Waldbad

Tief einge­taucht

Himmli­sche Ruhe, frische Luft, sattes Grün: Ein Spazier­gang im Wald tut uns gut. Nicole Schaa macht sich die gesund­heits­för­dernde Wirkung des Waldes auf besondere Art und Weise zunutze: durch das Waldbaden.

Das Waldbaden kommt ganz ohne Badehose aus. Und doch geht es darum, sich frisch zu machen, zu Kräften zu kommen und auch einzu­tau­chen – nämlich in die Atmosphäre des Waldes.

Der Unter­schied zum Waldspa­zier­gang ist, dass wir nicht im flotten Schritt­tempo eine mehrere Kilometer lange Strecke bewäl­tigen oder einige Stunden die freie Natur gegen das enge Wohnzimmer eintau­schen. Anstelle des bloßen Gehens geht es vielmehr um die Achtsam­keit für die Waldum­ge­bung. „Beim Waldbaden nimmt man die Natur mit allen Sinnen wahr. Düfte, Farben und Formen – überall gibt es etwas zu bestaunen. Es ist wirklich faszi­nie­rend“, sagt Nicole Schaa. „Die Achtsam­keit im gesunden Waldklima nützt nicht nur unserer Vitalität, sondern wir finden auch einen besseren Zugang zu uns selbst.“

Ihr ganzes Leben schon hat Nicole Schaa ein beson­deres Verhältnis zum Wald. Als Kind gab es für sie keinen schöneren Spiel­platz, den kompletten Tag konnte sie im Schatten der Baumwipfel ihre Zeit verbringen. Heute erweckt die 48-Jährige in ihren stadt­be­kannten Kinder­bü­chern „Schim­merie Harztropf“ zum Leben, damit die kleine Fee im Wald magische Abenteuer erlebt. Und Nicole Schaa ist Kurslei­terin für Waldbaden, wofür sie die Lehrgänge der Deutschen Akademie für Waldbaden und Gesund­heit (DAWG) besucht hat. Unter dem Namen Shinrin Yoku ist das Eintau­chen in die Natur in Japan weiter verbreitet als hierzu­lande. In Asien beschäf­tigt sich eine ganze Wissen­schaft mit der Waldme­dizin und der heilsamen Wirkung der Wälder auf Körper und Seele.

Schon das Tempo zu zügeln und viel langsamer zu gehen, fällt vielen schwer“, erzählt Nicole Schaa von den Erfah­rungen aus ihren Kursen. Mit Geh‑, Atem- und Achtsam­keits­übungen trainiert sie, „die Sinne mit der Natur zu verbinden und mehr innere Ruhe zu finden“. Ihrer Ansicht nach haben die meisten verlernt, wie sie sich entspannen und erholen können. „Statt­dessen sacken wir abends auf der Couch zusammen, weil wir den ganzen Tag damit beschäf­tigt sind zu funktio­nieren.“ Ein Waldbad verschaffe hier Besserung.

Auch für Kinder sei das Waldbaden eine tolle Sache. „Die haben natürlich Power ohne Ende und würden am liebsten nur durch den Wald rennen“, sagt Nicole Schaa lachend. „Also tigern wir wie die Tiger oder schlei­chen wie die Füchse um die Bäume. Wenn Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen dürfen, können auch sie den Wald mit allen Sinnen entdecken.“

Seitdem es den Menschen gibt, war der Wald immer ein wichtiger Ort für ihn. Deswegen sei es schade, dass mit der Zeit viele Menschen die Beziehung zu ihm verloren hätten, meint Nicole Schaa. Doch gebe es mehrere Möglich­keiten, ihn wieder lieben zu lernen. „Sei es durch ausgie­bige Waldspa­zier­gänge, das Versteck­spielen im Wald mit den eigenen Kindern oder eben das Waldbaden.“

Stefan Boysen

(Ausgabe 13, 2021)

Dieser Artikel ist ein Teil des Top Themas “Natur pur” der 13ten Ausgabe des Bürger­ma­ga­zins. Weitere Artikel aus diesem Top Thema findet ihr hier:

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