Stefan Gelhorn ist der Morning-Man von Radio38 und das Gesicht, pardon: die Stimme des Regionalsenders. Er moderiert die Morgenshow von 5 bis 10 Uhr. Zu keiner anderen Tageszeit hören so viele Menschen Radio38. Wenn sie sich aus dem Bett quälen, im Bad die Zähne putzen oder im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind: Für den guten Start in den Tag ist der Sender ihr treuer Begleiter und somit auch Stefan Gelhorns sympathische Stimme. Der 36-Jährige wohnt in Vorsfelde und ist Protagonist der mit Abstand wichtigsten Sendung auf Frequenz 100,3 MHz. „Was für das Fernsehen 20:15hr ist, ist für das Radio die Morgenschiene: die absolute Primetime“, betont Sascha Polzin, Geschäftsführer und Programmdirektor von Radio38.
Morgens, 2:30 Uhr in Vorsfelde
Wenn wir uns unter der Bettdecke verkriechen, weil die Nacht noch tiefschwarz ist und der Wecker noch lange nicht klingelt, beginnt für Stefan Gelhorn der Tag. Seine Aufwachzeit ist 2:30 Uhr. In der Regel drückt er die Schlummertaste und gönnt sich noch ein paar Minuten. „Ich bin eher so der Snoozer“, sagt Stefan Gelhorn lachend, „um kurz vor 3 Uhr stehe ich dann wirklich auf.“ Natürlich könnte auch er gut einen Morning-Man gebrauchen, um zu solch früher Stunde mit mehr Schwung in den Tag zu starten. Immerhin halten die Straßen eine Belohnung bereit. „Es ist nichts los auf meinem Weg nach Braunschweig ins Medienhaus. Vierzig Minuten bin ich ganz für mich alleine im Auto unterwegs.“
In der Radio38-Redaktion angekommen, ist es nicht anders. Kurz vor Beginn des Sendetags ist er erst einmal auf sich gestellt, denn auch das Redaktionsteam liegt noch im Bett – bis auf den Nachrichtenredakteur, der ihm einen Überblick über die nächtlichen Ereignisse in der Region und der Welt gibt. Stefan Gelhorn macht sich einen Zitronentee und breitet sich dann dort aus, wo er die nächsten Stunden seine Zeit verbringen wird: im Studio, der Kommandobrücke des Moderators. Hier präsentiert Stefan Gelhorn seinen Hörern einen bunten Mix aus Information und Unterhaltung, bietet ihnen das Neueste aus Wetter, Verkehr und Sport. Mit den richtigen Intros für Musiktitel und galanten Überleitungen zu den Beiträgen und O‑Tönen sorgt er für einen perfekten Programmfluss.
Auf den ersten Blick sieht es im Studio ziemlich kompliziert aus. Mehrere Mikrofone, dazu Bildschirme für Song-Playlist und Audiofile-Schnittprogramm sowie das mächtige Mischpult warten auf Befehle, die Stefan Gelhorn routiniert verteilt. Nicht nur für die Moderation ist er verantwortlich, sondern auch für die Technik. Mit den vielen Reglern für Mikros, Kopfhörer und Monitore navigiert er sicher durch seine Sendung. Seine gute Laune ist fester Bestandteil des Programms, denn er fühlt sich genau am richtigen Platz. „Radio machen in meiner Region – das ist genau das, was ich immer machen wollte“, sagt er. „Schon als Kind habe ich gemeinsam mit meinem Bruder unsere Stimmen auf Kassetten aufgenommen und dann Radio mit dem Rekorder gespielt.“
Seit sechs Jahren gibt es Radio38. Die technische Reichweite beträgt 2,9 Millionen, sprich: so viele Menschen können den Sender empfangen, wenn sie wollten. Wollen sie? „Unsere guten Hörerzahlen sind ein Mega-Erfolg“, sagt Sascha Polzin, der eine echte Branchengröße ist und bei mehreren Sendern seine Spuren hinterlassen hat – etwa bei Project 89.0 digital in persona von Mad Dog, die Morgenlatte, sowie bei 89.0 RTL und Radio SAW. „USP von Radio38 ist die Regionalität. Wir sind nahe dran an Politik, Polizei oder Feuerwehr, und das macht es uns leicht, mit den Menschen hier zu sprechen.“ Im Vergleich der erfolgreichsten Sender in unserer Region gebe es keinen echten Spitzenreiter, dafür sei das Rennen viel zu eng – zumindest noch. „Unser Ziel ist es, Marktführer zu sein“, sagt Sascha Polzin so energiegeladen, wie er früher beim American Football für die Wolfsburg Blue Wings seine Gegenspieler niederrang.
