Zugegeben, Made in Wolfsburg ist kein prestigeträchtiges Etikett, das auf eine Verpackung geklebt wird und Menschen aus nah und fern verrät: Dieses Produkt stammt aus unserer Stadt und ist allein aus diesem Grund lecker, schick oder edel. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Denn dass es lokale Erzeugnisse gibt, die original Wolfsburg sind, steht außer Frage. Als wir uns auf die Suche nach ihnen machten, waren wir selbst überrascht, wie viele tolle Produkte wir ausfindig machen konnten. Die einen etabliert und bekannt, die anderen auf dem Weg dorthin und bis dato echte Geheimtipps. Und was unsere Titelgeschichte noch schöner und lesenswerter macht:
Hinter allen Waren und kreative Erzeugnisse stehen interessante Persönlichkeiten. Made in Wolfsburg sind nicht nur die Erzeugnisse, sondern auch die Menschen, die in unserer Stadt zu Hause sind. Übrigens: Bald ist Weihnachten. Und es wäre doch gelacht, wenn sich auf den kommenden Seiten nicht etwas finden ließe, was sich unterm Baum als Präsent mit Schleifchen drumherum richtig gut machen würde. Viel Spaß beim Bummeln durch unsere Artikel!
Amsel Kaffee
Kaffee am Bett
Im unscheinbaren Amselweg in Wolfsburg würde kein Ortsfremder eine besondere Lokalität suchen. Schon gar nicht ein Café mit großem Garten und eine Kaffeerösterei. Doch unterdessen hat sich das „Amsel Kaffee“ herumgesprochen. Sebastian Fork betreibt dieses Café seit 2018.
Der Kaffeeröster ist in Sachen Kaffee schon in ganz Deutschland herumgekommen. Studiert hat er Lebensmittelmanagement in Triesdorf – wohl einer der kleinsten Studienorte überhaupt. Dort begann seine Leidenschaft für den Kaffee, die er bei der traditionellen Rösterei Minges in Bamberg im Qualitätsmanagement und bei der Ausarbeitung von Rezepturen fortsetzte. Es darf verraten werden, dass er bei der Entwicklung der Nespresso-Produkte mitgewirkt hat.
Nach mehreren Jahren in Bayern merkte er indes, dass ihn eine unerklärliche Sehnsucht zurück in seine Heimatstadt Wolfsburg zog. Kurzerhand suchte er nach einem Ort, der einerseits „gastrostark“ und andererseits für das Handwerk Kaffeerösten geeignet ist. Und er wurde fündig. Das ehemalige Vereinsheim des Aeroclubs, in dem Segelflugzeuge gewartet wurden, vereinte alle Bedingungen für seine vielfältigen Pläne. Dazu gleich mehr.
Ein halbes Jahr hat er die langgestreckte Immobilie – in der seinerzeit die Flügel der Flugzeuge repariert wurden – geschrubbt, entrümpelt, umgebaut und neu gestaltet. Das Mobiliar stellte er von überallher zusammen. Da vertragen sich Omas Sofa mit Palettenmöbeln und handgefertigte Tische mit Stühlen aller Epochen. Herausgekommen ist ein Ort zum Verweilen, wo sich die Belegschaft um Sebastian Zeit für die Gäste nimmt.
Seinen Fokus legt der ambitionierte Wolfsburger auf das Kaffeerösten – wie der Name des Cafés schon suggeriert: Amsel Kaffee (statt Café). Eine nette Anekdote nebenbei: Der Name seines Produkts rührt nicht (nur) vom Straßennamen, wie man annehmen könnte, sondern vom Namen seiner Tochter Merle, der übersetzt „Amsel“ lautet.
Den Manufakturgedanken, den er lebt, erkennen die Gäste schon an den Exponaten, die den Raum schmücken: Röstequipment, Kaffeesäcke an den Wänden und geschmackvoll designte Kaffeetüten, die auch als ‚Reserviert‘-Schilder auf den Tischen fungieren. Der selbst geröstete und bio-zertifizierte Kaffee aus der 5‑Kilo-Rösterei wird seit 2019 von der Lebenshilfe Wolfsburg konfektioniert – ein Kooperationspartner unter mehreren. Ein ebenso wichtiger Partner ist das Jugendhaus Ost, das auf dem weitläufigen Terrain Hochbeete angelegt hat und darin Kräuter und Gemüse anbaut – zur Freude von gesundheitsbewussten Gästen.
Apropos weitläufiges Gelände: Hier hat Sebastian eine Wohlfühloase geschaffen, wo Jung und Alt ihr Lieblingsplätzchen finden können. In der Hängematte dem Vogelgezwitscher lauschen, den Kindern unter alten Bäumen beim Spielen zugucken oder – mein Favorit – sich den köstlichen Kaffee, Kuchen oder Eis am Bett servieren lassen. Mitten im Garten prangt nämlich ein breites Bett, das zum Entspannen einlädt.
Das ist aber noch nicht alles. Der umtriebige Kaffeeprofi bietet auch Röster-Seminare an, will Lesungen und Konzerte veranstalten und organisiert Ausstellungen. Vom 25. bis 28. November gibt’s etwas ganz Abgefahrenes zu sehen: den „Sonnenaufgangsautomaten“. Mehr wird hier nicht verraten.
Aber eines geben wir gern weiter: Ein zweites Café ist in Fallersleben in Planung.
Bis dahin gönnen sich Kaffeefans und Kuchenliebhaber von Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr die besondere Atmosphäre am Amselweg 51.
Bärbel Mäkeler
Web: amsel-kaffee.de
Brauhaus Fallersleben
Braukunst seit 1986
Rotbier, alkoholfreies Hefeweizen, Whiskybier: Das Alte Brauhaus zu Fallersleben erweiterte seine Produktpalette immens, und doch geht das allererste Bier der Betreiber Heidrun und Hartmut Gehrmann noch am besten weg: das Fallersleber Schloßbräu nämlich. „Die Norddeutschen trinken am liebsten Pils“, weiß deren Sohn Dominik Gehrmann: Der 32-Jährige kennt sich aus, denn er ist seit 2013 alleiniger Braumeister des Traditionshauses. Er berichtet von der Brautechnik, der Geschichte der Gasthausbrauerei und dem Weihnachtsbier, das er ab November wieder ausschenkt.
