Internationaler Austausch in Wolfsburg
Eine Fremdsprache zu lernen ist harte Arbeit, macht aber auch Spaß – besonders wenn man seine neu gewonnen Sprachkenntnisse nutzen und mit anderen Menschen ins Gespräch kommen kann. Mit aktiver Kommunikation lernt es sich auch viel besser als alleine vor einem Stapel Bücher, der Meinung sind zumindest die Teilnehmenden vom Kultur- und Sprachcafé des Diakonischen Werks Wolfsburg gemeinnützige GmbH. Alle zwei Wochen treffen sie sich deshalb in einem Café, um mit einander zu sprechen und ihre Sprachkenntnisse aufzubessern.
Schon bevor die Leiterin Soledad Vargas Martínez (2. von links auf demTitelbild) das Treffen offiziell eröffnet herrscht reger Austausch unter den rund zehn Teilnehmenden – noch auf Deutsch, aber das wird sich gleich ändern.
Im Kultur- und Sprachcafé werden aktuell vier Sprachen geübt – Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch. Die Teilnehmenden, die die gleiche Sprache üben wollen, setzten sich einfach zusammen und beginnen ein lockeres Gespräch. Einige Mitglieder sind für mehrere Sprachen da und entscheiden sich spontan, welche Sprache sie heute üben wollen.
Gesprächsanstoß ist heute das Thema Urlaub. Zu jedem Treffen bringt Frau Martínez ein neues Thema und Lernunterlagen mit. Dabei ist ihr wichtig, dass sie Themen aussucht, die die Lernenden im alltäglichen Leben brauchen könnten, zum Beispiel Freizeitaktivitäten, Einkaufen, Kleidung oder Familie. Sich an das Thema zu halten ist keine Pflicht. „Man fragt jemanden etwas zum Thema und bekommt eine Geschichte. Das ist sehr interessant“, berichtet eine Teilnehmerin, die schon lange dabei ist und heute an ihren Englischkenntnissen arbeitet.
Alleine Zuhause lernen macht keinen Spaß.
Teilnehmerin des Kultur- und Sprachcafés
Bei der Frage, warum sie zum Kultur- und Sprachcafé kommen, sind sich alle Teilnehmenden einig. Natürlich kommen sie, um ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen und neues zu lernen.
Aber der Hauptgrund ist, Menschen zu treffen und sich auszutauschen. Jeder hat andere Erfahrungen, unterschiedliche Dinge erlebt und seine eigenen Meinungen, über die sich ausgetauscht wird. Denn im Kultur- und Sprachcafé kommen Menschen zusammen – Menschen mit unterschiedlichen Berufen, Nationalitäten und Alters. Auch das Sprachniveau und die Vorerfahrungen mit einer der Sprachen und anderen Kulturen sind unterschiedlich. Manche fangen gerade erst an eine Sprache zu lernen, andere sind Muttersprachler, die in Deutschland leben. Wieder andere haben eine Zeit im Ausland verbracht.
Im Kultur- und Sprachcafé wird gemeinsam geübt. „Es ist wirklich wichtig, den Mut zu haben den ersten Schritt zu gehen“, sagt eine der Teilnehmerinnen. Es gibt Mut hier zu sprechen und auch mal Fehler machen zu dürfen, denn in der Gruppe wird niemand verurteilt.
Aber nicht nur im gemeinsamen Gespräch, sondern auch durch Erfahrungsberichte und Tipps hilft man sich gegenseitig. Einer der Teilnehmenden hat einige Jahre in Spanien gelebt und gibt den anderen begeistert Tipps, wo sie spanische Podcast finden können. Heute hat er auch einige spanischsprachige Zeitschriften mitgebracht und Notizzettel, auf denen er Redewendungen notiert hat.
Aber neben dem erlangen von Sprachkenntnissen gehe es auch um den Einblick in andere Kulturen, betont Frau Martínez. Eine Sprache könne niemals ohne Kultur vermittelt werden. So könnte beispielsweise eine Aussage auf Deutsch harmlos klingen, während sie in Spanien als unhöflich gewertet werden würde. Erst durch das Kennenlernen einer Kultur könnten Konflikte vermieden werden. Frau Martínez hofft, mit dem Café eine kulturelle Sensibilisierung zu schaffen und durch das Sprechen über kulturelle Unterschiede Empathie, Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen zu fördern.
Für die Zukunft des Kultur- uns Sprachcafés wünscht sich die Leiterin, dass weiterhin alle Freude am Sprachen lernen und am gemeinsamen Austausch haben, aber auch, dass die Gruppe größer wird und sie mehr Sprachen anbieten kann. Sie würde sich auch freuen, mehr Menschen, die Deutsch lernen wollen, im Café willkommen zu heißen.
Auch bei dem heutigen Treffen sind zwei neue Teilnehmerinnen dabei. Sie sind begeistert vom Café und wollen auf jeden Fall beim nächsten Treffen wieder dabei sein.
Das Kultur- und Sprachcafé findet kostenfrei alle zwei Wochen von 15:30 bis 17 Uhr im Café „Schau-ins-Land“ oder im Café „Kerksiek“ statt. Über die genauen Termine informiert Leiterin Soledad Vargas Martínez in der Zeitung, über eine Mailingliste oder persönlich am Telefon unter (0 53 61) 501 14 55.
Antonia Müller
Titelbild: Leiterin Soledad Vargas Martínez (2. von links) und einige der Teilnehmenden © WMG Foto Antonia Müller
09/2023