Die Kunst der effizienten Fortbewegung
Parkour ist noch relativ jung, sieht zum Teil spektakulär aus und kommt gut bei Kindern und Jugendlichen an. Vereine wie der VfB Fallersleben haben den Trendsport in ihr Kursangebot aufgenommen und versichern, dass er gefährlicher aussieht als er tatsächlich ist.
Spektakuläres beim Parkour
An Wänden hochlaufen, von Dächern springen, über Mauern hechten, Saltos drehen – all das und noch mehr Spektakuläres kann man beim Parkour sehen. Dennoch sagt Parkour-Trainer Denny Sack:
“Das ist nicht gefährlicher als zum Beispiel Fußball, wo ich mich häufiger verletze.”
Der sportliche Leiter des VfB Fallersleben erklärt die Sportart so:
„Der Grundgedanke ist, möglichst schnell vor irgendwas wegzulaufen – und zwar sicher, sonst bringt das Weglaufen ja nichts.“
Schaut man auf die Internetseite des Deutschen Turner-Bundes, wo Parkour in Deutschland verbandsorganisatorisch angesiedelt ist, heißt es:
„Parkour ist die Art, sich möglichst effizient, nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers fortzubewegen und Hindernisse, die im Wege stehen, fließend zu überwinden. Bewegungsfluss und ‑kontrolle stehen dabei im Vordergrund.“ Parkour werde auch als „Kunst der effizienten Fortbewegung“ bezeichnet.
Nach einer normalen Sportart hört sich das nicht an. Sack bestätigt das und fügt hinzu:
„Es geht im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten nicht darum, sich im Wettbewerb mit anderen zu messen, sondern mehr um den Spaß an der Sache. Auch gibt es kein richtig oder falsch. Jeder kann die Hindernisse, die sich einem in den Weg stellen, überwinden wie er will.“
Sabrina Startz, Leiterin Young Sports Club beim VfB, ergänzt, dass sie auch deswegen Parkour anbieten, gerade weil der Wettkampfgedanke „unseren Eindrücken nach nicht mehr so verbreitet ist bei Kindern und Jugendlichen“. Und wenn jemand mal nicht zum Training kommen könne, sei das überhaupt kein Problem – auch, weil eben kein Wettkampf ansteht, auf den man sich vorbereiten muss. Das alles komme gut an bei Kindern und Jugendlichen, so Startz weiter. Aktuell gebe es vier Parkour-Gruppen mit insgesamt rund 50 Kindern.
Letztlich dürften wohl vor allem spektakuläre Parkour-Szenen in Spielfilmen, Musikvideos, Werbeclips oder Videos bei sozialen Medien wie YouTube dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche seit einigen Jahren verstärkt auf die Sportart aufmerksam werden. Zumal es so gut wie jeder machen kann, sagt VfB-Trainer Sack:
„Man muss nicht schlank sein oder braucht sonst groß eine körperliche Voraussetzung.“
Vorerfahrungen beispielsweise aus dem Turnen würden natürlich helfen, jedoch könne man alles lernen und sich antrainieren, was für Parkour wichtig ist. Es liege nur an jedem selbst, wie gut man werden wolle und dann auch wird. „Wenn die Basics sitzen und man genügend Kraft antrainiert hat, geht es relativ schnell, dass man besser wird“, sagt Sack.
Mit Basics ist unter anderem präzises Springen und Landen gemeint. Das trainieren sie beim VfB zum Beispiel, indem die Kinder in der Sporthalle von einer Linie zu einer anderen springen. Im nächsten Schritt werden in der Halle aufgebaute Hindernisse wie etwa Turngeräte möglichst schnell und sicher überwunden.
„Man kann sich da langsam rantasten“, sagt Sack und betont:
„Wir achten sehr auf Sicherheit und setzen bei den Hindernissen zum Beispiel viele Weichmatten ein, um das Risiko von Verletzungen möglichst gering zu halten.“
Auch würden die Trainer die Kinder gelegentlich bremsen: „Zehnjährige haben oft keine Angst und springen einfach drauf los.“ Letztlich sei „Parkour nur so gefährlich, wie man es sich selbst macht“.
Durch Parkour würden die Kinder besser ihre Grenzen kennenlernen und schnell merken, was sie können und was nicht, sagt Sack. Selbsterfahrung ist also ein zentraler Bestandteil von Parkour. Neben einer gehörigen Dosis Adrenalin, wie der Mittzwanziger berichtet, der 2014 mit der Sportart begann:
„Für einen Salto zum Beispiel kann man vorher ausgiebig bestimmte Grundübungen trainieren. Aber irgendwann muss man sich einfach trauen. Und wenn man es dann schafft, ist das der coolste Moment überhaupt!“
Das Training in der Sporthalle hat letztlich das Ziel, draußen irgendwo an der frischen Luft Hindernisse möglichst gekonnt und sicher zu überwinden. Mit etwas Kreativität sei Parkour fast überall möglich, sagt Sack. Er hat aber noch einen Tipp für alle Parkourläufer, die auch Traceure genannt werden:
„Im Allerpark gibt es viele Stellen, wo das besonders gut geht.“
Tobias Kuske
Parkour ausprobieren im Verein:
Parkour-Training für Kinder und Jugendliche bieten mehrere Wolfsburger Sportvereine an. Hier die jeweiligen Telefonnummern und E‑Mail-Adressen:
- SV Barnstorf: Henning Höwner, 0176 21126852, info@sv-barnstorf.de
- TSV Ehmen: Simone Csontos, 0179 2075364, info@tsv-ehmen.de
- VfB Fallersleben: Sabrina Startz, 0151 27175423, jugendsportclub@vfb-fallersleben.de
- VfL Wolfsburg: Karla Kaufmann, 05371 589652, kc.kaufmann@t‑online.de