VfL-Fußball.Akademie – ein gutes Team, auf und neben dem Platz

Wenn man jung ist, hat man noch Träume: Wolfs­burgs beste Nachwuchs­fuß­baller hoffen auf die große Karriere. Doch vor dem Erfolg steht harte Arbeit. Ein Besuch in der VfL-Fußball.Akademie, wo ein starkes Team mit Pablo Thiam (Sport­li­cher Leiter) und Francisco Coppi (Adminis­tra­tiver Leiter) an der Spitze die Talente fit für die Profi-Laufbahn macht – und fürs Leben.

Herr Thiam, wie haben Sie damals den Sprung in den Profi­fuß­ball geschafft?

Meine ganze sport­liche Entwick­lung basierte auf der Fußball­lei­den­schaft meiner Familie und meinem hohen Bewegungs­drang – und darauf, dass ich zu viel Energie hatte. Als ich dann von einem kleinen Verein in die U17 des 1. FC Köln wechselte, hatte ich dort zwei, drei Bezugs­per­sonen, die sich um mich gekümmert haben. Im Prinzip aber war ich mir weiter selbst überlassen. Ich alleine musste dafür sorgen, dass ich sowohl auf dem Platz als auch in der Schule klarkam.

Wie sieht Talent­för­de­rung heute aus?

Heute ist das eine ganz andere Nummer. In der VfL-Fussball.Akademie haben wir neben Trainern auch Pädagogen und Psycho­logen. Dazu kommen die Teams aus Küche, Fahrdienst, Reinigung und viele mehr. Das ist der Aufwand, der nötig ist, um unserem Ziel gerecht zu werden: Wir wollen dabei helfen, junge Spieler zu Fußball­profis zu entwi­ckeln – im besten Fall für die erste Mannschaft des VfL Wolfsburg. Aber wir wollen sie auch aufs Leben vorbereiten.

Welches Konzept steckt dahinter?

In unserem Akademie-Projekt „Lebens.Wert“ haben alle – die Spieler und das ganze Team der Akademie – Werte erarbeitet, die wir gemeinsam vorleben wollen. Auf dem Weg in den Profi­fuß­ball bekommt von uns jeder, was sportlich wichtig ist. Und auch das, was neben dem Platz entschei­dend ist. Nur ein Bruchteil der Talente schafft es in den Profi­fuß­ball. Und nur einige davon kommen so weit, dass sie sich auch nach Ende ihrer Karriere keine finan­zi­ellen Sorgen mehr machen müssen. Priorität haben Schule und Ausbil­dung, deswegen koope­riert unsere Akademie mit der Eichen­dorff­schule und Volks­wagen Group Services.

In welchem Alter beginnt die Talent­för­de­rung beim VfL?

Es fängt in der U11 an und geht bis zur U23. Die jüngeren Jahrgänge sichten wir in Wolfsburg und Umgebung, also auch in Braun­schweig, Gifhorn, Lehre und bis nach Stendal. Ab der U14 beginnen wir, überre­gional zu sichten – die Jungs können aus Hannover, Hamburg oder Berlin kommen. Von der U17 an scouten wir auch inter­na­tional in Ländern der Europäi­schen Union. Und in unserer U19 haben wir sogar einige US-Ameri­kaner dabei. In unserem Internat haben wir 37 Jungs – in 13 Einzel- und 12 Doppel­zim­mern. Dazu kommen 21 Spieler in betreuten WGs.

Was müssen die Talente mitbringen?

Bei den Jüngeren ist es relativ einfach: Wir schauen uns an, ob sie mit ihren Fähig­keiten aus der Alters­gruppe heraus­ste­chen. Je älter der Spieler ist, desto mehr versuchen wir in die Zukunft und auf sein Entwick­lungs­po­ten­zial zu schauen. Unsere Sport­psy­cho­logen nehmen sich viel Zeit, um mit ihnen zu sprechen und zu ergründen: Ist es wirklich der Wunsch des Jungen, Fußball­profi zu werden? Das Wichtigste ist die Eigen­mo­ti­va­tion, es schaffen zu wollen. Erst dann macht es Sinn, ihn zu uns zu holen.

