Jugendförderung am Puls der Zeit
Graffiti-Wand, Konzerte, Filmvorführungen, Virtual Reality und vieles mehr – das ist Youth & Culture. Die Initiative des Hallenbad – Kultur am Schachtweg und der Abteilung Jugendförderung des Geschäftsbereichs Jugend der Stadt Wolfsburg bietet Jugendlichen einen Ort, Kultur ab vom Mainstream zu leben.
„Wir wollen, Jugendlichen Möglichkeiten bieten“, beschreibt Lars das Ziel von Youth & Culture. Er und seine Kollegin Claudia sind schon seit 2007 in der Kinder- und Jugendarbeit des Hallenbads tätig.
Angefangen haben sie im Kinderbereich mit Sechs- bis Zwölfjährigen. Ab 2010 fokussierte sich das Angebot auf Jugendliche – eine Zeit, die Lars noch heute am Herzen liegt.
Für viele Jugendliche aus dem Innenstadtbereich wurden die Räumlichkeiten im Hallenbad zu einem zweiten Zuhause. „Es war ein sehr vertrauensvoller Umgang“, erzählt er. 2017 entstand dann in Kooperation mit der Stadt die Initiative Youth & Culture. „Mit dem neuen Format wollten wir die unterstützen, die aktiv etwas machen wollen“, erklärt Lars. Über die Jahre hat sich ein vielfältiges Programm entwickelt mit Angeboten, die man nicht in jeder Jugendförderung findet.
Die Räume von Youth & Culture im Hallenbad bilden einen Treffpunkt für Jugendliche. Donnerstags und freitags kann dort im sogenannten VReiraum Kicker, Billard, Dart, Gesellschaftsspiele und PS5 gespielt und Musik gehört werden. Ein besonderes Highlight sind die Virtual Reality-Brillen, die dem Aufenthaltsraum seinen Namen geben. Die Brillen kann hier jeder ausprobieren und mal in die virtuelle Realität hineinschnuppern.
Draußen vor dem Hallenbad gibt es die Graffiti-Hall of Fame. Die frei zugängliche Fläche nutzen viele Jugendliche als Treffpunkt. Hier kann man nicht nur ganz legal sprühen, sondern auch einfach nur abhängen, quatschen, Musik hören und Tischtennis spielen.
Neben spontanen Treffen bietet Youth & Culture auch die Möglichkeit für regelmäßige, geplante Gruppentreffen. Gruppen, die einen Ort brauchen, um gemeinsam etwas zu machen, können die Räume von Youth & Culture nach Absprache kostenlos nutzen. Vorgaben, was die Gruppen während ihrer Treffen machen, gibt es nicht. Aktuell gibt es eine Rollenspiel‑, eine Cosplay‑, eine Brettspiel- und eine Pokémonkarten-Tausch-Gruppe. Sie treffen sich jeweils einmal im Monat im Hallenbad und jeder der möchte, kann dazukommen.
Regelmäßig zeigt Youth & Culture auch Filme mit freiem Eintritt im Kino des Hallenbads. Inhaltlich liegt der Fokus dabei auf Musik- und Jugendkultur. Schulen und Gruppen haben auch die Möglichkeit auf Anfrage, kostenlos Filme im Kino zu schauen.
Ebenfalls auf Anfrage können Gruppen eine Virtual Reality-Tour durch das Anne Frank-Haus zur Zeit des zweiten Weltkriegs machen. Mit der 360°-Ansicht und begleitenden Hintergrundinformationen und Auszügen aus dem Tagebuch von Anne Frank kann man eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit machen.
Der Mensch lernt durch das Sehen und Hören und das erlebt man bei VR beides ganz direkt.
Neben gemeinschaftlichen Treffen und Sparteninteressen spielt auch Musik eine große Rolle in der Jugendkultur.
Regelmäßig veranstaltet Youth & Culture deshalb Konzerte von Künstlerinnen und Künstlern abseits des Mainstreams. Da die Initiative anders als andere Konzertveranstalter keine Gewinne generieren muss, können Lars und Claudia Spartenmusikerinnen und ‑musiker – wie beispielsweise japanische Frauenbands – einladen, die sonst nicht nach Wolfsburg kommen könnten.
