Auf die Stoppuhr drücken, das Maßband ausrollen – und das war’s dann? Weit gefehlt. Prüfer für das Deutsche Sportabzeichen zu sein, bedeute viel mehr, betont Mark Sandvoß. Wenn die Anwärter über die Ziellinie rennen, in die Grube springen oder ihre Bahnen ziehen, dann hat er nicht nur eine Funktion inne, sondern gleich drei. „Ich bin alles gleichzeitig: Prüfer, Trainer und Motivator.“
Beim MTV in Vorsfelde ist Mark eine feste Größe. Nicht nur, dass er seit vielen Jahren den Klub in seinem Herzen trägt. Der 51-Jährige ist auch Spartenleiter und verantwortlich für die Abnahme des Sportabzeichens unter Federführung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Die Auszeichnung verdienen sich diejenigen, die sich aus den vier Aufgabenpools der Kategorien Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination jeweils eine Übung herauspicken und die geforderte Leistung meistern – etwa beim 7,5‑Kilometer-Walking, Kugelstoßen, 100-Meter-Lauf und Seilspringen. Im Anschluss daran wartet nur noch eine Pflicht. „Es geht darum zu zeigen, dass man auch schwimmen kann“, erklärt Mark . Um das Sportabzeichen zu bekommen, ist es nicht erforderlich, Mitglied in einem Sportverein zu sein. „Jeder darf mitmachen.“
Im Jahr 2020 freuten sich insgesamt mehr als 700 Wolfsburger Erwachsene, Jugendliche und Kinder über ihre Auszeichnung in Bronze, Silber oder Gold. Im Vor-Corona-Jahr waren es sogar doppelt so viele gewesen. Bevor ihnen diese Ehre zuteilwird, stellen sie sich den Augen der Prüfer, die am Wettkampftag auch Freund und Helfer sind. „Wenn zum Beispiel jemand beim Weitsprung einen viel zu langen Anlauf nimmt und schon vor dem Absprung aus der Puste ist, dann zeige ich gerne, wie es besser geht. Mir ist wichtig, dass neben der Leistung auch die Technik stimmt.“ Ob es eine Übung gebe, bei der er nicht weiterhelfen könne? „Vom Turnen habe ich keine Ahnung“, sagt Mark lachend, „also prüfe ich das auch nicht.“
Seit 15 Jahren nimmt Mark die Prüfung für das Sportabzeichen ab. Seinen Prüferausweis hat er nach Eignungsnachweis vom Landessportbund bekommen. Dass er von Mai bis September auch bei Wind und Wetter jeden Mittwoch um 17:45 Uhr auf der Sportanlage zu finden ist und ein tolles, leistungsförderndes Training gestaltet, ist für ihn Ehrensache. „Ich bin gerne bereit, für diese gute Sache meine Freizeit zu opfern – auch deswegen, weil die Zahl der Vereine, die das Sportabzeichen anbieten, rückläufig ist. Es macht mir viel Spaß zu sehen, wie sich besonders die Kinder freuen, wenn ihnen etwas Gutes gelungen ist.“
Wer sein Sportabzeichen beim MTV macht, erhält nicht nur seine wohlverdiente Auszeichnung in Form einer Urkunde und eines Ansteckers. In der Regel kommen die erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler im Februar zu einer stimmungsvollen Feierstunde zusammen und blicken gemeinsam auf das Erreichte zurück. „Das ist eine schöne Bühne, um sich über die eigenen Leistungen und die der anderen zu freuen.“
Im Frühjahr geht’s dann los mit der neuen Sportabzeichen-Saison – in der Hoffnung, die Leistungen zu bestätigen und vielleicht sogar eine Schippe draufzulegen. Wertvolle Hilfe bietet das Training in Vorsfelde oder einem der anderen Wolfsburger Klubs, die das Sportabzeichen im Vereinsangebot haben.
Bleibt die Frage: Begutachtet Mark nicht nur Zeiten und Weiten, sondern versucht er selbst, die eine oder andere persönliche Bestleistung auf die Bahn oder in die Grube zu zaubern? Ist doch klar, dass ein guter Prüfer auch ein guter Prüfling ist. „Seit ich 18 wurde, habe ich jedes Jahr mein Sportabzeichen gemacht.“
Stefan Boysen
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