Stichwort Integra­tion: Wie helfen sie auslän­di­schen Spielern, in Wolfsburg Fuß zu fassen?

Das A und O ist es, die deutsche Sprache zu erlernen. Mit „StudyHelp“ haben wir einen Koope­ra­ti­ons­partner, der uns dabei unter­stützt. Mehrmals in der Woche absol­vieren die Spieler Sprach­coa­chings. Da kennen wir kein Pardon, das muss durch­ge­zogen werden und gehört zur ganzheit­li­chen Ausbil­dung dazu.

In der Akademie nehmen Sie jungen Spielern vieles ab, anderer­seits fördern Sie deren
Selbst­stän­dig­keit. Wie schwierig ist dieser Spagat?

Die Akademie schafft den Rahmen, in dem sich die Spieler bewegen können. Ich habe nichts dagegen, den Spielern vieles abzunehmen – aber sie müssen es auch zu wertschätzen wissen. Dazu zählt, dass sie die richtigen Erfah­rungen sammeln. Wir organi­sieren Workshops, wo die Spieler zum Beispiel für wenig Geld einkaufen, für andere kochen und hinterher die Küche saubermachen.

Siezen oder duzen die Spieler Sie?

Manche Spieler sind sehr selbst­be­wusst und kommen sofort mit dem Du, die meisten aber sind ein bisschen vorsich­tiger und siezen mich. Ich bin da völlig entspannt und freue mich, wenn die Spieler mit wichtigen und auch unwich­tigen Themen zu mir kommen. Auf keinen Fall wollen wir den Charakter verändern. Wenn der Spieler ein Querdenker oder Dickschädel ist, sind das vielleicht genau die Eigen­schaften, die ihm später auf dem Platz in wichtigen Spiel­si­tua­tionen weiterhelfen.

Im Werben um die besten Talente: Was spricht für die VfL-Fussball.Akademie?

Wenn wir unterwegs sind und die Jungs und ihre Eltern besuchen, dann stellen wir unsere Arbeit, unsere Konzep­tion und die Akademie genau vor. Auch der VfL, Volks­wagen und die Stadt Wolfsburg sind wichtige Themen. Dass die Stadt nicht so groß ist und die Wege von der Akademie zur Schule und wieder zurück kurz sind, ist ein Riesen­vor­teil für uns. Die Eltern sehen: Das ist ja wunderbar, ich muss mir überhaupt keine Sorgen machen – denn gefühlt weiß ich immer, wo mein Sohn gerade ist. Mit diesem guten Gefühl und unseren Top Möglich­keiten können wir auch größere Vereine ausstechen.

Herr Thiam, woran misst die VfL-Fussball.Akademie ihren Erfolg?

Die ganze Akademie freut sich unheim­lich, wenn einer wie Maximi­lian Arnold oder Robin Knoche Bundes­liga-Spieler beim VfL wird. Aber wir freuen uns auch, wenn Spieler ihre Ausbil­dung gut zu Ende bringen. Wenn aus unseren Jungs vernünf­tige Menschen werden, sie ihren Lebens­un­ter­halt verdienen und eine Familie ernähren können, haben wir viel erreicht. Es kommt immer wieder vor, dass ich auf Ehemalige treffe und sie mir im Rückblick sagen: ‚Danke, das war wirklich toll bei euch in der Akademie. Damals habe ich vieles als selbst­ver­ständ­lich angesehen – aber heute weiß ich, dass die Zeit etwas Beson­deres war.‘

Francesco Coppi und Pablo Thiam © MSCG

Fußball und Schule im Doppelpass

Was sind die drei wichtigsten Dinge im Leben der jungen Kicker der VfLFussball.Akademie? An erster Stelle steht Fußball, an zweiter auch und an dritter Stelle sowieso. Francisco Coppi weiß, wie die Spieler ticken. Und er weiß auch, dass ein zweites Thema ganz nach oben auf die Priori­tä­ten­liste gehört. „Was den Stellen­wert bei uns angeht, stehen Fußball und Schule auf derselben Stufe“, sagt der adminis­tra­tive Leiter der Akademie.