Über das Jahr verteilt bietet Dominik Gehrmann um die 13 verschiedene Biersorten an. Einige davon nur saisonal, dazu gehört das Fallersleber Weihnachtsbier, für das er unter anderem Orangenschalen, Nelken, Sternanis und Zimt während des Brauens in einem Säckchen hinzugibt. So entstehen „weihnachtliche Aromen“ im Bier, so Gehrmann, und ihn freut: „Das wird gut angenommen.“ Etwa während der Weihnachtsfeiern, die traditionell im Gasthaus steigen. Er versichert: „Das Weihnachtsbier wird es auch nach Weihnachten im Ausschank geben.“
Jüngste Kreation im Angebot des Brauhauses ist das Whiskybier, so Gehrmann: „Gebraut mit irischem Malz, das dem Bier eine leicht rauchige Note verleiht.“ Ein weiter Weg für Zutaten, doch wesentlich regionaler ist es für die anderen Biere auch nicht: Die Rohstoffe Hopfen und Malz bezieht Gehrmann aus Bayern. Das Whiskybier geht gut, beliebt sind im Brauhaus auch die Biermixgetränke, dazu zählen Brauhaus Lemon, ab Mai Erdbeerbier und ab Juli das Kirschbier.
Gehrmann kommt zugute, dass das Haus so groß ist: Der Brauprozess findet auf mehreren Ebenen statt. „Über der Brauerei ist das Malzlager, wo das Malz geschrotet wird.“ Mit seinem Zehn-Hektoliter-Sudwerk und einer Brauzeit von sieben Stunden pro Sud sind für Gehrmann „pro Tag drei Sude möglich“. Den fertigen Sud pumpt er dann in einen seiner sechs Gär- und Lagertanks mit einem Fassungsvermögen von rund 3.000 Litern. In einem „Ein-Tank-Verfahren“ gären und lagern die Biere gleichzeitig. Das Abfüllen erfolgt dann „von Hand“, wie er betont: Seine Anlage ist halbautomatisch, er spannt jeweils sechs Flaschen gleichzeitig ein und befüllt so nach und nach 300 Flaschen pro Stunde. In verschieden großen Flaschen und Fässern ist das Fallersleber Bier auch außer Haus erhältlich, etwa als Fünf-Liter-Partyfass mit Zapfhahn. Bestellungen sind telefonisch möglich und vor Ort abzuholen.
Als Folge des Wiederaufbaus nach dem Brand vor 14 Jahren steht Gehrmann nunmehr ein vergrößerter Lagerraum zur Verfügung. Heidrun und Hartmut Gehrmann das Gebäude aus dem Jahre 1765 quasi neu errichten mussten: Als sie es 1986 von der Stadt Wolfsburg übernahmen, „für eine Mark“, so Dominik Gehrmann, war es nach 70 Jahren Leerstand einsturzgefährdet. Noch heute haben die beiden Gehrmanns übrigens die Hoheit in der Küche und Gaststätte, während ihr Sohn die Tradition als Braumeister fortführt. Der schwärmt vom Schlosspark als Standort für das Brauhaus: „Mein Vater sagt, Fallersleben ist die gute Stube von Wolfsburg.“ So wie er ist auch sein Bier ein echter Wolfsburger, und er schließt: „Ich finde es schön, in Wolfsburg zu leben.“
Tobias Kuske
Altes Brauhaus zu Fallersleben, Am Alten Brauhaus 9, 38442 Wolfsburg
Tel.: 05362 3140
E‑Mail: info@brauhaus-fallersleben.de
Web: brauhaus-fallersleben.de
Fallerslebener Backwaren Manufaktur
Immer Vollkorn. Immer Dinkel. Immer bio.
Bioprodukte sind „in aller Munde“. Lange bevor vegane und glutenfreie Backwaren im Supermarktregal angekommen sind, mischte Bäckermeister Ingo Spelly aus Fallersleben schon in der Biobäckerszene mit. Seit Jahren beliefert er Bioläden und Reformhäuser in ganz Deutschland.
Es duftet schon ums Eck vom Denkmalplatz nach köstlichem Gebäck. Immer der Nase nach treffe ich dann auch auf Bäckermeister Ingo Spelly, der seit 21 Jahren die Fallersleber Backwaren Manufaktur (FBM) leitet. Er hat Baupläne in der einen und das Telefon in der anderen Hand, während er mit seinen Bäckern um einen Backofen steht. Es ist zwar erst Juni, aber in Gedanken ist Spelly schon Monate weiter, nämlich beim alljährlichen Weihnachtsgeschäft. Da stehen vor allem Baumkuchen und Dinkelgebäck auf dem Plan. Bis dahin wird die 150 Jahre alte Backstube längst umgebaut sein. Wände werden abgerissen, Decken eingezogen, und es wird mehr Platz geschaffen sein beispielsweise für einen neuen Schockfroster. Der verhilft dem Gebäck zu längerer Haltbarkeit – aber das nur nebenbei.
Auf welche Backwaren von der FBM können wir uns denn freuen, frage ich den energiegeladenen Unternehmer in 5. Bäckergeneration. Natürlich vor allem auf den Baumkuchen, der traditionell aus mehreren Lagen besteht und Schicht für Schicht gebacken wird. Ist die köstliche Rolle erkaltet, bekommt sie noch einen Überzug aus Vollmilch‑, Zartbitter- oder weißer Schokolade. Manche haben sogar eine grüne Kuvertüre. Wirklich grün? „Ja“, berichtet der Biobäckermeister, „besonders gut kommen die Baumkuchenspitzen und ‑pralinen mit Matchahülle an. Matcha ist ein zu Pulver gemahlener Grüntee“, erklärt er mir. Und das läuft bei FBM schon seit geraumer Zeit, wo Hipsterläden in Großstädten gerade mal mit Matcha anfingen.
Apropos anfangen: Bei Spelly begann alles in Berlin, als er sein Studium zum Lebensmitteltechnologen mit der Herstellung von Dinkelbaumkuchen finanzierte. Seitdem kommt ihm nur noch Dinkelvollkorn in den Ofen. Und nicht nur das: Die Schokolade stammt aus Peru, Eier und Butter sind durchweg Bioland-Produkte, sogar die Vanille ist bio. Für die veganen Leckereien verwendet er gemahlene Nüsse als Ersatz für tierische Fette, die Süße gelingt mit Rohrohrzucker, und für die Bindung sorgen Soja- und Mandelmasse.
Zudem schmeicheln Brownies, Schoko- und Mandeltaler, vegane Kakaostäbchen sowie Soft-Cookies dem Gaumen, die auch in hiesigen Trendcafés angeboten werden. Zurzeit können alte und neue Fans die Feinbackwaren im Biomarkt Sonnenschein, bei Naturkost Meyer sowie der regionalen Kette MUTTER GRÜN erwerben. So wundert es nicht, dass auch der große Automobilhersteller der Region sein Kaffeegebäck von FBM bezieht.