Stefan Gelhorn nimmt entscheidenden Anteil daran, dass Radio38 in Zukunft im Sender-Ranking oben landet. Wer morgens die Hörer für sich einnimmt, eröffnet sich die Chance, dass sie dem Programm den ganzen Tag treu bleiben – und schon klettert die Quote. „Der Morning-Man ist der beste Freund des Hörers“, sagt Sascha Polzin. Weil er uns auch darüber auf dem Laufenden hält, dass der VfL am Wochenende in Bestbesetzung aufläuft und es in der Goethestraße blitzt; weil er seinen Blick auf das tagesaktuelle Geschehen mit guten Pointen versieht; und weil wir ihn als unseren Weggenossen einfach nicht missen wollen.
Ein Arbeitstag bei Radio38 geht zu Ende
Wenn die finale Moderation verklungen und die Morningshow zu Ende gegangen ist, ist für Stefan Gelhorn noch nicht Schluss – erst im Anschluss an die Manöverkritik, mit der die Redaktionsleitung und er die Sendung Revue passieren lassen. Außerdem gilt es bereits heute die Sendung von morgen vorzubereiten. Auf dem Heimweg nach Vorsfelde schaltet er, na klar, das Radio ein. Wenn der Song vorbei ist und die Moderation einsetzt, horcht er ganz genau hin, er muss es einfach. Verborgen bleibt ihm nichts. „Das ist eine krasse Berufskrankheit von Moderatoren, dass sie wirklich jede kleine Panne heraushören. Nicht, dass mir das nicht auch schon passiert wäre…“
Das Familienleben
Wer morgens früh moderiert, geht abends früh ins Bett. In der jungen Familie Gelhorn wird deswegen der klassische Eltern-Kind-Konflikt, nämlich das zähe Ringen um die Zubettgehzeit, womöglich nicht in aller Schärfe zum Ausbruch kommen – immerhin ist Vater Stefan für seine kleinen Kinder Henry und Julius ein super Vorbild. „Ich lege mich immer zwischen 19 und 20 Uhr schlafen. Nur manchmal“, sagt er, „da gönne ich mir noch die Tagesschau.“
Und wenn er beim Bäcker seine Brötchen kauft oder an der Tankstellenkasse seinen Sprit bezahlt – erkennt man ihn da? Das nicht, sagt Stefan Gelhorn, der Wiedererkennungswert von Gesichtern aus dem Fernsehen sei doch um einiges höher als der von Stimmen aus dem Radio. „Doch viele, die mich kennenlernen, meinen: ‚Ey, wenn ich deine Stimme so höre – eigentlich hättest du längst beim Radio anfangen sollen‘.“
Mein allererstes Mal bei Radio38
Der Radiohörer ist ein anspruchsvoller Zeitgenosse. Wenn er sich nicht gut unterhalten fühlt, schaltet er einfach ab oder um. Gut also, wenn Radiomoderatoren sich in jeder Situation zurechtfinden und nie um eine Antwort verlegen sind. Stefan Gelhorn haben wir einige verbale Steilvorlagen geliefert mit der Bitte, die Sätze zu vervollständigen.
Als ich im Radio das allererste Mal live auf Sendung ging, war ich… sehr nervös, aber ich fühlte mich auch großartig. Mein erster Song, den ich gespielt habe, war „I predict a Riot“ von Kaiser Chiefs. Werde ich nie vergessen.
Mein größtes Missgeschick im Radio waren… ein paar zu viel gedrückte Knöpfe, die dafür gesorgt haben, dass zwei Werbespots übereinander liefen. Die mussten am Folgetag wiederholt werden.
Wenn ich in meiner Morningshow eine stadtbekannte Persönlichkeit aus Wolfsburg interviewen dürfte, dann wäre das… Ehme de Riese. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, eine Marke und eine der schillerndsten Persönlichkeiten, die ich kenne.
Die wichtigste Grundregel beim Radio lautet… lach nicht über die Hörer, sondern mit den Hörern.
Das Radio ist schlichtweg das beste Medium, weil… es das schnellste ist und wir schon berichten, während Fernsehsender noch die Kamera aufbauen und postieren müssen.
Ausgabe 13, DEIN WOLFSBURG, Sommer 2021