Technik, Taktik und Athletik, dazu Teamgeist, Eigen­ver­ant­wor­tung und Fairness: All das spielt bei der Förderung der Talente eine große Rolle. Doch neben der sport­li­chen Entwick­lung sind auch Mathe, Englisch & Co. wichtige Bestand­teile der Ausbil­dungs­kon­zep­tion beim VfL. Durch die Zusam­men­ar­beit mit der Eichen­dorff­schule, die den Namen Elite­schule des Fußballs trägt, sind Sport und schuli­scher Unter­richt eng mitein­ander verknüpft. Alle 37 Bewohner des Fußball-Internats gehen hier zur Schule – nur einen Steinwurf von der Akademie entfernt. „Diese kurzen Wege sind für uns optimal“, sagt Francisco Coppi.

Das Koope­ra­ti­ons­mo­dell ist darauf ausge­richtet, die fußbal­le­ri­sche und schuli­sche Ausbil­dung in Einklang zu bringen. Zweimal wöchent­lich ermög­licht die Schule den Talenten, auch vormit­tags in der Akademie trainieren zu können. Die versäumten Unter­richts­stunden holen die 15- bis 19-Jährigen in Eigen­in­itia­tive und mit Unter­stüt­zung der Pädagogen*innen nach. Die vielen Trainings­ein­heiten und der umfang­reiche Stunden­plan – diese Doppel­be­las­tung kostet Kraft. „Für die Spieler ist das Pensum enorm“, sagt Francisco Coppi. In Mathe bereitet die Algebra Probleme? Im Englisch­un­ter­richt klappt die Gedicht­ana­lyse nicht? Sechs Akademie-Pädagogen*innen unter­stützen die Jugend­li­chen, die hohen Anfor­de­rungen zu meistern. „Wenn einer Schwie­rig­keiten in der Schule hat, bekommt er von uns neben der gemein­samen Hausauf­ga­ben­be­treuung auch indivi­du­elle Nachhilfe.“

Die Motiva­tion, in der Schule immer den Anschluss zu halten, ist hoch. Wenn jemand die Zügel absicht­lich schleifen lässt, droht auch schon mal ein Trainings­aus­schluss und der Verlust des Kader­platzes für das Ligaspiel am Wochen­ende. Maßnahmen, die ihre abschre­ckende Wirkung nicht verfehlen. Nicht mehr mit den Teamkol­legen auf dem Platz stehen und gegen den Ball treten zu dürfen? „Das“, betont Francisco Coppi, „täte den Jungs richtig weh und will sich keiner antun.“

Alles für das große Ziel

Die Richtungen, aus denen sie kommen, sind grund­ver­schieden. Doch alle drei haben ein gemein­sames Ziel vor Augen: Profi zu werden. Dafür haben Anselmo Garcia McNulty, Mattes Hansen und Kofi Amoako ihr altes Leben gegen ein neues einge­tauscht. „So ist Fußball“, sagt Anselmo, „wer damit nicht umgehen kann, der schafft es nicht.“

Wenn die Klingel das Ende des Unter­richts einläutet und seine Klassen­ka­me­raden sich für den Nachmittag verab­reden, beginnt für Kofi Amoako der Trainingstag. Direkt nach Schul­schluss macht er sich auf zum Hanno­ve­raner Haupt­bahnhof, isst zu Mittag und steigt ein in den Intercity nach Wolfsburg.