Das Geschäft brummt also. Spelly kommt seiner Vision Jahr für Jahr näher. Schon bei meinem ersten Besuch vor fünf Jahren erzählte er mir ambitioniert: „300 Kunden habe ich, 1.000 will ich.“ Heute liegt FBM bei über 600 Kunden in ganz Deutschland. Sein neuestes Produkt ist das „Geile Gebäck“, das es demnächst auch im Supermarkt-Bioregal geben wird. Mit moderner Verpackung für anspruchsvolle Discounterkunden.
Mein Fazit: Weihnachten kann getrost kommen. Mit gesundem und köstlichem Gebäck aus Fallersleben.
Bärbel Mäkeler
Wölfe-BBQZ
Zwei echte Scharfmacher
Schon mal Gin-Pfeffer probiert? Nein? Das ist kein Wunder, denn dieses Gewürz gibt´s im Supermarkt nicht zu kaufen. Es ist eines der scharfen Kreationen aus dem ziemlich einzigartigen Sortiment von Michael und Jan Zielinsky. Um dem Pfeffer seinen Pep zu verleihen, haben sie ihn in Gin eingelegt, dem Duo ein klein wenig Ruhe gegönnt und die Alkohol-Aromen langsam in das Gewürz einziehen lassen. „So wie beim Gin-Pfeffer sind wir immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Gewürzideen, die sich von der Masse abheben“, erzählen Vater und Sohn.
Michael und Jan Zielinsky sind die Macher von Wölfe-BBQz. Avocado-Topper, Buchenrauch-Salz und grünes Minzcurry, Rührei-Gewürz, Smoky-Rub und Wilder Jäger: Die beiden haben jede Menge Gewürzmischungen entworfen, die unserem Geschmackssinn ein aufregendes Erlebnis bescheren sollen. Mit ihrem Angebot richten sie sich an alle leidenschaftlichen Griller, deren Idealtypus Michael Zielinsky ist. „Eigentlich grille ich das ganze Jahr über, weil ich dabei draußen sein kann und es so lecker ist“, sagt er lachend. „Ich stehe öfter im Garten mit der Grillzange als in der Küche am Herd.“
Michael begeisterter Hobby-Grilleur und sein Filius gelernter Koch – das passt. „Zusammen sind wir ein perfektes Gespann“, sagt Jan Zielinsky, aus dessen Ideenschmiede eine weitere Eigenkreation stammt: das Hummersalz. „Um das herzustellen, mahlen wir die Schale des Hummers, machen daraus feines Mehl und versetzen es mit Salz.“ Auf das richtige Mischungsverhältnis komme es an, verrät er das Erfolgsrezept. Und darauf, bei Basisgewürzen wie Salz, Pfeffer oder Paprika auf sehr gute Qualität zu setzen und dafür einen höheren Preis in Kauf zu nehmen. „Das gibt dem Ganzen den speziellen Kick.“
Für ihre Gewürzmischungen braucht es weitere wichtige Voraussetzungen. Zum einen das Wissen, „welche Basisgewürze zu Fleisch, Geflügel oder Fisch gut passen und geschmacklich viel bewirken“. Und zum zweiten die Kreativität und den Mut, Salz, Pfeffer & Co mit etwas Besonderem zu verbinden und so etwas Neues zu schaffen: „Es geht uns nicht darum, etwas zu kopieren. Wir wollen selbst Ideen entwickeln, damit unsere Gewürze einen eigenen Charakter haben.“
Die besten Verkoster sind die besten Freunde. Wenn Michael Zielinsky seine Gäste zu Tisch bittet, serviert er ihnen Grillgut, das mit den neuesten Kreationen eingerieben ist – und bittet die erwartungsfrohe Gesellschaft um geschmackliche Beurteilung. „Wenn das Gewürz schmeckt, wird es in unser Portfolio aufgenommen und weiterentwickelt.“
Die beiden Scharfmacher haben bereits mehrere Meilensteine erreicht. Sie haben ihren Online-Shop mit mehr als 100 handgemachten und ‑verpackten Produkten an den Start gebracht, Stammkunden an Land gezogen und mit Glöck’l einen prominenten Vertriebspartner gewonnen – und das alles in ihrer Freizeit neben dem eigentlichen Beruf. „Wir wollen die Sache erst einmal langsam angehen lassen, um dann Schritt für Schritt ein bisschen größer zu werden“, erklären sie ihre Vorgehensweise.
Gut also, dass die nächste Grillsaison nicht lange auf sich warten lassen wird. Nicht nur, dass Michael Zielinsky dann endlich wieder seinen Grill aufheizen kann. Die Zeit ist auch reif für weitere zündende Ideen. „In jedem Fall werden wir eine eigene Barbecue-Sauce auf den Markt bringen“, verkünden sie ihre Pläne. „Und besonders die orientalischen und afrikanischen Gewürze bieten uns noch viele Möglichkeiten, unserer Kreativität freien Lauf zu lassen.“
Stefan Boysen
Wölfe-BBQZ, Forellenstraße 2, 38448 Wolfsburg Web: woelfe-bbqz
Brotmanufaktur „Das Brot“
Backen macht erfinderisch
Brot, Brötchen, dazu feines Gebäck – leckeres Backwerk gibt’s in allen Bäckereien und so auch in jener, die in der Autostadt zu Hause ist. Und doch ist hier vieles anders. Bester Beleg dafür ist die tolle Szene, die Mädchen und Jungen jeden Tag aufs Neue vor dem großen Fenster der Brotmanufaktur „Das Brot“ zum Besten geben. „An unserer Scheibe drücken sich die Kinder die Nasen platt“, sagt Patrick Gerecke lachend, „sie sind regelrecht begeistert, wenn wir unsere Brote in den Ofen schieben.“
Patrick Gerecke ist Bäckermeister in der Bio-Bäckerei „Das Brot“ und sein Gesicht unter der weißen Bäckermütze gut bekannt. Wenn die Gäste der Autostadt am Mittellandkanal entlang zum Eingang gehen, lassen viele es sich nicht nehmen, ihm durch das große Panoramafenster bei der Arbeit zuzuschauen. Dass der 35-Jährige hier genau am richtigen Ort ist, steht für ihn außer Frage. „Schon mit acht Jahren wusste ich, dass ich unbedingt Bäcker werden will. Das Backen ist ein schönes Handwerk und macht mir großen Spaß.“
