Die Eine für alles
Um Tickets für den Bus zu kaufen, die Wetteraussichten zu checken oder freie E‑Ladesäulen zu finden: Es gibt viele Apps, die das Leben einfacher und bequemer machen. Genauer gesagt: zu viele, denn unser Smartphone wirkt zunehmend unaufgeräumt. Ist es also gut, dass sich auch die Stadt Wolfsburg mit einer neuen App an uns wendet? Ja, denn sie wird dafür sorgen, dass wir uns viele Anwendungen auf dem Handy sparen können – und das Leben tatsächlich smarter wird.
„Unsere Vision ist, dass die Menschen all das, was sie in ihrer Stadt tun können, mit der Wolfsburg-App erledigen“, sagt Dr. Sascha Hemmen, der das Referat Digitalisierung und Wirtschaft leitet.
Um alle Funktionalitäten zu nutzen, wird man sich nur einmal mit dem Bürgerkonto in der App anmelden. Alles aus einem Guss – das ist oberstes Design-Prinzip.
Welche Funktionalitäten wird die App bieten? Zu den ersten Diensten wird der Mängelmelder zählen, mit dem man die Stadt über umgefallene Straßenschilder oder defekte Mülleimer informieren kann. Auch das Ticketing für die Schwimmbäder und die EisArena sowie die Lokalisierung von E‑Ladesäulen soll die erste Version der App beinhalten. Nach und nach werden weitere Services dazukommen – zur Kommunikation, Information und Teilhabe.
Die App wird vom Förderprogramm Modellprojekte Smart Cities des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) finanziert. Sie ist eines der Projekte, die unter dem Dach von #WolfsburgDigital gedeihen.
An der Initiative der Stadt Wolfsburg und der Volkswagen AG beteiligt sich eine Reihe von Partnern – darunter die Stadtwerke Wolfsburg, die für die Entwicklung der offenen Datenplattform verantwortlich sind.
Dieser Datenpool ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Smart City Wolfsburg. Inhalte sind Informationen über Umwelt und Wetter, über Mobilität und Verkehr, über Handel, Bildung und Verwaltung – eben all die Daten, die die Stadt hervorbringt und die den Menschen zugutekommen können.
„Ein Beispiel ist die Push-Nachricht, mit der uns die Wolfsburg-App daran erinnert, dass an unserer Straße morgen die Mülltonnen geleert werden“, erklärt Dalibor Dreznjak, Leiter der Unternehmensentwicklung der Stadtwerke Wolfsburg.
Auch Füllstandsanzeigen von Papiercontainern können sich aus diesen Daten speisen und die Gewissheit geben, dass unser Gang dorthin nicht umsonst sein wird.
„Bei der offenen Datenplattform geht es also nicht um personenbezogene Daten“, betont Dalibor Dreznjak. Sondern um Informationen, die frei zugänglich sind und der Öffentlichkeit einen Mehrwert bieten.
Dass Wolfsburg beim Aufbau der App mit den Städten Solingen und Remscheid zusammenarbeitet, ist ungewöhnlich – zumindest auf den ersten Blick. Beim näheren Hinschauen ergibt die Partnerschaft Sinn, denn alle drei Städte entwickeln ihre eigene Smart-City-App. Erfahrungen aus dem Entwicklungsprozess und sich bewährende Bedienprinzipien und ‑elemente teilen sie mit ihren Partnern. „Fast keine Stadt hat genug Power, um ganz alleine eine solche App zu entwickeln und zu betreiben“, sagt Sascha Hemmen.
Zumal die Städte sich durch das Bündeln von Kräften die Chance eröffnen, ihre digitale Eigenverantwortlichkeit zu wahren und unabhängig zu bleiben von weltweit agierenden Spezialisten im Sammeln und Aufbereiten von Daten wie Google & Co. „Wenn wir uns nicht auf ewig einem solchen Global Player ausliefern wollen, dann bedeutet das, dass wir unsere eigene Infrastruktur aufbauen müssen“, sagt Sascha Hemmen. „Auch das ist ein wichtiges Ziel der Entwicklungspartnerschaft: unsere Souveränität zu behalten.“
Klar ist, dass die Wolfsburg-App ganz anders aussehen wird als die in Solingen und Remscheid. „Jede Stadt hat ihren eigenen Fokus. Wolfsburg etwa legt viel Wert auf Mobilität.“
Bis die Wolfsburg-App ausgereift ist, wird es Geduld brauchen, betonen die Macher. Die App ist ein Langzeitprojekt und wird die Stadt viele Jahre beschäftigen. Gut möglich, dass im Drei-Monats-Rhythmus neue Versionen veröffentlicht werden – mit neuen Diensten und Inhalten.
Dalibor Dreznjak zieht einen Vergleich aus dem Sport heran. „Mit nur einer App und nur einer Anmeldung alles erledigen zu können, was mich in der Stadt interessiert – das ist Champions League.“ Wie ein Fußballteam, das klein anfängt, sich ein hohes Ziel setzt und mit jeder neuen Saison dazulernt, bis es schlussendlich zu den Besten zählt – auf diesem Weg sieht er auch seine Mannschaft.
Wie die Fußballer sind auch die Entwickler auf Unterstützung angewiesen. „Es wird spannend für die Wolfsburgerinnen und Wolfsburger sein, sich an der Entwicklung der App zu beteiligen und uns Feedback zu geben“, sagt Sascha Hemmen und ergänzt: „Für Wünsche sind wir immer offen.“
Stefan Boysen
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