen auswirkt. Das machen sich Nick und sein Frauchen bei ihren Einsätzen in der Grundschule zunutze. Sie trainieren mit den Schülern*innen den richtigen Umgang mit Tieren oder fungieren als Lesebegleitung. Viele Kinder könnten noch nicht gut lesen, oft fehle es aber am nötigen Mut, vor der Klasse zu üben. Zusammen mit den Hunden sehe die Sache jedoch ganz anders aus. Die Kinder würden ruhiger, freuen sich auf das Tier: „Das Kind liest dann nicht unbedingt mir etwas vor, sondern dem Hund“, so Sabine. Das Ziel: auf spielerische Weise Neues beibringen. So wie die zwölf Regeln für den Umgang mit dem Hund. Diese merken sich im Beisein des Australian Shepherd fast von selbst.
Tierische “Barrierebrecher”
„Barrierebrecher“, so beschreibt Jana Wahnschaffe ihre Daisy und die anderen Therapiehunde. Sie hellen die Stimmung auf und schaffen eine beruhigende Atmosphäre. „Viele Menschen sind einfach froh, wenn mal jemand da ist“, fasst Jana zusammen. Das erlebten die Teams auch im Wolfsburger Pflegeheim. Viele Bewohner*innen fingen erst im Beisein der Vierbeiner überhaupt wieder an, etwas zu erzählen. „Da bekomme ich richtig Gänsehaut!“, erzählt Sabine, als sie an die Begegnungen zurückdenkt. Ältere Männer und Frauen, die nur noch selten Besuch bekommen, manchmal tagelang gar nicht sprechen. „Es geht ein Leuchten in diese Gesichter!“, so beschreibt sie es und erfüllt mit ihrem Strahlen selbst den Raum. An eine Begegnung erinnert sie sich besonders: Bei einem ihrer ersten Einsätze trafen sie auf eine Pflegeheimbewohnerin, die zunächst überhaupt kein Interesse an Hunden zeigte. Im Gegenteil. „Ich fasse aber keine Hunde an!“, habe die Dame entschieden. Doch zum Ende des Besuches machte es sich der Hund bei ihr gemütlich, und auch sie schloss den Vierbeiner ins Herz, streichelte Nick ausgiebig und vergaß ihre Angst dabei völlig.
Nick und Daisy sind für diesen Job besonders geschult. Vor der Ausbildung stand ein mehrstündiger Eignungstest auf dem Programm. Über 20 interessierte Hunde-Mensch-Teams wurden dafür verschiedenen Stresssituationen unterzogen, mussten mit Rollstuhlfahrern*innen agieren, durch eine laute Menschenmenge laufen und wurden dabei auf Angst- und Aggressionsverhalten geprüft. Rasse und Größe waren dabei egal, die Tiere mussten jedoch ein Gesundheitsattest vom Tierarzt vorweisen, und nur Hunde zwischen zwei und sieben Jahren wurden zugelassen.
Die Ausbildung des DRK Wolfsburg
Unsere vier Interviewpartner*innen sowie 17 andere Teams meisterten das Auswahlverfahren und durften so an der Ausbildung des DRK Wolfsburg teilhaben. In zwei Wochenendseminaren erhielten die Teilnehmenden Informationen zum Sozialverhalten zwischen Mensch und Tier sowie Einblicke in die Arbeit beispielsweise mit Kindern oder Demenzkranken. Sie lernten zudem, ihren Hund noch besser zu verstehen und mit ihm zu interagieren. Trainings im Erkennen von Giftködern und die Erste Hilfe am Tier standen ebenso auf dem Programm.
Dass dieses Know-how nun zahlreichen Wolfsburger Einrichtungen zugutekommt, ist keine Selbstverständlichkeit. In ganz Niedersachsen gab es zuvor kein vergleichbares Projekt, zwei Therapiehunde-Ausbilderinnen aus dem DRK Landesverband Hessen mussten eigens für die Lehrgänge anreisen, und als Pilotprojekt finanzierten die Teilnehmenden ihre Ausbildung sogar zusätzlich mit einer Spende. Hier sind wirklich alle mit Herzblut dabei!
Für die Ehrenamtlichen geht es nun einmal die Woche in verschiedene Einrichtungen zur Kuschelstunde. Regelmäßig treffen sich die Teams zusätzlich zum Hunde-Stammtisch und tauschen ihre Erfahrungen untereinander aus. Koordiniert werden die Einsätze durch DRK-Initiatorin Tanja Weiler. „Ohne sie würde es das Projekt nicht geben!“, schwärmt Jana und hinterlässt an dieser Stelle ein großes Dankeschön und Lob. Tanja Weiler nimmt Anfragen der Einrichtungen entgegen, ist Ansprechpartnerin für die Teams und ließ sich zusammen mit einer weiteren Hundetrainerin sogar selber zur Ausbilderin zertifizieren, damit sich die Wolfsburger*innen zukünftig an vielen weiteren geschulten Fellnasen erfreuen können. Die Ausbildung geht damit im kommenden Jahr in die nächste Runde. Interessierte Herrchen und Frauchen sollten sich schon jetzt den 5. September 2020 vormerken! Dann findet der nächste Eignungstest statt. Bis dahin verteilen Nick und Daisy weiter fleißig Streicheleinheiten.
Du möchtest zusammen mit deinem Vierbeiner selbst ehrenamtlich aktiv werden oder wünschst dir, dass die Hunde-Teams auch in deiner Einrichtung vorbeischauen? Infos zum Therapiehundeprogramm des DRK Wolfsburg findest du unter: www.drk-wolfsburg-mitte.de/angebote/therapiehunde
WMG, RK
Fotos © WMG, JSG
Ausgabe 10, DEIN WOLFSBURG, 2019
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