Zumal er, seine sieben Gesellen, die drei Auszubildenden und insgesamt acht Verkäuferinnen und Verkäufer sehr erfolgreich sind mit dem, was sie tun. Im vergangenen Jahr hat der führende Verband für ökologische Landwirtschaft Bioland sieben Brote aus dem Autostadt-Sortiment ganz oben aufs Treppchen platziert; die Gold-Auszeichnung gab es unter anderem für das Krusten‑, das Dinkel-Grünkern- und das Haselnussbrot. Bei „Das Brot“ handelt es sich um eine Manufaktur, das Backwerk ist hand- und hausgemacht sowie zu hundert Prozent bio. „Wir verwenden nur Rohstoffe aus biologischem Anbau, darunter die Mehle einer regionalen Müllerei.“
Von jeder Sorte gehen täglich etwa tausend Brötchen und hundert Brote über den Verkaufstisch. Dafür steht Patrick Gerecke an manchen Tagen schon um 1 Uhr morgens in der Backstube, wiegt Zutaten ab und knetet den Teig. Ein harter Job? Von wegen, meint er. „Dafür habe ich spätestens um 11 Uhr Feierabend und kann jeden Tag meinen Kleinen von der Krippe abholen. Wer kann das schon von sich behaupten?“
In der Backwarenszene ist Patrick Gerecke gut vernetzt. Mit anderen Bäckermeistern hat er eigens eine Facebook-Gruppe gegründet, um bestens darüber informiert zu sein, was die Zunft Neues zu bieten hat. Im Kollegenkreis trägt er eine Menge dazu bei, wenn es um besondere saisonale Kreationen und echte Hingucker hinter der Vitrine geht. Das Experimentieren sei Teil seines Aufgabenbereichs, betont Patrick Gerecke. „Mein Team und ich arbeiten ständig an Produkten, die sich abheben und die nicht jeder anbietet.“
Sein Anspruch geht sogar darüber hinaus, im besten Fall hat die Autostadt ausgesprochen exklusive Schöpfungen: Brote, die mit dem Profil von Autoreifen verziert sind – warum denn nicht? Patrick Gerecke hat auch schon einmal die Radkappe eines Oldtimers inklusive Wappen der Stadt Wolfsburg in den Teig gepresst. Sah sehr schön aus und schmeckte auch ausgezeichnet, dieser Prototyp, den man mit B schreiben könnte.
Auch wenn viele Ideen noch im Entwicklungsstadium sind: Der Bäckermeister ist sich sicher, dass er schon bald mit einer einmaligen Kreation aufwarten kann, die allein schon von der Optik her unverkennbar Autostadt ist. Schließlich bedeutet der hervorragend gelegene Standort der Bäckerei auch eine besondere Verpflichtung. Nicht nur, dass „Das Brot“ den Gästen auf dem Hinweg sofort ins Auge fällt. Auch dann, wenn sie die Autostadt verlassen, führt kein Weg daran vorbei. „Für viele ist unsere Bäckerei die letzte Anlaufstelle, wo sie sagen: ‚Jetzt nehme ich mir noch ein Stückchen Autostadt mit nach Hause.‘“
Stefan Boysen
Atelier-Café
Frucht-Vergnügen
Der Gastronom Tobias Senft kommt bei seiner Marmelade schnell ins Schwärmen: „Ist das nicht toll, wie sie vom Löffel tropft? Genauso muss die Konsistenz einer Marmelade doch sein: nicht zu fest und nicht zu flüssig.“ Das sei nicht der einzige Unterschied zu konventioneller Marmelade aus dem Supermarkt. „Für industriell hergestellte Marmelade wird tiefgekühltes Obst verwendet. Wir benutzen hingegen nur frische Früchte. Dadurch ist sie auch überwiegend saisonal“, sagt Tobias und bietet beim Interviewtermin vor Ort ein paar Kostproben seiner Bestseller an: Erdbeere, Feige, Sauerkirsche und Himbeere mit etwas Vanille. Und tatsächlich: Der Geschmack ist außergewöhnlich gut, dazu sind die Marmeladen schön samtig und kräftig in ihren Farben. „Dabei benutzen wir nur natürliche Zutaten und keinerlei Zusatzstoffe.“
Tobias legt viel Wert auf Regionalität. Von daher ist es kein Wunder, dass auch die Marmeladen in der näheren Umgebung – nämlich in Salzgitter – hergestellt werden. Hier hat Carola Ittermann ihre Marmeladenküche, in der sie die Brotaufstriche exklusiv für das Café an der St. Annen-Kirche in Wolfsburg in Handarbeit zubereitet: von der frischen Frucht bis hin zur fertig konfektionierten Marmelade.
Auf bestimmte Sorten haben sich die beiden nicht festgelegt, vielmehr kreieren sie seit Jahren verschiedenste Geschmacksrichtungen. Darunter beispielsweise Pflaume mit Orangen-Likör, Papaya mit Whiskey, Pflaume-Ingwer oder auch Erdbeere mit Amaretto. Die Köchin selbst mag am liebsten „die Sorten, die etwas sauer sind. Also Zitrone oder Orange mit Ingwer.“ Letztlich wird aber gekocht, was gerade saisonal und zudem gern regional an Früchten auf dem Markt ist. „Und an erster Stelle natürlich, was die Gäste möchten“, sagt Tobias.
Auf die Frage, was wohl das verrückteste Marmeladen-Rezept gewesen sei, antwortet Ittermann: „Ich hatte mal die Idee, eine Marmelade aus Moosbeeren zu machen. Die Marmelade war super, aber das Sammeln der winzigen Beeren war viel zu mühselig. Eine Riesenarbeit war das.“ Natürlich sei die eine oder andere Idee schon mal danebengegangen, „aber das gehört beim Rumprobieren einfach dazu“. Generell seien die Marmeladen laut Tobias mehr „ein Service für die Gäste als ein einträgliches Geschäft. Dafür ist die Gewinnmarge zu klein.“
Sechs Euro kostet ein Glas. Zwei Sorten kann sich jeder aussuchen, der das Frühstücksbüffet bucht. Was nicht aufgegessen wird, nimmt man mit nach Hause. Wenn dann die Gläser zuhause leer sind, hoffe Tobias, dass gesagt wird: “Ach, Mensch, die Marmelade ist alle, wir müssen mal wieder ins Atelier-Café und neue holen.“
Kaufen kann man die Marmeladen online unter tobigourmet.de oder im Atelier-Café, An der St. Annen-Kirche 11, 38440 Wolfsburg.