Neben dem hören von Musik unterstützt Youth & Culture im Zuge der Bandförderung auch die Produktion von Musik.
Seit 2016 findet jährlich der Schulbandslam statt, bei dem Bands aus Wolfsburg und Umgebung zeigen können, was sie drauf haben. Mit professioneller Sound- und Lichtshow treten die Jugendbands auf einer großen Bühne vor mehreren hundert Leuten und einer Fachjury auf. Und auch wenn natürlich jeder gewinnen möchte, steht der gemeinsame Spaß im Fokus.
Um junge Künstlerinnen und Künstler auch neben der Bühne zu fördern, gibt es Probenräume, die kostenlos genutzt werden können.
Während der Corona-Pandemie gestaltete sich die Bandförderung unter den Corona-Auflagen jedoch schwierig. „Gerade im Kulturbereich lag alles brach, also auch die Bands und Musikerinnen und Musiker“, berichtet Lars. „Deshalb haben wir die Quarantäne-Sessions ins Leben gerufen.“ Musikerinnen und Musiker konnten kostenlos im Hallenbad auftreten – natürlich ohne Publikum. Das Team von Youth & Culture schnitt den Auftritt mit mehreren Kameras und professioneller Tontechnik live mit. So entstanden über die Zeit 16 Videos, die man auf dem YouTube-Kanal von Youth & Culture ansehen kann. Lars erklärt: „Alles wurde live geschnitten. Es gab also nur einen Take. Nach dem Set war das Video fertig.“ Die Videos haben zwischen 60 und 1800 Aufrufe. Damit seien sie für die Größe Wolfsburgs sehr zufrieden.
Die Videos sind für die Künstlerinnen und Künstler auch eine Chance. So haben sie etwas, das sie zeigen können, wenn sie zum Beispiel irgendwo auftreten wollen.
Schau dir hier die Quarantäne-Session des Künstlers Anthony Miller an:
Auch der eigene Merch kann mit Hilfe von Youth & Culture produziert werden. Im Keller des Hallenbads befindet sich eine Siebdruckwerkstatt, die Gruppen nutzen können. Nach einer kleinen Einführung kann man sich selbst an die Arbeit machen und Beutel, Shirts, Taschen und vieles mehr mit den eigenen Designs bedrucken. Interessierte müssen dabei lediglich die Kosten für das Sieb, welches als Druckvorlage fungiert, zahlen. Farben werden gestellt. Neben einigen Bands nutzt auch das Hallenbad selbst die In-Haus-Druckerei und bedruck beispielsweise ihre eigene Arbeitskleidung.
Zusätzlich zum Tagesgeschäft plant Youth & Culture regelmäßig größere Events wie Aktionen zum Mädchentag oder dem CSD. Besonders begeistert ist Lars vom Game Day, welcher 2023 neu ins Programm von Youth & Culture aufgenommen wurde. Seine Premiere feierte das Format mit rund 300 Besucherinnen und Besuchern jeden Alters im März 2023. Spielbegeisterte konnten einen Tag lang verschiedenste Spiele – ob digital oder analog – ausprobieren. Im Kinosaal wurde beispielsweise Mario Kart auf der großen Leinwand gespielt und Virtual Reality-Erlebnisse waren natürlich auch dabei. Besonderes Highlight waren die Retro-Spielautomaten, auf dessen Anschaffung Lars besonders stolz ist.
Für die Zukunft von Youth & Culture gibt es bereits ein paar Ideen, verrät er. Insgesamt ist aber erst einmal das Ziel, so weiter zu machen wie bisher. Denn egal ob Graffiti-Wand, VR oder Konzerte, das Programm von Youth & Culture trifft den Zeitgeist und die Interessen der Jugend.
Antonia Müller
Titelbild: Äußeres des VReiraums von Youth & Culture © Hallenbad – Kultur am Schachtweg
01/2024