Auf dem Bild ist die Künstlerin Ulrike Fehrmann mit einer Ihrer Skulpturen zu sehen.

Ulrike Fehrmann

Werke für die Ewigkeit

Man findet sie nicht auf Kunst­märkten, nicht bei Atelier­be­su­chen, nicht in Ausstel­lungen. Man findet sie an Orten der Stille – in Kirchen­schiffen und Trauer­ka­pellen, wo sie in ihrer Sanftheit, ihrer Beschei­den­heit, ihrer Würde unsagbare Kraft entfalten. Ebenso wie die Künst­lerin Ulrike Fehrmann, die sie geschaffen hat.

Mit 82 Jahren blickt Ulrike Fehrmann auf einen Kanon zurück, der auch sinnstif­tend für ihr Leben war: „Ich wollte immer in die Kunst, musste aber ins Werk – und darüber war ich nicht gerade glücklich“, erzählt sie, aber ohne Anklage, ohne Bitter­keit. Ein Kunst­stu­dium als Frau, das war in den 1950ern im Deutsch­land des Wieder­auf­baus nicht üblich. So entfal­tete sie ihr Talent eben nach Feier­abend, an Wochen­enden, in den Ferien: „Ich habe jahrelang bei einer Bildhauerin gelernt, meine Fähig­keiten erweitert und war 24 Jahre lang als Dozentin in der Volks­hoch­schule tätig.“

Daneben entstanden eine Reihe außer­ge­wöhn­li­cher Arbeiten: Für die Ostkirche in Groß Särchen in der Oberlau­sitz schuf Ulrike Fehrmann mehrere Figuren-Reliefs – als Ersatz für den im Dreißig­jäh­rigen Krieg zerschla­genen Hochaltar. Auch in der Petri-Kirche von Sankt Peters­burg finden sich als Altar­schmuck drei von ihrer Hand gestal­tete, durch­bro­chene Kugeln als Sinnbild für Glaube, Liebe und Hoffnung. In Wolfsburg findet man ihre Arbeiten etwa in der Brack­stedter Johan­nes­ka­pelle und dem Sankt-Marien-Heim in der Teichbreite.

 „Ich habe vor Ort den Gedanken: Hier fehlt etwas. Dann beginne ich mit der Arbeit“, sagt die Bildhauerin. Die nötige Schaf­fens­kraft entwi­ckelt sie in der Ruhe und der Zurück­ge­zo­gen­heit: „Wenn ich künst­le­risch arbeite, trete ich in eine andere Welt hinein. Ich versetze mich in die Zeit, ich entwi­ckele die dem Werk innewoh­nende Symbolik.“ Die stärksten Inspi­ra­tionen sind dabei die Kraft im Glauben, die Liebe zum Leben und der Wunsch, etwas zurück­zu­geben; etwas, das bleibt: „Ich arbeite nicht für den Moment. Ich möchte etwas hinter­lassen, das die Zeiten überdauert.“

Alexander Kales

Ausgabe 11, DEIN WOLFSBURG, 2020

Fotos: © WMG, mscg
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