Tobias Kuske
Süßes Gold der Wolfsburger Bienen
Flüssig, cremig, hell oder dunkel – Honig gibt es in verschiedenen Variationen und Geschmacksrichtungen. Die heimische Pflanzenvielfalt bietet den Honigbienen ein breites und buntes Angebot an Blüten. Der aus den Waben gewonnene Honig ist sogar gesünder als herkömmlicher Zucker, sollte aber trotzdem sparsam genossen werden.
Vanillehonig aus der Honigmanufaktur Fingerhut:
Jeder Honig, egal ob im Mai oder Juli geerntet, ist laut der Betreiberin der Honigmanufaktur Fingerhut eine Geschmacksexplosion für die Sinne. Die unterschiedlichen Geschmacksnuancen ergeben sich dadurch, dass die Bienen nie die gleichen Blüten anfliegen. So schmeckt man manchmal die Linde und manchmal etwas mehr Wald. Zu Weihnachten kreiert die Honigmanufaktur Fingerhut sogar spezielle Mischungen aus Honig und Bio-Gewürzen. „Mein Favorit ist der Vanilletraum“, erklärt Claudia Fingerhut, die seit vier Jahren Hobby-Imkerin ist.
Web: honigmanufaktur-fingerhut.de
Wolfsburger Stadthonig der Imkerei Mordhorst:
Die Vielfalt an verschiedenen Blüten innerhalb Wolfsburgs machen den Wolfsburger Stadthonig zu einem Mischblütenhonig. Im Frühling schmeckt er nach Obstblüten, Löwenzahn, Weißdorn und Raps, ist zart cremig und mild im Geschmack. Der Sommerblütenhonig ist dagegen kräftiger und voller im Geschmack. Er schmeckt nach Robinie und Linde, aber auch nach blühenden Kräutern, Sonnenblumen, Lavendel und Sommerwiesenblumen. „Der Wolfsburger Stadthonig ist immer ein ganz besonderer Genuss“, resümiert Sabina Mordhorst.
Web: wolfsburger-stadthonig.de
Autostadt Honig:
Sogar in der Autostadt sind rund 200.000 Bienen beheimatet und produzieren den Autostadt-eigenen Honig. Je zwei Bienenvölker befinden sich auf dem Dach des Konzernforums und am SEAT-Pavillon. Auch am Logistikzentrum Heinenkamp sind zehn Völker aufgestellt.
Verkaufsstellen in der Autostadt: Brotmanufaktur „Das Brot“, Lagune und Metropol-Shop
(LK)
Sülfelder Korn
Moderne Spirituosen mit Tradition
Auch wenn noch immer auf einem traditionellen Metallschild am Brennerei-Gebäude der Name „Sülfelder Korn“ steht und vielen Wolfsburgern dieser Name geläufig ist, machen Korn-Sorten nur einen Teil des Sortiments der Sülfelder Gutshof-Brennerei aus.
Die Brennerei blickt auf eine über dreihundertjährige Familientradition zurück. Seit 1706 ist die Familie Lübbecke-Grünhagen im Besitz des Brennrechts und stellt am Stammsitz in Sülfeld hochwertige Spirituosen her. Geschäftsführer Hermann Lübbecke-Grünhagen ist ausgewiesener Brennexperte und bildet mit Geschäftsführerin Sabine Zilich das perfekte Team für ein kreatives Spirituosensortiment.
Im Verkaufsladen in der Dorfstraße 27 in Sülfeld sind unterschiedlichste Getränke in Regalen und auf Tischen aufgereiht: Obstbrände in den Geschmacksrichtungen Himbeere, Kirsche, Marille oder Birne sowie Liköre beispielsweise mit Waldmeister, Minze, schwarzer Johannisbeere, Aroniabeere, Ingwer-Lemongras, Sanddorn oder Kaffee-Sahne.
Alle Rohstoffe und Zutaten kommen aus unserer Region und werden persönlich ausgewählt und kontrolliert. „Unsere Spirituosen verfeinern wir mit Wacholder, Orangenschalen, Schlehen, Kräutern, Beeren, Steinpilzen, Traubenkirschen oder Johannisbeeren – ganz ohne industrielle Zusätze“, sagt Sabine Zilich „Deswegen sind viele unserer Getränke naturtrüb. Wenn sie länger stehen, setzt sich unten etwas ab. Das ist ein Zeichen für die Natürlichkeit und Qualität.“
Neben althergebrachtem Know-how, traditionellem Handwerk und Erfahrung braucht es für einen gelungenen Likör, Obstbrand oder Gin ein „gewisses Händchen und Talent“, sagt Sabine Zilich. „Man muss sich rantasten, um die richtige Rezeptur herauszufinden. Das sind viele einzelne Arbeitsschritte. Das dauert im Schnitt schon so seine vier Monate, bis wir ein neues Produkt haben. Jeder Brennvorgang ist eine persönliche Herausforderung und Verpflichtung, ein ganz besonderes Produkt herzustellen.“
Besonders beliebt bei den Kunden ist die „Glühbirne, ein Birnenlikör“. Aber auch Wolfsglut (Wodka-Orange), Wolfsburger Golfstrom (Aquavit), Hasenpfote (mit Zimt- und Cayennepfeffer), Maikater (Waldmeisterlikör) oder der Zitronen-Gin werden sehr gerne gekauft. „Wer es etwas süßer mag, dem sagt vielleicht auch der Meschkinnes zu, ein Likör mit Honig aus der Umgebung. Wir beraten da gerne.“
Ein besonderes Highlight ist auch das Schaubrennen, bei dem Brennexperte Hermann Lübbecke-Grünhagen live in seinem Element erlebt werden kann.
(tk / LK)
Mehr Produkte findest du unter: suelfelder.de, oder direkt vor Ort, Dorfstraße 27, 38442 Wolfsburg
gauna
Einmal gauna. Immer gauna.
Vor ca. vier Jahren hatten Karina, Tobi und Tom ein besonderes Ziel:
Die Erschaffung eines unvergleichlichen und aromatischen Premium DRY GIN für den klassischen Gin Tonic.
Von Anfang an stand für sie fest, dass sie den bestehenden Gin-Hype aufmischen und die vielen Gin-Fans in noch mehr Hysterie versetzen wollten.
Motiviert und zielstrebig legten sie los. Schon bald wussten sie: Der Inhalt – die Zutaten, deren Komposition und das daraus resultierende Geschmackserlebnis des Produkts – muss einen besonderen Stellenwert bekommen. Ganz nach dem Motto: Innere Werte hinterlassen Eindruck!
Gemeinsam mit dem Wolfsburger Brennmeister Herrmann, der auf eine über dreihundertjährige Familientradition (Manufaktur seit 1706) zurückblickt, haben sie ihren eigenen DRY GIN kreiert. „Unser Ziel haben wir zu 100 Prozent erreicht – und das mit viel Freude und Spaß“, betonen die Drei.
