Ausbildung zum Feuerwehrmann

Feuer und Flamme

Wenn ich groß bin, dann will ich Feuer­wehr­mann werden – so wie mein Papa. Als Kind hat sich Maximi­lian Bednorz nichts sehnli­cher gewünscht. Dass sich sein Kindheits­wunsch erfüllt, hat sich seiner Zielstre­big­keit zu verdanken. Und seiner festen Überzeu­gung, dass der Beruf wie für seinen Vater auch für ihn genau das Richtige ist.

Leute, es geht los!“ Sein erstes Feuer wird Maximi­lian Bednorz nie vergessen. Wie er mit seinen Kollegen auf dem Lösch­grup­pen­fahr­zeug zur Brand­stelle braust; wie der Dachstuhl in der Innen­stadt lichterloh brennt; und wie er mit der Wärme­bild­ka­mera ausge­rüstet das Haus betritt, um es nach Glutnes­tern abzusu­chen. Als der Brand gelöscht und die Situation unter Kontrolle ist, klopfen ihm die Kollegen auf die Schulter: Feuer­taufe bestanden. „Das“, sagt Maximi­lian, „war ein gutes Gefühl.“

Maximi­lian steckt mitten­drin in der Ausbil­dung zum Berufs­feu­er­wehr­mann – zwei Lehrjahre, die er sich hart erkämpft hat. Feuer­wehr­leute müssen einiges aushalten können. So auch der 22-Jährige, der seine besondere Fitness im Auswahl­ver­fahren unter Beweis stellen musste. Seinen Auftritt am entschei­denden Tag hatte er von langer Hand geplant. „Ich habe viel Zeit in die Vorbe­rei­tung inves­tiert und früh mit Schwimmen, Kraft- und Ausdau­er­sport angefangen. Das Training war mir so wichtig, dass ich sogar meine Freund­schaften vernach­läs­sigt habe.“

Das ausgie­bige Programm hat sich ausge­zahlt. Am Prüfungstag meisterte Maximi­lian alle Anfor­de­rungen – darunter auch das Drehlei­ter­steigen 30 Meter über dem Boden. Weil er auch den schrift­li­chen Einstel­lungs­test und das persön­liche Gespräch erfolg­reich bewäl­tigte, landete wenig später die heißer-sehnte Mittei­lung im heimi­schen Brief­kasten in Barnstorf: die Zusage der Stadt Wolfsburg. „Ich war einfach nur glücklich und habe geschrien vor Freude“, sagt Maximilian.

in neuer Rhythmus hält seitdem Einzug in sein Leben: der 24-Stunden-Takt. So lange dauert der Arbeitstag auf der Feuer- und Rettungs­wache in der Diesel­straße im Stadtteil Heßlingen. Um kurz vor 8 Uhr beginnt der Dienst. Lösch­fahr­zeug und Rettungs­wagen, Leitern und Pumpen, Feuer­wehr­leinen und natürlich die persön­liche Schutz­aus­rüs­tung: Zu Beginn des Tages warten jede Menge Fahrzeuge und Geräte, die geprüft und gepflegt werden müssen – es sei denn, es kommt ein Einsatz dazwi­schen. Dann lässt er alles stehen und liegen.

Feuer­wehr­frauen und Feuer­wehr­männer gehen da rein, wo andere heraus­rennen
– obwohl sie nicht wissen, was sie drinnen erwartet.“ 

Maximi­lian Bednorz

In seiner Ausbil­dung lernt er, mit dieser Heraus­for­de­rung umzugehen. Er trainiert, das Atemschutz­gerät zu gebrau­chen; seinen verlän­gerten Arm einzu­setzen – die Feuer­wehraxt; und brennende Wohnungen nach Personen zu durch­su­chen. Selbst dann, wenn er die eigene Hand vor Augen nicht sieht, weil der Rauch so dicht ist. Und er bringt sich bei, seine Grenzen zu erkennen: bis hierhin und nicht weiter. „Ein Feuer­wehr­mann“, unter­streicht Maximi­lian, „sollte nie mit seinem Leben und mit dem seiner Kollegen spielen.“

