Mit Herz und Hand
Viel los auf Station ist eigentlich an jedem Tag. Doch zwischen der Visite, dem Besuch von Angehörigen und der Ausgabe der Medikamente ist immer Zeit für ein herzliches Dankeschön. Wenn Patienten nach Tagen oder sogar Wochen wieder auf die Beine gekommen sind, dann wissen sie ganz genau, wer an ihrer Genesung einen großen Anteil hatte. „Mit meinem Beruf sorge ich dafür, dass es Menschen wieder besser geht“, sagt Adelina Schulte. „Ich leiste etwas, was wirklich wichtig ist.“
Man darf Adelina Schulte gratulieren: Vor wenigen Wochen hat sie ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Klinikum Wolfsburg erfolgreich beendet. Drei Jahre lang lernte sie alle Aufgabenbereiche kennen, die in ihrem Beruf von großer Bedeutung sind. Die 32-Jährige hat Patienten auf Operationen vorbereitet, Verbände gewechselt und Medikamente verabreicht, den Puls kontrolliert und beim An- und Ausziehen geholfen. Dabei durchlief sie eine ganze Reihe von Klinikstationen, „darunter Urologie, Gastroenterologie und Kardiologie“, erzählt sie.
Ihre Kollegin Theres Ludwig steht am Beginn ihres dritten Ausbildungsjahres. Auch sie hat mit Einsätzen in Gynäkologie, Geriatrie und HNO-Operationssaal bereits jede Menge praktische Erfahrungen gesammelt. Tiefen Einblick in verschiedene medizinische Bereiche des Klinikums zu bekommen, ist ein wichtiger Eckpfeiler der Pflegeausbildung. „Wenn ich neu auf einer Station bin, dann sind es jedes Mal die ersten Tage, die mir besonders in Erinnerung bleiben“, sagt die 23-Jährige. Keine Station ist wie die andere, und überall warten neue Aufgaben, Pflichten, Herausforderungen, die ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern.
Wenn sich der Blinddarm entzündet hat, der Meniskus gerissen ist oder ein Stent gesetzt werden soll,
dann denken die allermeisten zuerst an jene, die für die Operationen die Verantwortung tragen: an die Ärzte. Doch nur ihr gutes Miteinander mit den Pflegekräften gewährleistet, dass Patienten gesunden können. „Mir macht es Spaß, mit so vielen Menschen zusammenzuarbeiten“, sagt Theres Ludwig. „Auch der enge Austausch mit den Physiotherapeuten gehört dazu.“
Fester Bestandteil ihrer Ausbildung sind zwei Wochen, in denen sie in das rotierende Schichtsystem eingebunden ist. „In der Nachtschicht ist es ein ganz anderes Arbeiten“, sagt Theres Ludwig. Weil fast alle schliefen, bleibe das Patientenrufsystem meistens etwas ruhiger. „Doch es gibt auch Stunden, in denen viel zu tun ist. Patienten mit Demenz sind nachts häufig wach und benötigen Unterstützung.“
Viel Lob, jede Menge Dank: Erst während der Pandemie ist vielen von uns bewusst geworden, wie wichtig die Arbeit der Pflegekräfte ist. Ist das Interesse für ihre Aufgaben wirklich gewachsen und weiterhin noch groß? Daniela Hermann, im Klinikum verantwortlich für das Personalmarketing im Ausbildungsbereich, sagt: „Der Pflegeberuf hat tatsächlich viel mehr Aufmerksamkeit bekommen als vorher. Wer jetzt mit dem Gedanken spielt, bei uns seine Ausbildung zu beginnen, kann sich gerne auch vorab über die Möglichkeiten im Klinikum Wolfsburg informieren. Bei uns gilt, jede Bewerbung ist herzlich willkommen.“
Trotz der vielen Medienberichte, die den Beruf genau unter die Lupe genommen haben: Aufklärungsbedarf gibt es weiterhin. Denn die meisten denken, dass sich die Ausbildung allein an Frauen richtet. Das Gegenteil sei der Fall, betont Daniela Hermann. „Egal, ob sie männlich, weiblich oder divers sind: Wir freuen uns auf junge Leute, die in der Pflege mit Herz dabei sein möchten, mit Menschen umgehen können und Organisationstalent haben.“ Wichtig sei darüber hinaus, dass Pflegefachleute Belastungen aushielten, „sowohl körperlich als auch emotional“.
