Wenn die Landwirte*innen ab Mai ihre Wiesen mähen, kann das vor allem für die kleinsten Bewohner zum Problem werden. Denn Rehkitze und andere kleine Wildtiere suchen Schutz im hohen Gras und müssen dann rechtzeitig vor den Mähwerken in Sicherheit gebracht werden – dafür sind viele fleißige Helfer*innen gefragt!
Zusammengekauert liegt das kleine Rehkitz im hohen Gras, denn hier hat es die Ricke, wie das Muttertier genannt wird, abgelegt. Im hohen Gras sind die Kleinen in ihren ersten Lebenswochen gut geschützt und sicher vor Fressfeinden. Das Problem: Bis zu vier Wochen nach der Geburt kann der Nachwuchs noch nicht alleine flüchten. Und diese Zeit fällt meist genau in die Monate Mai und Juni, wenn die Landwirte*innen ihre Wiesen mähen, um Heu zu produzieren. Werden die Wildtiere also nicht rechtzeitig gefunden, droht große Gefahr durch die Mähwerke.
Wie viele Rehkitze den Mähwerken jährlich zum Opfer fallen, ist aufgrund fehlender Statistiken und der hohen Dunkelziffer schwer abzuschätzen. Die Deutsche Wildtierstiftung geht laut einer Hochrechnung von fast 100.000 getöteten Kitzen jährlich aus. Doch nicht nur für die kleinen Rehe sind die Mähwerke ein Problem, auch Hasen, Kleinsäuger wie Mäuse oder Maulwürfe, Reptilien oder am Boden brütende Vögel verstecken sich im Gras.
Maßnahmen zum Schutz der Rehkitze vor den Mähwerken
Deshalb ergreifen Landwirte*innen verschiedene Maßnahmen, um die Wiesenbewohner vor den großen Mähwerken zu schützen. Ralph Schräder von der Jägerschaft Wolfsburg erklärt: „Es gibt eine Reihe von sogenannten ‚Vergrämungsmaßnahmen‘, die die Tiere dazu bewegen sollen, die Wiese am Abend vor dem Mähen rechtzeitig zu verlassen. Beispielsweise optische Scheuchen, Blinklampen oder Verstänkerungsmittel, die einen unangenehmen Geruch verbreiten.“
Doch auch diese Mittel bieten keine 100-prozentige Garantie. Vor allem für die Rehkitze, die ja noch nicht selbst flüchten können. Deshalb werden inzwischen zunehmend Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt, die Wildtiere am Boden zuverlässig aufspüren können. Allerdings ist diese Technik für viele Landwirte*innen noch nicht finanzierbar, und solange sind fleißige Helfer*innen gefragt: Eine gängige Lösung ist das gezielte Absuchen durch engagierte Personen, die die Wiese in Menschenketten durchstreifen, am besten schon am frühen Morgen. Wird zum Beispiel ein Rehkitz gefunden, nehmen die Helfer*innen es mit Handschuhen und dicken Grasbüscheln auf und bringen es behutsam an den Rand des Feldes. „Auf diese Weise findet es das Muttertier problemlos wieder, entweder durch Laute oder durch den Geruch“, versichert Schräder.
Diese Einsätze sind allerdings zeitaufwendig und erfordern vor allem eines: Manpower. Und so freuen sich viele Landwirte über Unterstützung von freiwilligen Helfern*innen, die sich für Kitz & Co. engagieren. Jede*r, die*der Lust hat, gut zu Fuß und idealerweise Frühaufsteher*in ist, ist herzlich willkommen. Die Jägerschaft Wolfsburg vermittelt gerne und verteilt engagierte Tierschützer*innen auf diejenigen Landwirte, die Unterstützung benötigen.
WMG
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Jägerschaft Wolfsburg e.V.
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Ausgabe 11, DEIN WOLFSBURG, Sommer 2020