Für die Schule lernen wir? Nein, fürs Leben, und Anna-Lena Leitner und Ilea Melzig sind der beste Beweis. Bei Volkswagen werden die beiden Konstruktionsmechaniker*innen ausgebildet. Ihr wichtigstes Handwerkszeug: Schweißgerät, Säge, Feile – und der Satz des Pythagoras.
Handwerkliches Geschick und technisches Verständnis, dazu räumliches Vorstellungsvermögen und eben auch gute Mathekenntnisse: All das benötigen Anna-Lena und Ilea für ihre Ausbildung. Bei Volkswagen fertigen Konstruktionsmechaniker*innen Bauteile aus Blechen und Stahlprofilen, um sie zu technischen Systemen zu montieren. Kurzum: Mit ihren Konstruktionen sorgen sie dafür, dass Karosserien Gestalt annehmen und die Fahrzeuge in Form kommen.
Zurzeit sind die beiden im zweiten Ausbildungsjahr. Die ersten Monate haben Anna-Lena und Ilea in der Ausbildungswerkstatt verbracht. Hier machen Konstruktionsmechaniker*innen ihre ersten Erfahrungen in der Verarbeitung verschiedener Materialien wie Stahl und Aluminium, um aus ihnen Karosserieteile herstellen zu können. Schweißen, Löten, Kleben: Es gibt viele Techniken, die sie beherrschen müssen. „Unser Beruf ist sehr anspruchsvoll“, sagt Ilea. Natürlich erinnert sie sich noch gut an ihre erste Konstruktion in Eigenregie. „In den ersten Wochen hat jeder von uns seinen eigenen Schraubstock gebaut. So haben wir ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie alles funktioniert.“
Welche Bereiche durchlaufen die beiden Konstruktionsmechaniker*innen?
Mittlerweile sind sie von der Ausbildungswerkstatt dorthin gewechselt, wo im Kundenauftrag geschweißt und gebohrt, geschnitten und zusammengesetzt wird: in die Produktion. In Wolfsburg bildet Volkswagen fast 80 junge Frauen und Männer zu Konstruktionsmechaniker*innen aus. „Nach ihrer Ausbildung gehen viele von ihnen in die Forschung und Entwicklung“, erzählt Ausbilder Stephan Bareis. Hier erfüllen sie eine wichtige Rolle, um neue Lösungen für die Produktion zu entwickeln und Verbesserungen zu ermöglichen.
Jede Woche geht’s von der Werk- auf die Schulbank. In den Berufsbildenden Schulen stehen Fächer wie Mathe und Physik auf dem Stundenplan. Anna-Lena und Ilea lernen, technische Unterlagen zu lesen, selbst zu zeichnen und daraus Bauelemente, Baugruppen und Konstruktionen mit Werkzeug und Maschine herzustellen. Ihre Arbeiten sind millimetergenau, im Fahrzeug müssen die Konstruktionsteile wie angegossen sitzen. Deswegen kommt der gute Pythagoras ins Spiel sowie alte Bekannte aus dem Schulunterricht wie Sinus, Kosinus und Tangens, damit die Auszubildenden den Materialbedarf und Längen, Flächen und Winkel richtig berechnen können.
Früher haben sich die beiden nicht vorstellen können, dass sich ihr Mathewissen einmal als sehr wertvoll erweisen wird. „Ich dachte, dass ich mathematische Funktionen nie mehr brauche“, sagt Anna-Lena lachend, „aber ohne Mathe wäre ich jetzt wirklich aufgeschmissen.“ So fügen sich Schule und Job zusammen – passgenau wie die vielen Bauteile, die die beiden aus Stahl & Co. erschaffen und zu einem Ganzen verbauen. Mit ihrer Ausbildung sind sie rundum zufrieden, sie fühlen sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. „Jeden Tag“, sagt Ilea, „gehe ich gerne zur Arbeit.“
Stefan Boysen
VON BERUF: KONSTRUKTIONSMECHANIKER*IN
Tätigkeiten: Im Mittelpunkt des Berufs stehen Metallkonstruktionen aller Art – von Karosserien über Aufzüge und Schiffe bis hin zu Stahlbrücken. Hierbei gibt es Unterstützung durch große Maschinen, die mit dem Computer bedient werden; und auch die Arbeit mit Hand und Werkzeugen, um Schweißnähte mit dem Hammer zu glätten oder Kanten mit der Feile zu beseitigen.
Bildungsweg: Der praktische Teil der Ausbildung findet im Unternehmen statt, der theoretische in der Berufsschule. Jetzt im zweiten Ausbildungsjahr besuchen Anna-Lena Leitner und Ilea Melzig einmal wöchentlich die Berufsbildenden Schulen 2 in der Kleiststraße. Ihre Ausbildung schließen sie mit einer Facharbeit und Theorieprüfung ab.
Ausbildungsdauer: dreieinhalb Jahre.
Titelbild: © WMG
2019