Was diesen GIN jedoch so aufwendig in der Herstellung und unvergleichlich im Geschmack macht, ist der Mazerationsvorgang mit 24 Botanicals. Erst nachdem die diversen Zutaten wie Wacholder, Bitterorange, Orange sowie Rosmarin nach einer Lager- und Reifezeit ihr Aroma an das Feinkorndestillat abgetreten haben, wird der Premium-Gin schonend in einer Kupferdestille in 100 Prozent Handarbeit gebrannt und abgefüllt.
Um die Exklusivität von g a u n a . zu unterstreichen, ist jeder Batch, also in einem Durchgang produzierte Menge, auf 200 Flaschen limitiert.
Anschließend ging es zügig weiter. Durch Marketing und Social Media ergaben sich zahlreiche interessante Kooperationen, z. B. mit vielen bekannten Köchen aus verschiedenen Medien. Auch Hoteliers und Bars sowie viele Konzept-Stores haben Interesse bekundet. Spannende und zahlreiche Kontakte haben ihnen ermöglicht, den g a u n a . DRY GIN an den richtigen Stellen zu platzieren, erzählen sie.
Regional ist der Premium-GIN zu „ergaunern“ zum Beispiel im Amsel Kaffee, Oexle Wolfsburg, Joe’s Barber Gentlemen’s Lounge in Fallersleben & in Vorsfelde, REWE Tim-Marlo Kaiser (Laagberg) und alternativ im Onlineshop (https://www.gauna-gin.de/shop/ und https://localdealer-wob.de).
Olivier Caffè
Genuss aus der Kaffeebohne
In seinem Trommelröster behandelt Daniel Olivier die rohen Kaffeebohnen auf eine besonders schonende Weise: „Langsam, bei niedriger Temperatur, im Unterschied zu industriell geröstetem Kaffee, der bei hohen Temperaturen schnell geröstet wird.“ Geschmacklich zu erleben ist dies in seiner Rösterei Olivier Caffè am Dunantplatz, wahlweise als Filterkaffee oder als Espresso. Dort schenkt der gebürtige Wolfsburger mit italienischen Wurzeln seine Spezialitäten auch aus und bietet zudem lokale und überregionale Trüffel‑, Gebäck‑, Likör- und Tee-Spezialitäten an.
Mit seiner Fünf-Quadratmeter-Röstanlage schafft Olivier „15 Kilogramm pro 20 Minuten“, und das eigenhändig: Angestellte hat der 47-Jährige nur für Ausschank und Verkauf. Dabei legt der gelernte Eiskonditor großen Wert auf die Qualität der Kaffeebohnen, bei denen er sich auf seine Rohkaffeeimporteure verlässt. Gelegentlich, alle ein, zwei Jahre, nimmt er ein neues Produkt in sein Sortiment auf. Der Impuls dafür ereilt ihn spontan: „Ich habe eine Idee für einen Kaffee im Kopf“, erklärt er, etwa: „Mir fehlt ein fruchtiger Kaffee“. Dann spricht er mit seinen Händlern, die ihm Vorschläge für Sorten unterbreiten, und absolviert „Proberöstungen, immer und immer wieder, viele, bis der Kaffee so ist, wie ich ihn haben möchte – oder auch nicht ist“. Dann verwirft Olivier seine Idee nämlich, denn für ihn gilt: „Ich werde nie irgendwas verkaufen, das mich nicht völlig überzeugt!“
Beim Rösten verfolgt Olivier einen klassischen Stil. Er hat zwar italienische Wurzeln, und der Caffè Espresso ist eine italienische Besonderheit, doch empfindet er seine Arbeit keinem konkreten lokalen Prozedere zugehörig: „Das Röstverfahren ist traditionell, aber ob türkisch oder italienisch sei dahingestellt, es ist einfach traditionell alt.“ Und er sieht seinen Kaffee selbstredend als Wolfsburger Produkt: „Ich bin gebürtiger Wolfsburger, ich röste in Wolfsburg – mehr Wolfsburger kann man kaum sein.“
Seinen Kaffee bezieht Olivier unter anderem aus traditionellen Anbaugebieten wie Äthiopien, Costa Rica, Indonesien und Kolumbien. Den populären Fair-Trade-Stempel tragen seine Kaffeebohnen zwar nicht, aber Olivier und seine Händler beherzigen die Anforderungen an fair gehandelten Kaffee auch ohne das teure Logo, und zusätzlich ist er Mitglied der Initiative „Fairness im Handel“: „Ich verlasse mich da voll auf meine Importeure!“ Auch berücksichtigt Olivier die Wünsche der Cafékunden nach veganen Alternativen zur Kuhmilch. Cappuccino etwa gibt es bei ihm ohne Aufpreis mit Hafermilch, aus Überzeugung: „Ich bin seit zehn Jahren Vegetarier.“ Trotzdem überwiegt bei ihm der Verkauf von Bohnen sowie dem Kaffee in verschiedenen Stärken. Diese Kundschaft findet Olivier rund um den Dunantplatz und in ganz Wolfsburg, Dank seines Webshops auch im gesamten Bundesgebiet, gelegentlich im Ausland.
In diesem Webshop und im Laden findet sich nicht nur Kaffee. Im Angebot hat Olivier auch lokale Spezialitäten: die Leckereien der Fallersleber Backwaren Manufaktur sowie den „Black LiQ“, eine Likörkreation auf Basis des Espresso N°7, die Olivier mit der Sülfelder Kornbrennerei entwickelte. Dort, in Sülfeld, sind Oliviers Kaffee-Spezialitäten ebenfalls erhältlich; mit der Brennerei ging er eine „Kaffeepartnerschaft“ ein, genauso wie mit dem Café Schrill in Mörse, Hohls in Vorsfelde, Rizzos Café an der Piazza Italia sowie der Teezeit in der City-Galerie. Während der Coronazeit griffen seine Kunden übrigens mit Freude auf das Coffee-To-Go-Angebot zurück, und auch bei Bohnen und gemahlenem Kaffee riss die Nachfrage nicht ab. Für Einsteiger und als Geschenk empfiehlt Olivier überdies Probierpakete.