Mehr als 13.000 Mal musste die Berufs­feu­er­wehr Wolfsburg im vergan­genen Jahr ausrücken. Die Anzahl der Brände: 700. Das zeigt, dass Maximi­lians Aufga­ben­be­reich weit über die Brand­be­kämp­fung hinaus­geht. Ölspuren auf der Straße absichern; Türen öffnen, um Menschen aus missli­cher Lage zu befreien; Schäden nach Sturm oder Stark­regen besei­tigen: Diese techni­schen Hilfe­leis­tungen gehören zu den Pflichten des Feuer­wehr­manns, „um Gefahr für Leib und Leben abzuwehren“, erklärt Maximilian.

Es gibt Situa­tionen, die Feuer­wehr­leuten alles abver­langen – nicht nur körper­lich, sondern auch emotional. Nämlich dann, wenn sie Schwer­ver­letzte oder Tote aus verun­glückten Fahrzeugen retten oder bergen müssen. Das sind Erfah­rungen, die schwer auf der Seele lasten können. „Wichtig ist, die Erleb­nisse auf keinen Fall herunter-zuschlu­cken, sondern darüber zu reden.“ Die Einsatz­nach­sorge der Berufs­feu­er­wehr Wolfsburg ist dazu da, solche Belas­tungen zu verar­beiten. Und dann ist da ja auch noch sein Team. Den ganzen Tag in der Gruppe zu verbringen und in der Bereit­schafts­zeit gemeinsam zu kochen, Sport zu treiben und die Nacht unter einem Dach zu verbringen – das schweißt zusammen. „Wir haben eine tolle Kolleg­schaft“, sagt Maximi­lian. Die ist nötig, um die Einsätze erfolg­reich zu bewäl­tigen. Einzel­kämpfer sind bei der Feuerwehr fehl am Platze.

Zwei Tage hat er frei, wenn sein Dienst auf der Wache nach 24 Stunden endet. „Mir gefallen diese Arbeits­zeiten.“ Weil sie ihm den Freiraum geben, auch in der Freizeit seiner Berufung nachzu­gehen – nämlich seinen Wissens­schatz mit Kindern und Jugend­li­chen der Freiwil­ligen Feuerwehr zu teilen. Maximi­lian: „Berufs­feu­er­wehr­mann werden: Diese Entschei­dung habe ich aus absoluter Überzeu­gung getroffen. Dass ich mich in meiner Heimat­stadt Wolfsburg ausbilden lassen kann, ist ein absoluter Traum.“

Neben dem Löschen von Bränden hat der Berufs­feu­er­wehr­mann viele weitere Pflichten. Löschen, retten, bergen, schützen: Mit diesen Schlag­wör­tern lässt sich sein Aufga­ben­be­reich beschreiben.

Einblick in die Praxis bekommt Maximi­lian Bednorz bei den Wachprak­tika auf der Feuer­wache, dort lernt er größten­teils auch die Theorie – ergänzt durch Lehrgänge an der nieder­säch­si­schen Landes­feu­er­wehr­schule in Celle. Einen Teil der Ausbil­dung verbringt er auf der Rettungs­dienst­schule Braun­schweig, denn jeder Berufs­feu­er­wehr­mann muss über die Quali­fi­ka­tion zum Notfall­sa­ni­täter, früher Rettungs­sa­ni­täter, verfügen. Eine wichtige Zulas­sungs­vor­aus­set­zung für den Beruf: die Ausbil­dung in einem Handwerk. Maximi­lian ist gelernter Tischler.

Zwei Jahre.

Ausgabe 3 Dein Wolfsburg, 2016

Bilder: © WMG Wolfsburg
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