Hier wartet der Fahrdienst, der den Neunt­klässler zur VfL-Fußball.Akademie bringt. Raus aus den Klamotten, rein in den Trainings­dress und ab auf den Platz, wo um 16.30 Uhr die Übungs­ein­heit anfängt. Was beim VfL seine Bestim­mung ist? Im Training könne er sich eine Menge aneignen und viel lernen, sagt Kofi, „Kraft, Selbst­be­wusst­sein und Disziplin“. Kurzum: „Ich will besser werden.“

Anders als Kofi, der in Hannover lebt und jeden Wochentag nach Wolfsburg pendelt, wohnt Mattes Hansen im Internat des VfL. Der gebürtige Parchimer hatte eine ganze Reihe von Nachwuchs­leis­tungs­zen­tren genau unter die Lupe genommen und sich vor einem Jahr für die VfL-Fußball.Akademie entschieden. „Hier will ich in meiner Entwick­lung den nächsten Schritt machen“, sagt er.

An die ersten Tage fern seiner Heimat kann Mattes sich gut erinnern. „Am schwersten war es für meine Mutter“, sagt der 16-Jährige lachend. Nachdem er zu Beginn „noch etwas schüch­tern“ gewesen war, schätzt er mittler­weile den großen Vorzug des Intern­at­le­bens. „In der Akademie können wir alle auf einem Haufen sein“, erzählt er. Der große Teil seiner U16 habe hier sein Dach über dem Kopf – eine perfekte Steil­vor­lage für dicke Freundschaften.

Der größte Unter­schied zu seinem alten Fußbal­ler­leben in Mecklen­burg-Vorpom­mern ist, „dass mein Tag jetzt komplett durch­ge­taktet ist“. Nach Frühstück, Schule, Mittag­essen und

Hausauf­gaben geht’s zuerst in den Kraftraum; und dann im Training gibt Mattes hundert Prozent, um sich technisch, taktisch und athle­tisch weiterzuentwickeln.

Das Programm auf und neben dem Platz kostet Kraft. So sehr, „dass ich nach dem Abendbrot meistens auf meinem Bett liege und mich ausruhe“, erzählt Mattes, der in diesem Jahr sein erstes Länder­spiel für Deutsch­land bestritt. Auch der Blond­schopf träumt von einer großen Karriere und weiß, dass es nur wenige schaffen. „Wenn es nicht klappen sollte, dann hat uns der VfL auf das Berufs­leben gut vorbe­reitet.“ Mattes sieht sich für den Fall der Fälle gewappnet. „In der Schule liefere ich ordent­lich ab.“

Mattes Hansen kann seine Familie am Wochen­ende sehen – im Gegensatz zu Anselmo Garcia McNulty, der dafür in ein Flugzeug steigen und mehr als zweitau­send Flugki­lo­meter zu seinem Geburtsort Sevilla zurück­legen muss. Auch besucht der Vertei­diger aus Wolfs­burgs U19 nicht die Eichen­dorff­schule wie Mattes, sondern bewältigt seinen Lernstoff online am Laptop. „Für meine Prüfungen fliege ich dreimal im Jahr nach Spanien“, erzählt er, „und bisher habe ich sie alle bestanden.“

Deutsch versteht er gut, mit dem Sprechen dagegen hapert es noch ein wenig. Um das zu ändern, trainiert der irische Auswahl­spieler nicht nur Dribbeln, Passen und Schießen auf dem Rasen, sondern mit seinen Sprach­leh­rern auch deutsche Vokabeln und Grammatik. Gemeinsam mit dem Finnen Emmanuel Patut bewohnt Anselmo mittler­weile eine WG in der Stadt.