Bärbel Mäkeler
Olivier Caffè, Röntgenstraße 85 (Dunantplatz), 38440 Wolfsburg
Tel.: 05361 2219304
Web: oliviercaffe.com
E‑Mail: info@oliviercaffe.com
Brettspiel
Gute Karten, leichtes Spiel
Reislingen, Almke und den Wohltberg erobert, nächster Auftrag: Velstove! Klingt wie eine gute Spielidee? Jonas Seidler hatte sie, eigentlich nur als Spaß für Freunde, doch brachten jene diesen Spaß in die Öffentlichkeit und damit einen Stein ins Rollen. Denn Seidlers Wolfsburg-Variante des Strategiespiels „Risiko“ wird seither heiß erwartet. Für eine marktreife Umsetzung fand der 28-Jährige wichtige Unterstützer – doch je weiter das Projekt voranschreitet, desto mehr Hürden türmen sich auf. Zu Weihnachten wird das Spiel noch nicht unterm Christbaum liegen, bedauert Seidler: „Aber hoffentlich nächstes Jahr!“
Die Idee des Wolfsburgers war eigentlich einfach: Er übertrug das Grundkonzept von „Risiko“ – dabei hat man die Regionen der Welt per Würfelglück von seinen Mitspielern zu erobern – auf einen Stadtplan von Wolfsburg und ließ die Spieler 52 Stadt- und Ortsteile erobern. „Das ist aus Langeweile heraus entstanden“, erzählt der Erfinder. Trotzdem steckt viel Arbeit im Prototyp. Seidler gestaltete Spiel und Aktionskarten in PowerPoint. Design-Vorkenntnisse hat er nicht: „Ich bin prinzipiell ein kreativer Mensch.“ Daher machte es ihm auch Spaß, die vielen Stunden Arbeit im Winterurlaub 2020 in das Spiel zu stecken. Spielplan und Karten ließ er online drucken.
Das Ergebnis überzeugte Seidlers Freundeskreis, der daraufhin heimlich lokale Medien über die Spielidee informierte. Mit großer Resonanz: Der Stein war ins Rollen gekommen. Tempo erhielt dieser Stein mit der Idee von einem Investoren, das Spiel in kleiner Stückzahl serienreif zu machen, mit einigen Ergänzungsvorschlägen: „Es wäre cool, es zu einem Lernspiel umzubauen, aber so, dass es nur unterbewusst ankommt“, berichtet Seidler. Also mit eingearbeiteten Infos über Wolfsburg, „Entstehung, Stadtteile, Gründungsjahr, Persönlichkeiten“, mithin: „Einen Mehrwert schaffen.“ Dieser Investor nun würde ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, etwa beim Lizenzrecht.
Und Lizenzen sind nun die größte Hürde, die Seidler zu meistern hat. Verschiedene Lizenzkonflikte zwingen ihn etwa dazu, bestimmte Namen und Motive zu vermeiden; Wolfsburg verliert dadurch in dem Spiel einige Identifikationsfaktoren. „Schade“, sagt er, will aber lieber umschreiben als verzichten. Noch schwieriger sei es mit der Bezeichnung ‚Risiko‘, da es unerschwinglich sei, Name und Spielidee zu lizenzieren. Also improvisiert Seidler: „Ich muss mein Spiel abändern, dass es nicht mehr als ‚Risiko‘ erkennbar ist.“ Seine Idee: Das Erobern soll bleiben, aber nicht per Würfel.
Angelehnt an Quartettkartenspiele treten Eroberer und Verteidiger in lokalen Vergleichskategorien gegeneinander an – wer den besseren Wert hat, behält das Gebiet. Das sei zwar „wissensbasiert“ und erfülle den Lernaspekt, sei jedoch auch kompliziert, der Rechercheaufwand immens. Zudem müsse sichergestellt sein, dass nicht ein Gebiet in allen Kategorien besser oder schlechter ist als die Nachbarn. Eine weitere Möglichkeit, den Zufall ins Spiel zu bringen, wäre die App, die Seidlers Vater zum Spiel programmierte – da ist der Entwickler noch am Abwägen. Letzte Hürde waren die Bildrechte. Seidler gestaltete nun „ganz viel selbst“, anstatt auf Internetfunde zurückzugreifen, und erkennt: „Es ist sogar hübscher geworden.“
Es steckt noch so viel Arbeit in dem Spiel, die Seidler bis zum diesjährigen Weihnachtsfest nicht gestemmt bekommt. Sobald sein noch unbenanntes Spiel dereinst allen Freunden und Unterstützern zum Dank im Handel erhältlich ist, will der Tüftler den potenziellen Erlös spenden: „Ich habe gar nicht vor, damit etwas zu verdienen.“ Es hat als Spaß begonnen, und es soll für Seidler auch ein Spaß bleiben.
Bärbel Mäkeler
Format 800
Im Schein der Discokugel
Was für die Mode das Polohemd war, für die Computerwelt der Commodore und für den Sommer das Dolomiti-Eis, das war für die Musik der Synthesizer – typisch Achtzigerjahre halt. Nichts ließ die Discokugel so sehr glitzern und leuchten wie der romantisch-verspielte Synthie-Pop dieser Dekade. Kein Wunder also, dass das Tonstudio von David Gold auf Nachtschwärmer eine besondere Faszination ausübt. Hier drinnen, im Bauch des Hallenbads, haben seine 19 klang- und schmuckvollen Synthesizer ihr Zuhause gefunden. „Alle stammen aus den Achtzigern oder sind sogar noch älter“, sagt er.
Auch der Wolfsburger David Gold, Musikproduzent und treibende Kraft der Band „Format 800“, ist voll Achtziger. Nicht nur, dass der 34-Jährige in diesem Jahrzehnt das Licht der Welt erblicken durfte. Auch wenn man seine Musik zum ersten Mal hört, ist ganz offensichtlich: Dieser Mann steht auf den unverkennbaren Sound, der seinerzeit aus den allermeisten Zimmern der Jugendlichen und aus ihren Kassettenrecordern drang.
„Als Teenager habe ich Hip-Hop gehört. Doch mit den Jahren bin ich immer mehr in die Pop-Richtung gegangen“, erzählt er von seinem musikalischen Werdegang. „Schon als kleiner Junge war ich davon fasziniert, wenn meine Eltern The Police oder Genesis aufgelegt haben. Als ich dann zum ersten Mal einen Synthesizer in die Hände bekam, war es um mich geschehen.“
Im Mai veröffentlichte das Duo von Format 800 – der gebürtige Gifhorner Yannick Kutscher zeichnet für den Gesang verantwortlich – sein Song-Debüt. Zum großen Teil ist das ziemlich lässige Video zu „Sie weiß“ im Hallenbad entstanden, die Tanzszenen wurden in der Esplanade aufgenommen. Somit ist der tolle Titel nicht nur etwas fürs Ohr, sondern auch für die Augen.