Genauso wie die Verwaltung des Arzneimittelbestandes und die Dokumentation der Pflegemaßnahmen gehören insbesondere Feingefühl und Verständnis zum Berufsalltag. Wenn ein Patient verstirbt und die Familie am Bett trauert, „dann kann es nötig sein, die Trauer der Angehörigen aufzufangen“, sagt Adelina Schulte. Gefordert sei das richtige Gespür für die Situation. „Bei den einen sieht man, dass sie eine Umarmung brauchen, bei anderen wahrt man die nötige Distanz.“ Auch ihr gehen die persönlichen Schicksale nahe, doch hat sie gelernt: „Bei schwerer Krankheit kann der Tod auch eine Erlösung sein.“
Wo es jährlich etwa 32.000 stationäre Patienten gibt, 16.000 Operationen und 1.800 Geburten, da arbeiten auch 2.100 Klinikumsbeschäftigte, darunter 150 Auszubildende in der Pflege. Im Blockunterricht in der Pflegeschule auf dem Klinikumsgelände lernen sie, Pflegemaßnahmen verantwortlich zu planen, Patienten situationsbezogen zu beraten und ihr Handeln am Wissensstand der Medizin auszurichten, aber auch an Gesetzen, Verordnungen und ethischen Prinzipien. In Zusammenarbeit mit der Ostfalia Hochschule können die jungen Menschen Angewandte Pflegewissenschaften im Praxisverbund studieren; dabei wird die Ausbildung mit zwei Semestern auf das Studium angerechnet.
Nach dem Ende ihrer Ausbildung ist Adelina Schulte dem Klinikum Wolfsburg treu geblieben. Denn im Klinikum Wolfsburg werden alle Auszubildenden nach ihrer bestandenen Prüfung in der Pflege übernommen. Sie arbeitet jetzt auf der Mutter-Kind-Station. Was sie während ihrer Ausbildungszeit gelernt und erlebt hat, wird sie nie vergessen – weder die erste lebensrettende Reanimation, bei der sie urplötzlich Hand anlegen musste, noch die Blumen, mit denen Patienten sie ab und an beschenken. Unterm Strich sei das der wertvollste Lohn für ihre Arbeit: „Die Dankbarkeit, die ich zu spüren bekomme.“
Von Beruf: Pflegefachfrau/Pflegefachmann
Aus drei mach eins: Seit 2020 sind Kranken‑, Kinderkranken- und Altenpflege keine unterschiedlichen Ausbildungsgänge mehr. Die generalistische Pflegeausbildung zur/zum Pflegefachfrau/Pflegefachmann führt sie zusammen. Sie umfasst die Pflege von Menschen aller Altersgruppen. Im Klinikum findet der praktische Teil überwiegend auf den Stationen statt. Ergänzt wird er durch Außeneinsätze in ambulanter Pflege, psychiatrischen Einrichtungen oder der Langzeitpflege. Die Theorie wird in der Pflegeschule auf dem Klinikumsgelände vermittelt. In Kooperation mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfsburg gibt es außerdem die Möglichkeit, ausbildungsbegleitend zu studieren.
Stefan Boysen
Infos zur Ausbildung
Voraussetzungen: Realschulabschluss bzw. Hauptschulabschluss mit mindestens zweijähriger abgeschlossener Berufsausbildung
Ausbildungsdauer: drei Jahre im dualen System
Ausbildungsbeginn: 01. August und 01. Oktober
Kontakt: Klinikum Wolfsburg | Sauerbruchstraße 7 | 38440 Wolfsburg | Tel. 05361 80–0 |
E‑Mail pflegeschulen@klinikum.wolfsburg.de.
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