Anders als früher im Internat „kann ich jetzt nicht einfach die Treppe herun­ter­gehen, wo das Essen auf mich wartet“, sagt er lachend. „Ich muss mich jetzt mehr um meinen Alltag kümmern.“ Warum er den Süden Spaniens hinter sich gelassen hat und zum VfL gegangen ist? „Ich wollte eine neue Heraus­for­de­rung und habe sie bekommen. Meine Trainer und Teamkol­legen haben mir von Anfang an bei allem geholfen“, erzählt der 17-Jährige, „ich bin glücklich in Wolfsburg.“

Um 20.36 Uhr rollt Kofi Amoakos Zug im Haupt­bahnhof Hannover ein, wenig später ist er daheim in seinem Zimmer. Bevor er ins Bett geht, nimmt er die Faszi­en­rolle zur Hand. 15 Minuten lang nutzt er das Trainings­gerät, um Oberschenkel, Waden und & Co. zu massieren, das Gewebe zu durch­bluten und den Körper zu regene­rieren. Dann ist sein Trainingstag zu Ende. Bis zum Profi-Fußball, weiß Kofi, „ist es ein langer Weg“.

Das Team hinter dem Team der VfL-Fußball.Akademie

Marcus Baars (Küchen­chef der VfL-Fußball.Akademie): „In unseren Speisen stecken viele Kohlen­hy­drate, Eiweiße und Mineral­stoffe – also all das, was Fußbal­lern Energie gibt. In der Woche gibt’s zweimal Fisch, und an anderen Tagen kommen viel Hühnchen und natürlich jede Menge Nudeln auf den Tisch. Wenn es mittags in der Akademie Spaghetti gibt, dann kommen für insgesamt hundert Portionen 15 Kilogramm zusammen. Wichtig ist mir, dass wir Bio-Produkte einsetzen – das wollen wir künftig ausbauen. Wenn mich einer der Spieler fragt, ob ich nicht öfter Pommes machen könne, antworte ich ihm: Dann darfst du kein Fußballer werden. Doch wenn die Trainer einmal weggucken, kochen wir zur Abwechs­lung auch mal etwas, das auf den ersten
Blick vielleicht nicht so gesund ist (lacht). Die meisten Jungs verbringen in unserer Akademie 200 Tage im Jahr. Deswegen finde ich es gut, wenn sie auch mal etwas bekommen, das sie an
ihr Zuhause erinnert.“

Sven Meirer (Physio­the­ra­peut der VfL-Fußball.Akademie): „Von der U15 an aufwärts hat jede Mannschaft ihren eigenen Physio­the­ra­peuten und meine ist die U17. Ich bin für die Gesund­heit der Spieler verant­wort­lich und arbeite viel mit Screening-Methoden im präven­tiven Bereich, um Verlet­zungs­ri­siken zu senken. Aber natürlich muss ich mich auch um kleine Verlet­zungen wie
Pferde­küsse kümmern und auch um größere. Wenn ich nach einem Kreuz­band­riss sieben, acht Monate lang mehrere Stunden täglich mit jemandem zusam­men­ar­beite und er dann nach
langer Zeit das erste Mal vom Trainer einge­wech­selt wird, ist das etwas ganz Beson­deres für mich: In diesem Moment freut man sich einfach für den Spieler. Früher habe ich in einer ganz
normalen Praxis gearbeitet, und der größte Unter­schied war die Motiva­tion der Patienten. Fußballer arbeiten immer sehr gewis­sen­haft, um schnell auf den Platz zurückzukehren.“

Sabrina Fromme (Sekre­ta­riat der VfL-Fußball.Akademie): „Um unsere Mannschaften herum und zwischen ihnen gibt es sehr viel zu organi­sieren und zu koordi­nieren. Dazu zählt der Kontakt mit Verbänden wie dem Nieder­säch­si­schen Fußball­ver­band und Deutschen Fußball-Bund zur Lizen­zie­rung von Spielern und Ansetzung von Punkt­spielen. Auch die Belegung von Trainings­plätzen der
Akademie, die Abrech­nung von Fahrt­kosten und die Buchung von Bussen, Flugzeugen und natürlich Unter­künften geht über unseren Schreib­tisch. Mittler­weile kenne ich wirklich fast
jedes Hotel in Deutsch­land. Zu den Eltern haben wir einen guten Draht – besonders zu denen von unseren inter­na­tio­nalen Spielern. Wenn ein Trainings­lager oder ein Freund­schafts­spiel in
der Nähe ihrer Heimat angesetzt ist, dann leiten wir von der Anfahrt der Eltern bis zu ihrer Unter­brin­gung alles in die Wege, dass sie ihre Kinder dort sehen können.“