„Uns ist wichtig, dass das Video dem Zeitgeist der Achtziger wirklich gerecht wird“, betont David Gold. Hier ein Schnurtelefon im Nostalgie-Look, da eine Fanta-Dose von vorgestern: Wer sich auf YouTube den Song anhört und ‑schaut, der erkennt die Hommage an das Lebensgefühl und die Mode der 1980er im Sekundentakt. „Natürlich ist auch ein Stirnband zu sehen“, sagt David Gold lachend. „Ich selbst trage es ganz gerne.“
In den vergangenen Monaten hat Format 800 offenbar einen kräftigen Kreativitätsschub erfahren. Seit „Sie weiß“ hat die Band eine Reihe weiterer Songs im Musikstudio aufgenommen, auf das erste Mini-Album im Sommer folgt jetzt bereits das zweite. In den Augen von David Gold sind sein Kompagnon und er „die perfekte Mischung. Ich sorge für den Rhythmus und die Vibes, und Yannick bringt seine moderne Stimme ein. Im Prinzip haben wir die Achtziger genommen und sie einfach ein bisschen zeitgemäßer gemacht.“
Mit Format 800 hat eine neue Zeitrechnung für David Gold begonnen, nachdem er viele Jahre immer mal wieder von Wolfsburg in die USA gejettet war und in Los Angeles an Tracks von internationalen Rap-Schwergewichten der Westküste gefeilt hatte. „Früher ist es für mich okay gewesen, als einer von vielen in einem Projekt mitzuwirken. Nun ist es das erste Mal, dass ich meine eigenen Ideen umsetzen und musikalisch alles rauslassen kann. Die Musik ist gerade alles für mich und war es schon immer.“
Sein Antrieb sei es, Musik zu machen, die die Menschen wirklich berühre, erzählt er, und diese Kraft könne jeder von uns auf sich wirken lassen. „Ich glaube, dass alle eine kreative Ader haben und jeder sie für sich entdecken sollte – um danach zu schauen, wie man jemanden damit glücklich machen kann.“
Stefan Boysen
Handmadewoods
Freigeist in Spätschicht
Die Geschichte, die sich in dieses Holz eingegraben hat, ist unglaublich lang – wie der Eiche selbst bleibt einem da glatt die Luft weg. Im Moor tief versunken überdauerte sie die Jahrhunderte. Ohne Sauerstoff den gängigen Abbauprozessen entzogen, wurde ihr Holz hart und härter und ihre Farbe schwarz und schwärzer. Auf der Werkbank von Daniel Brückmann findet die Mooreiche schließlich ihre Bestimmung. Hier formt er aus ihr einen Esstisch, der dem Besitzer das gute Gefühl geben wird, sein Wohnzimmer mit einem außergewöhnlichen Einrichtungsgegenstand zu schmücken. „Wer kann schon von sich behaupten, einen Tisch zu besitzen, dessen Holz mehr als tausend Jahre alt ist?“, fragt er.
Daniel Brückmann entwirft und baut Möbelunikate. Grundlage dafür sind sein Gespür für gutes Design und die Werkstoffe, die aus dem Rahmen des Alltäglichen fallen. Dazu zählt neben Beton und Glas auch der wichtigste Werkstoff seiner Einrichtungsgegenstände – das Holz. „Für einen Tisch verwende ich keine Platten aus dem Großhandel, sondern massives Holz, das vom selben Baum stammt“, erklärt er. Jede neue Tischplatte ist aus einem Stamm geschnitten.
Für das beste Material nimmt er schon mal einen mehrere Hundert Kilometer langen Weg auf sich, um beim Holzhändler seiner Wahl den mächtigen Stamm auf den Anhänger zu wuchten und das gute Stück zu seiner Werkstatt nach Ehmen zu fahren. Der große Aufwand lohne sich, betont der gelernte Tischler. „Nur das richtige Holz bringt Wärme ins Haus.“
Hobeln, schleifen, fräsen: Bis Daniel Brückmann den urwüchsigen Stamm zu planen Platten in Form gebracht hat, kann es mehrere Tage dauern. Herkömmliche Tischplatten aus gepressten Spänen haben keine Löcher oder Risse, das naturbelassene Holz aus den Stämmen dagegen schon. Der 33-Jährige füllt die Bruchstellen mit Epoxidharz aus und nutzt diesen Klebstoff auch, um mehrere Platten aus einem Stamm zusammenzufügen. Vom richtigen Mischverhältnis des Kunstharzes bis zur Gebrauchstemperatur: „Für ein gutes Ergebnis ist es wichtig, selbst auf Kleinigkeiten zu achten. Nach dem Aushärten sehen die Klebstellen aus wie Glas, durch das man schauen kann.“
Im Gründerwettbewerb des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr landete er weit vorne, im Jahr 2015 wurde er als Kreativpionier Niedersachsen ausgezeichnet – für seine gute Geschäftsidee und den ausgeprägten Unternehmergeist. „Am schönsten an meiner Arbeit ist, schließlich das Endprodukt sehen zu können“, sagt er, „verbunden mit dem Gefühl, etwas geschaffen zu haben, das viele Jahre Bestand haben wird.“
Die meisten Möbel sind Auftragsarbeiten, in denen er die Vorstellungen des Kunden mit seinen Einfällen verbindet. Wenn die Auftragslage es zulässt und ein wenig Zeit da ist, nimmt Daniel Brückmann ein Privileg in Anspruch: Er gestaltet ein Werkstück nur für sich und kombiniert dafür Ideen und Materialien so, wie es ihm gefällt. „Ich bin ein Freigeist. Das ist ein ganz wesentlicher Aspekt meiner Arbeit. Ich bin kein Frühaufsteher, stattdessen arbeite ich häufig bis 22 Uhr in meiner Werkstatt. Und ich bin keiner, der zig Mal das gleiche Produkt herstellen möchte – dann würde es langweilig werden.“
Mit seinen kreativen, handwerklich wertvollen Arbeiten stillt Daniel Brückmann die Sehnsucht seiner Kunden nach ausgefallenen Möbeln– wie beim besagten Esstisch aus Mooreiche. Ob auch er einen Herzenswunsch habe? Na klar, meint er, wenn er mal richtig groß denken dürfe: „Vom Eingang bis zum Schlafzimmer ein ganzes Haus einrichten zu dürfen – das wär’s.“
Stefan Boysen
Handmadewoods findest du in der Fallersleber Str. 7, 38442 Wolfsburg.
Web: handmadewoods.com
Ausgabe 14, DEIN WOLFSBURG, Winter 2021
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