Im Gespräch mit Frank Röhrdanz
Nicht nur durch seine Bauvorhaben verleiht er Wolfsburg ein Gesicht, sondern auch durch sein gesellschaftliches Engagement: Frank Röhrdanz, dessen Unternehmensgruppe sich neben der Immobilienentwicklung auch auf den Einzelhandel und den Freizeitbereich erstreckt. Im Interview erläutert der Unternehmer die Beweggründe für seine sozialen Projekte und deren Einfluss auf die Entwicklung und Erlebniswelt von Kindern. Und Frank Röhrdanz verrät, ob es dieses Jahr eine Neuauflage der Weihnachtsbaum-Aktion geben wird.
Herr Röhrdanz, Sie sind oft unterwegs und repräsentieren Wolfsburg überall. Kommt Ihre Heimatstadt ins Gespräch, wenn Sie neue Kontakte mit Geschäftspartnern knüpfen?
Häufig ist die erste Frage, die mir gestellt wird, ob ich in der Automobilindustrie tätig sei. Ich antworte dann, dass Wolfsburg nicht nur die Heimat von Volkswagen ist, sondern auch von vielen erfolgreichen mittelständischen Unternehmen. Wolfsburg ist eine tolle Stadt. Wenn ich Gäste habe und ihnen das historische Alt-Wolfsburg mit seinem Schloss und das moderne Wolfsburg mit Autostadt und dem Allerpark zeige, ist es immer schön zu sehen, wie überrascht die Menschen von dem sind, was die Stadt alles zu bieten hat.
Sie setzen sich ja nicht nur für das Image von Wolfsburg ein, sondern auch dafür, dass es den Menschen hier gut geht. Was hat Sie eigentlich dazu motiviert, sich so sehr in sozialen Projekten zu engagieren?
Es ist für mich unerträglich, dass es in Wolfsburg viele hilfsbedürftige Kinder gibt. Ich will etwas tun, um ihre Situation gemeinsam mit Partnern zu verbessern. Als unsere Unternehmensgruppe mit dem VfL Wolfsburg eine Partnerschaft einging, war es mir wichtig, dass auch soziale Projekte ein wichtiger Bestandteil dieser Kooperation sind. So haben wir es ermöglicht, dass 1.000 Kinder kostenlos ins Stadion kommen konnten.
Welches Ihrer Projekte erzielt die größte positive Wirkung?
Alles begann ja während der Corona-Pandemie mit ‘Schenke ein Lächeln’. Mit Unterstützung prominenter Botschafter wie Udo Lindenberg, Christian Lindner und Dieter Hallervorden haben wir an Obdachlose Tausende Masken spenden können, die mit einem Lächeln bedruckt waren. Heute konzentrieren wir uns mit unserer Initiative darauf, hilfsbedürftigen Kindern nachhaltig zu helfen. Was viele dringend brauchen, ist Zuversicht und Mut.
Wie können Kinder zuversichtlicher und mutiger werden?
Wir schaffen für die Kinder positive Erlebnisse, die ihnen Glücksmomente bescheren und sie einfach Kind sein lassen. Als wir von unserem Ausflug zum Starlight-Express-Musical zurückgekehrt waren, kam eine Mutter auf mich zu und sagte, dass ihr Kind seit langer Zeit endlich mal wieder richtig gelacht habe. Kinder aus der Ukraine, die wirklich Schlimmes erlebt haben und nun bei uns vor großen Herausforderungen mit Integration und Sprache stehen, waren mit ‘Schenke ein Lächeln’ zum ersten Mal in einem Freizeitpark. Solche Momente sind enorm wichtig, um Kinder aus ihrem Alltag zu holen und ihnen Kraft für neue Dinge zu geben.
Wie erweitern Sie diese Erlebnisse, um den Kindern langfristig zu helfen?
Wir bieten Schwimm- und auch Selbstverteidigungskurse speziell für Mädchen an. Flüchtlingskinder bekommen digitale Lernstifte, die das spielerische Erlernen der Sprache vereinfachen. All diese Kurse haben wir ins Leben gerufen, um auch nach Wolfsburg geflüchteten Kindern zu helfen, sich weiterzuentwickeln und selbstbewusster durchs Leben zu gehen. Dabei ist es wichtig, dass ukrainische oder syrische Kinder auch mit deutschen Kindern zusammenkommen und gemeinsam Spaß haben.
Was genau beinhaltet Ihr Engagement mit ‘Schenke ein Lächeln PETS’ für Tiere in Not?
Unser Projekt unterstützt Tierärzte dabei, Hunde von Obdachlosen medizinisch zu versorgen, insbesondere durch Impfungen. Zudem retten wir auf den Rückfahrten unserer Hilfslieferungen in die Ukraine streunende Hunde. Der Krieg hat viele Tiere obdachlos gemacht, da sich ihre Besitzer nicht mehr um sie kümmern können. Ganz aktuell konnten wir mit der Klitschko Foundation nun eine enge Zusammenarbeit für die Versorgung in der Ostukraine organisieren. Mit Fressnapf werden wir jeden Monat einen LKW Hunde- und Katzenfutter in das Krisengebiet liefern.
Wird es dieses Jahr wieder Ihre Weihnachtsbaum-Aktion geben?
Ja, wir planen, das nicht nur zu wiederholen, sondern auch zu erweitern: Wir möchten nicht nur einen Weihnachtsbaum, sondern, wenn wir genug Unterstützer finden, eine ganze Allee.
Was genau steckt hinter der Aktion?
Sierichtet sich vor allem an Kinder in Flüchtlingsunterkünften. Wir sammeln ihre Weihnachtswünsche und hängen diese auf Wunschzetteln an die Weihnachtsbäume. Jeder kann dann einen Wunschzettel wählen und den darauf vermerkten Wunsch erfüllen.
Was ist Ihnen dabei letztes Jahr in Erinnerung geblieben?
Besonders schön fand ich den Moment, als sich ein Kind eine Winterjacke gewünscht hatte und ein Spender nicht nur die Jacke, sondern zusätzlich ein Spielzeug dazu gelegt hatte.
Herr Röhrdanz, womit bringt man sie eigentlich zum Lächeln?
Wenn sich viele Privatpersonen und Unternehmen aus Wolfsburg bei unserer Weihnachtsbaum-Aktion engagieren würden. Unser Ziel ist es, rund 500 Geschenke zu sammeln, das entspräche etwa zehn Bäumen. Wir möchten erreichen, dass kein Kind in Wolfsburg an Weihnachten ohne Geschenk ist.
Stefan Boysen
11/2024
Beitragsbild: Weihnachtswunschbaum © Schenke ein Lächeln