Swimrun – Mit dem Lauf-Trend schwimmen

Im Neopren­anzug laufen und in Laufschuhen schwimmen – ja, richtig gelesen. Swimrun nennt sich diese Sportart, die weltweit immer mehr Menschen begeis­tert. Die Wettkampf­serie Swimrun Urban Challenge bringt den Trend diesen Sommer erneut aus der skandi­na­vi­schen Wildnis mitten ins städti­sche Herz Wolfs­burgs: dem Allerpark. Letztes Jahr holte sich Mirko Appel den Sieg. Damit es auch dieses Jahr klappt, heißt es zum Training: rein in die Laufschuhe und ab ins Wasser.

Denkt Mirko Appel an seinen ersten Swimrun-Wettkampf 2016 in Rheins­berg zurück, fängt er direkt an zu frösteln: Wasser­tem­pe­ra­turen zwischen neun und zwölf Grad, an der Luft war es sogar noch kälter. Da hilft auch ein Neopren­anzug irgend­wann nicht mehr viel. Trotzdem war er nach der absol­vierten Distanz von rund 43,4 Kilome­tern überglück­lich – und seitdem Feuer und Flamme. Eigent­lich ist Appel Triathlet beim VfL Wolfsburg. Auf der Suche nach einer neuen Heraus­for­de­rung stieß er auf die Kombi­na­tion aus Lauf- und Schwimm­stre­cken. Im Wettkampf auf unweg­samem Terrain bleibt keine Zeit für Outfit-Wechsel. Deshalb laufen alle Teilnehmer im Neopren­anzug und schwimmen mit Laufschuhen. „So hat man alles Nötige am Körper. Beim Training absol­viere ich die Diszi­plinen meist einzeln – gehe entweder Schwimmen oder Laufen. Nur alle zwei, drei Wochen ziehe ich das komplette Swimrun-Programm durch. Dafür ist der Allersee perfekt“, erklärt Appel.

Aber wer denkt sich eigent­lich so eine neue Sportart aus? Der Swimrun geht auf die Kappe einer Kneipen­wette von vier Freunden aus Schweden. Sie forderten sich in Teams gegen­seitig heraus. 2006 machten sie daraus einen offizi­ellen Wettkampf. Die Teilnehmer mussten sich dafür in 2er-Teams auf der Original-Strecke der Freunde von Insel zu Insel (Schwe­disch: „Ö till Ö“) querfeldein und durch die Ostsee kämpfen. Daraus hat sich die inter­na­tio­nale Wettkampf­reihe Ötillö World Series entwi­ckelt. Sie hat den Sport weltweit populär gemacht. Immer mehr Menschen möchten sich daran versuchen. Dafür gab es bis vor kurzem in Deutsch­land nicht viele Gelegen­heiten. Erst seit 2017 ermög­licht es die Swimrun Urban Challenge, in ausge­wählten Städten bei einen Swimrun anzutreten. Initia­toren sind die Hamburger Swen Klußmeier und Florian Skiba. Gemeinsam haben sie die Swimrun-Serie aufge­stellt: „Wir organi­sieren die Wettkämpfe neben Family und regulärem Job aus Leiden­schaft am Sport. Umso mehr freut uns das große Interesse.“

Als Austra­gungsort gehört Wolfsburg seit 2018 dazu. Damals setzte sich Appel unter 90 Teilneh­mern durch. Jetzt steht die Titel­ver­tei­di­gung auf dem Programm. Ausge­bremst durch eine Knie-Operation Anfang des Jahres, ist er heute wieder voll im Trainings­modus. „Bei mir hat sich eine Routine aus sechs Tagen Training und einem Ruhetag einge­pen­delt. Pro Woche steht ein langer Lauf von circa 25 bis 35 Kilome­tern an“, erklärt Appel seine persön­li­chen Ziele. Neben Ausdauer trainiert er auch seine Rumpf­mus­ku­latur für mehr Stabi­lität. „Das müsste ich eigent­lich öfter machen, aber ich bin nicht der Typ für Yoga-Matten und lieber draußen unterwegs,“ räumt er ein und schmunzelt.

Die Wettkamp­strecke in Wolfsburg ist knapp 18 Kilometer lang – zwei davon im Wasser und zehn an Land. 15 Mal müssen sich die Teilnehmer ins Wasser stürzen. Die Strecke führt immer wieder durch den Allersee und umlie­gendes Gelände. Es geht durch die grüne Wiese, Wald, Wasser und Sandstrand. „Da die Distanz in Wolfsburg relativ kurz ist, kann ich ein schnelles Tempo anschlagen“, erklärt Appel. Dafür bindet er regel­mäßig Inter­vall­trai­nings mit hoher Geschwin­dig­keit ein. „Schnell“ bedeutet bei ihm: Unter drei Minuten und dreißig Sekunden pro Kilometer – umgerechnet erstaun­liche 17 Kilometer pro Stunde. Um sich an unweg­samen Unter­grund zu gewöhnen, hat er sich in Wolfsburg kleinere Trail-Abschnitte rausge­sucht, die er in sein Training integriert. „In Mörse und Ehmen gibt es passende Pfade sowie am Buchberg und entlang des Hassel­bach­tals im Stadt­forst.“ Dort verläuft seine Lieblings­strecke, bei der er direkt von der Haustür aus starten kann. Eigent­lich trainiert und absol­viert er die Läufe am liebsten im Team. Das macht für ihn auch den Reiz am Swimrun aus: Gemeinsam starten, sich motivieren, leiden und im Ziel jubeln. Bei der Urban Challenge können sowohl Teams als auch Einzel­ath­leten antreten. Der Wettkampf ist auch für Anfänger ideal, die erstmal in den Sport reinschnup­pern wollen und vielleicht noch kein Team haben. „Da mein Teamkol­lege durch eine längere Auslands­reise verhin­dert ist, werde ich wahrschein­lich allein starten“, so Appel. „Ich freue mich darauf, ein paar bekannte und neue Gesichter im Sport zu sehen.“

Weltklasse Wolfs­burger

Gemeinsam mit seinem Teamkol­legen, dem Wolfs­burger Hendrik Fiedler, belegt Mirko Appel aktuell Platz 11 in der Ötillö Weltrang­liste (Stand: Februar 2019). Im letzten Jahr brachen sie bei der Weltmeis­ter­schaft den deutschen Geschwindigkeitsrekord.

Ausrüs­tung beim Swimrun:

  • Körper: Neopren­anzug, Startnummer
  • Für Oben: Badekappe, Schwimmbrille
  • Für Unten: Laufschuhe, Socken
  • Schwimm­hilfen: Pullbuoy, Handpaddle
  • Optional: Verbin­dungs­seil für den Teampartner
  • Bedingung: Ausrüs­tung vom Start muss mit ins Ziel kommen

DEIN WOLFSBURG, 2019

Fotos: © SwimRun Urban Challenge 2018
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