Immer voll den Durchblick
Spießig und uncool? Das war einmal. Brillen sind modern, schick, elegant und werden sogar von jenen getragen, die gar keine Sehhilfe benötigen. Für die Augenoptiker*innen bedeutet das: Sie brauchen nicht nur handwerkliches Geschick und medizinische Kenntnisse, sondern auch eine Vorliebe für Mode und Design.
Sie tragen tolle Brillen, die perfekt zu ihrem Typ passen.
Dass Sophie Marie Unverzagt und Fenna Drees Gomez gute Botschafterinnen für ihren Beruf sind, erkennt man auf den ersten Blick: Sie tragen tolle Brillen, die perfekt zu ihrem Typ passen. Beide sind mittendrin in ihrer Ausbildung zur Augenoptikerin und fühlen sich richtig wohl. „Dass ich in meinem Beruf kreativ sein und handwerklich arbeiten kann, gefällt mir“, sagt Sophie Marie. Und Fenna ergänzt: „An meiner Ausbildung interessieren mich besonders die gesundheitlichen Aspekte, zum Beispiel der Aufbau und die Funktionsweise des Auges und wie man Augenkrankheiten therapiert.“
Ausbilden lassen sie sich beim Optiker Ehme de Riese. Sie haben sogar ein eigenes Klassenzimmer – denn so nennen die Auszubildenden den Raum, in dem sie sich dreimal wöchentlich treffen und in Rollenspielen die Glas- und Fassungsberatung üben. „Was können wir für den Gast tun? Was erwartet er von seiner Brille? Je öfter wir diese Beratungssituation üben, desto mehr Sicherheit gewinnt man im Kundengespräch“, sagt Ausbilderin Kim Jessica Bröde, für die Einfühlungsvermögen die Schlüsselkompetenz ist. „Standardgespräche gibt es nicht, jeder Gast hat seinen individuellen Bedarf.“
Längst ist die Brille ein Modeaccessoire geworden, und wie bei Hüten, Schlips oder Schuhen kommt es auf den Typ an, wer was tragen kann. „Wer eine runde Gesichtsform hat, sollte besser eine kantige Fassung wählen – sonst wirkt das Gesicht noch runder“, weiß Fenna Drees Gomez. Für Sophie Marie Unverzagt gehört auch die Bestätigung, in Stilfragen gute Antworten zu wissen, zu den Vorzügen ihrer Ausbildung. „Von Gästen bekomme ich positives Feedback, dass sie durch mich genau die richtige Brille gefunden haben. Das ist ein tolles Gefühl.“
Hohen Stellenwert hat die gute alte Handarbeit, nämlich das Schleifen der Brillengläser auf exakt die richtige Form und Größe. „Unter den kreativen Tätigkeiten ist das Glasschleifen mit der Hand die Königsdisziplin“, betont Luca Baldan, der die Brillenmanufaktur von Ehme de Riese leitet. „Man muss Feingefühl und Präzision mitbringen, um das Glas in vielen kleinen Schritten geduldig zu bearbeiten.“
Bestandteil der Ausbildung sind mehrere Werkstattwochen, in denen die Auszubildenden die manuellen Gestaltungsmöglichkeiten und den Umgang mit dem Schleifautomaten lernen. Auch die Graviermaschine zählt zu den Technologien, die Augenoptiker*innen beherrschen. Mit ihr können sie Namen oder Initialen auf dem Bügel verewigen und Brillen persönliche Noten geben.
Klar im Vorteil ist, wer in der Schule bei Mathe und Physik gut aufgepasst hat. Allgemeine Optik ist ein wichtiges Ausbildungsthema und somit auch Brechungsgesetz und prismatische Ablenkung, Gesamtbrechwert und Licht als Welle. Fenna und Sophie Marie besuchen die BBS II Gifhorn, wo sie in Blöcken unterrichtet werden. Zum Ende der Ausbildung legen beide die Gesellinnenprüfung ab, um danach einen von mehreren Karrierewegen einzuschlagen. Sie können den Meisterkurs belegen oder Optometrie studieren, in die Forschung gehen oder sich einem Brillenhersteller anschließen.
Bleibt die Frage: Für wen ist es einfacher, aus dem großen Angebot die richtige Brille herauszusuchen – für die Kundschaft oder für sich selbst? Sophie Marie Unverzagt muss nicht lange überlegen. „Im Auftrag der Gäste fällt mir die Aufgabe um einiges leichter“, gesteht sie lachend. Doch ist die Brille für den eigenen Bedarf schlussendlich gefunden, dann funkt es so richtig und die erste Begegnung markiert den Beginn einer langen, innigen Beziehung. „Als ich meine Brille das erste Mal gesehen habe, da wusste ich sofort: Das ist sie“, sagt Sophie Marie. „Ich habe sie aufgesetzt – und mich auf der Stelle in sie verliebt.“
Stefan Boysen
Weitere Infos:
Tätigkeiten: Glas- und Fassungsberatung, Verkauf von Brillen und Kontaktlinsen, Reparatur von Sehhilfen, Schliff und Montage von Brillengläsern, kaufmännische Arbeiten
Bildungsweg: mind. Realschulabschluss
Ausbildungsdauer: drei Jahre im dualen System
Vielen Dank für den Beitrag zum Beruf des Optikers. Mein Cousin möchte unbedingt Optiker werden, weil er anderen Leuten helfen will, einen unserer wohl wichtigsten Sinne so gut wie möglich einsetzen zu können. Gut zu wissen, dass die Zugangsvoraussetzung mindestens ein Realabschluss ist und die Ausbildung drei Jahre im dualen System dauert.
Mein Sohn interessiert sich für den Beruf des Augenoptikers. Allerdings waren in der Schule Mathematik und Physik nicht gerade seine besten Fächer. Wir werden uns mal beraten lassen, ob die Ausbildung zum Augenoptiker etwas für ihn ist.
Mein Sohn interessierte sich schon immer für Augenoptik. Daher möchte er auch Optiker werden. Ich werde ihm den Beitrag zeigen, da er sehr schön auf das Thema eingeht.
Meine Tochter möchte auch Optikerin werden. Ich finde super, dass auch mehrere Werkstattwochen in der Ausbildung enthalten sind. So wird man auch Handwerklich etwas geschult.
Ich habe beim Autofahren gemerkt, wie wenig ich inzwischen eigentlich sehe. Aus diesem Grund möchte ich mir gerne eine Brille beim Optiker kaufen. Ich wusste ehrlich gesagt auch gar nicht, dass es sich bei dem Augenoptiker um einen Ausbildungsberuf handelt.
Danke für den Beitrag. Gut zu wissen, dass ein Optiker auch für den Schliff und die Montage von Brillengläsern zuständig ist. Ich habe noch ein altes Brillengestell von meiner Mutter, das ich gerne mit neuen Gläsern besetzen würde.