Alfred Müller (Zeugwart der VfL-Fußball.Akademie): „Trikots, Hosen, Schuhe und vieles mehr: Meine Aufgabe ist es unter anderem, die Spiel­uten­si­lien für die U23 bereit­zu­legen – zu den Trainings­ein­heiten und allen Spielen. Ich bereite die Kabinen so vor, dass jeder in seinem Fach das findet, was er benötigt – vor dem Spiel, in der Pause und nach Schluss­pfiff. Wenn die Spieler zu Beginn der Saison neue Sätze Trikots bekommen, müssen diese bestellt und beflockt werden. Zu der Mannschaft habe ich ein gutes Verhältnis. Für sie bin ich auch ein Kumpel und manchmal sogar ein bisschen der Papa – einige Spieler kenne ich seit zehn Jahren. Ich achte auch darauf, dass alle mit anpacken. Bei Auswärts­fahrten ist es die Aufgabe der Mannschaft, die Gastka­bine sauber zu halten und sie wieder ordent­lich zu übergeben. Auch bei den Trainings­la­gern bin ich dabei und unter­stütze ich, wo ich kann. Ich komme viel herum und reise in Länder, die ich sonst nie kennen­lernen würde.“

Jasmin Kitzing (Pädagogin der VfL-Fußball.Akademie): „Viele unserer Spieler sind zum ersten Mal von ihrem Zuhause getrennt. Da ist es klar, dass auch mal jemand Heimweh hat. Wir haben für alle ein offenes Ohr. Mit uns können sie über alles reden, was sie bewegt. Ein riesen­großes Thema ist die Schule: Wir helfen bei Hausauf­gaben, Referaten und bereiten auf Klausuren vor. Und wenn vormit­tags Training statt Unter­richt ist, dann holen wir im Anschluss gemeinsam auf, was sie in der Schule verpasst haben. In der Fußball­welt prasselt vieles auf die Spieler ein, dazu kommt, dass sie im besten Teenager-Alter sind. Deswegen tauschen wir uns eng mit den Eltern aus, damit die Akademie fast wie ein Zuhause für sie wird und sie sich bei uns wohlfühlen. Wenn die Spieler neu sind, sind sie häufig ein wenig irritiert, mit uns über sich und ihr Leben zu reden. Doch dann lernen sie schnell darüber zu reflek­tieren, was ihnen guttut und was nicht.“

Yvonne Westfeld (Wäscherei der VfL-Fußball.Akademie): „In der Wäscherei sind wir zu fünft, denn wir waschen im großen Stil. Von der U14 bis zur U23 kümmern wir uns um die Wäsche aller Mannschaften. Die Trikots, Hosen und Stutzen von 120 Spielern, dazu Regen­ja­cken, Ausgeh­an­züge und vieles mehr: Insgesamt kommen 25 Maschi­nen­la­dungen zusammen – und das jeden Tag.

Wenn unsere Spieler zweimal täglich auf den Trainings­platz gehen, sind es sogar doppelt so viele Ladungen. Wir befüllen vier Wasch­ma­schinen und fünf Trockner, die bis 20 Uhr in einer
Tour laufen und verbrau­chen in der Woche 20 Kilogramm Wasch­pulver. Nach der Wäsche bereiten wir die Sport­klei­dung so vor, dass die Zeugwarte sie mitnehmen und in die Fächer
einsor­tieren können. Was mir an der Akademie gut gefällt, ist der Zusam­men­halt von Jung und Alt. Die jüngsten Spieler sind zwölf Jahre, mein ältester Kollege ist über siebzig – und
alle kommen sehr gut mitein­ander aus.“

Stefan Boysen

Ausgabe 12, DEIN WOLFSBURG, Winter 2020

Fotos: mscg
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