Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten

VON BERUF: POLIZIST*IN

Alles bleibt anders

Krimi­na­li­täts­be­kämp­fung und Verkehrs­über­wa­chung, Landes­be­reit­schaft und Wasser­schutz, Spezi­al­ein­satz­kom­mando und Hubschrau­ber­staffel – für eine*n Polizisten*in gibt es viele verschie­dene Einsatz­ge­biete. Die Ausbil­dung steht dem in nichts nach. Sie ist: außer­ge­wöhn­lich vielseitig. Und hält jede Woche Neues für die Auszu­bil­denden bereit.

Was braucht man, um eine gute Polizistin / ein guter Polizist zu sein? Eine ganze Menge. Eine gute Polizistin / ein guter Polizist muss ein Spuren­bild lesen können. Unser Rechts­system kennen. Und man muss natürlich topfit sein. „Und wir brauchen kommu­ni­ka­tive Fähig­keiten, sie sind das Wichtigste für uns“, betont Alexander, „allein mit den richtigen Worten lassen sich viele Konflikte lösen.“

Er und seine Kollegin Ramona sprechen mit uns über ihre damalige Ausbil­dung zur/zum Polizeivollzugsbeamtin/Polizeivollzugsbeamten. Wobei: Eigent­lich waren die beiden während unseres Gesprächs Studie­rende an der Polizei­aka­demie Nieder­sachsen, wo sie den Bachelor machen. Die Theorie lernen die beiden an den Akade­mie­stand­orten Hann. Münden und Nienburg, die Praxis im Polizei­dienst – so lautet der Fahrplan für drei Jahre. Ramona gefällt, dass in die Ausbil­dung nie Alltag einkehrt und alles anders bleibt. „Unser Stunden­plan ändert sich wirklich jede Woche“, sagt sie.

Von Straf‑, über Verkehrs- bis Verfas­sungs­recht, von Ethik über Spuren­si­che­rung bis hin zu Konflikt­be­wäl­ti­gung: Der Unter­richt an der Akademie umfasst eine lange Reihe von Fächern, Themen, Lernin­halten. Um ihren Ausbil­dungs­platz zu bekommen, haben die beiden mehrere Hürden überwunden: den Sporttest, das Interview vor der Auswahl­kom­mis­sion, die polizei­ärzt­liche Unter­su­chung. Auch ein compu­ter­un­ter­stützter Eignungs­test war Bestand­teil des Auswahl­ver­fah­rens. Vier Stunden mussten Ramona und Alexander ihr Gedächtnis anstrengen, ihre sprach­li­chen Quali­täten unter Beweis stellen, kombi­nieren, herleiten, schluss­fol­gern, erinnern sie sich.

Das hört sich stressig an? Das soll es auch sein – denn auch der Job wird die beiden immer wieder vor neue Situa­tionen stellen, in denen sie Umsicht zeigen und die richtige Lösung finden müssen. Um im Auswahl­ver­fahren eine gute Figur abzugeben, empfiehlt es sich, sich nie aus der Ruhe bringen zu lassen. Neben Selbst­dis­zi­plin hilft auch der Griff ins Regal. Es gibt Bücher, mit denen man für die Bewerbung trainieren kann.

Was macht das Studium bei der Polizei so interessant?

Thomas, Polizei­be­amter bei Polizei­in­spek­tion Wolfsburg-Helmstedt, nennt drei Gründe: „Keine Studi­en­ge­bühren, tausend Euro Gehalt pro Monat und die Übernah­me­ga­rantie nach erfolg­rei­chem Abschluss.“ Auch das Fahrsicherheits‑, Schieß- und Einsatz­trai­ning sind ein echtes Pfund, weil man sich hier ganz besondere Fähig­keiten aneignen können. Dazu zählen Eingriffs­tech­niken, Selbst­ver­tei­di­gungs­künste und natürlich der Umgang mit der Dienst­pis­tole. „Jeder von uns wünscht sich, sie niemals einsetzen zu müssen“, sagt Alexander. Die wichtigste Aufgabe der Waffe: „Sie gibt uns Sicherheit.“

In der Wolfs­burger Polizei­di­rek­tion waren die beiden, um ihr erstes großes Dienst­prak­tikum zu machen. Eine Schlä­gerei verur­sachte den ersten Einsatz von Ramona; Alexander rückte wegen eines Parkplatz­streits aus, in dem sich zwei Kontra­henten Belei­di­gungen an den Kopf warfen. „Was man in solchen Situa­tionen braucht, damit sie nicht noch weiter eskalieren, ist ein hohes Maß an Selbst­be­wusst­sein“, sagt Ramona. „Und Empathie“, ergänzt Alexander.

Viel mehr als die Dienst­waffe hilft den beiden das Talent, sich in andere hinein­ver­setzen zu können, die Perspek­tive zu wechseln, den Sachver­halt aus anderen Augen zu betrachten. Um mit den richtigen Worten und im richtigen Tonfall Konflikte zu entschärfen. Um die sozialen Kompe­tenzen und kommu­ni­ka­tiven Fähig­keiten weiter­zu­ent­wi­ckeln, spielt die Psycho­logie eine wichtige Rolle in der Ausbil­dung. „Und inter­kul­tu­relles Training, damit wir auch andere Kulturen besser verstehen können“, sagt Alexander.

Was das Mitein­ander mit den Menschen angeht, hat Ramona bisher viele gute Erfah­rungen gemacht. Ist doch klar, dass nicht jeder begeis­tert ist, wenn er in eine Verkehrs­kon­trolle gerät, erzählt sie. Doch in vielen Fällen entwi­ckeln sich bei der Begegnung von Polizist*in und Bürger*in „richtig gute Gespräche“. Und dann gibt es da ja noch die größten und treuesten Fans der Polizei: die Kinder. Wenn Alexander im Außen­dienst seine blaue Standard­uni­form trägt, dann schnellen die Köpfe der Mädchen und Jungen hoch. „Wenn die Kinder mich sehen und mir lachend zuwinken, dann freue ich mich jedes Mal.“

Tätig­keiten: Der Polizist ist Helfer in der Not, sein Aufga­ben­be­reich groß: Er wird gebraucht bei Verkehrs­un­fällen und Hausfrie­dens­bruch, bei Diebstahl und Mord. Polizisten schützen die öffent­liche Ordnung, wehren Gefahren ab, verfolgen Straftaten.

Ausbil­dung: Der Bachelor-Studi­en­gang an der Polizei­aka­demie Nieder­sachsen bereitet die Auszu­bil­denden insbe­son­dere auf den Einsatz- und Strei­fen­dienst und den krimi­nal­po­li­zei­li­chen Ermitt­lungs­dienst vor. Das Studium bietet einen Mix aus Wissen­schaft und Praxis und endet mit der Bache­lor­ar­beit und der mündli­chen Prüfung. Der erfolg­reiche Abschluss an der Polizei­aka­demie ist einem Hochschul­ab­schluss gleichgestellt.

Ausbil­dungs­dauer: drei Jahre.

Twitter­zei­chen:  @Polizei_WOB

Stephan Boysen

DEIN WOLFSBURG, Ausgabe 5
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