Ausbildung zur Bestattungsfachkraft
Was eine der wichtigsten Voraussetzungen für seinen Beruf sei? Die Empathie, um im Trauergespräch die richtigen Worte zu finden, antwortet Gerrit Gebauer. Er möchte, dass die Menschen bei ihm Trost finden. Seine Worte sollen Kraft geben, damit der Verlust besser bewältigt werden kann. Sein Ausbildungsberuf: Bestattungsfachkraft.
Der 24-Jährige arbeitet für das Beerdigungsinstitut Gebauer seines Vaters Markus. Auf seinem beruflichen Weg hat er vor Kurzem ein wichtiges Etappenziel erreicht – die Weiterbildung von der Bestattungsfachkraft zum Bestattungsmeister. Seinen Beruf beschreibt er so: „Auf der einen Seite hat er eine lange Tradition, auf der anderen Seite ist er sehr modern.“
Mit 16 Jahren sei er sich sicher gewesen, genau diesen Beruf und keinen anderen lernen zu wollen. „Weil er sehr vielseitig ist“, sagt Gerrit Gebauer, „nur die wenigsten wissen, wie viele Aufgaben ein Bestatter hat.“
Wie andere Dienstleistungsberufe entspricht er dem Zeitgeist: Er erfüllt den Wunsch der Menschen nach Individualität. Den Verstorbenen auf eine ganz persönliche Art und Weise zu verabschieden, sei heute viel besser möglich als noch vor zehn, zwanzig Jahren, erzählt er.
„Das fängt bei der Gestaltung der Todesanzeige in der Zeitung und der Trauerkarte an und hört bei der Auswahl der Blumen, Kerzenleuchter und Gaststätten für die Trauerfeier auf. Meine Aufgabe ist aufzuzeigen, welche Möglichkeiten die Hinterbliebenen haben – und herauszufinden, was sie sich wünschen.”
Auf welche Art und Weise kann die Bestattung den Charakter des Verstorbenen widerspiegeln? “Zum Beispiel durch die Dekoration des Sarges”, sagt Gerrit Gebauer; man könne neben ihm Bilder des Verstorbenen aufstellen oder einen Gegenstand, der stellvertretend für sein Hobby steht – etwa einen Golf- oder Tennisschläger. Vielen ist es ein Herzenswunsch, dass ein ganz bestimmtes Lied gespielt wird. „Das kann das Ave Maria sein oder ein Song von AC/DC“, sagt Markus Gebauer. Selbstverständlich gibt es Grenzen. „Bei einer christlichen Bestattung ist es unerlässlich, die Organisation eng mit dem Geistlichen abzusprechen.“
Auch dem Sarg selbst kann eine besondere Note verliehen werden. Im Beerdigungsinstitut der Gebauers, beheimatet in der Köhlerbergstraße, befindet sich eine Ausstellung, die mehrere Modelle zeigt. Und auch eine kleine Werkstatt, in der Gerrit Gebauer die Särge für die Trauerfeier gestaltet. Hier montiert er die Griffe und stattet das Innere mit Kissen und Decke aus. „Damit wir den Toten zur letzten Ruhe betten können“, sagt er. Auch eine hauseigene Kapelle gibt es. Für die Zeremonie finden hier fünfzig Gäste Platz.
Im Umgang mit den Trauernden ist besagtes Einfühlungsvermögen ein hohes Gut. Wie hat Gerrit Gebauer es sich angeeignet? „So richtig lernen kann man das nicht“, sagt er. Wichtig sei, ein Gespür dafür zu bekommen, wie die Menschen sich fühlen. „Es gibt Trauernde, die regelrecht schockiert sind über einen plötzlichen Todesfall, für andere ist der Tod nach langer Krankheit eine Erlösung. Wichtig ist, jeden in seiner Trauer ernst zu nehmen und ihnen die Freiheit zu geben, sich einfach auszuweinen.“ Die Menschen danken es ihm. „Zum Ende des Trauergesprächs fällt vielen ein großer Stein vom Herzen. Und manch einer hat sogar wieder ein erstes Lächeln auf den Lippen.“
Manchmal, wenn Gerrit Gebauer einer ganz besonders bewegen-den Trauerfeier beiwohnt, hat auch er Tränen in den Augen. Sein Vater sagt, dass ein Bestatter in vielen Fällen eine Mauer um sich aufbauen müsse. „Wir sind darin geschult, das Leid nicht zu sehr an uns heranzulassen – das würde uns nicht guttun.“ Ein gutes familiäres Umfeld und einen stabiler Freundeskreis spielen eine wichtige Rolle: um selbst Halt zu finden, wenn es einmal nötig sein sollte. „Sozusagen als Ventil für die Seele“, so Gerrit Gebauer. Ob er nach so vielen Begegnungen mit dem Tod noch Angst vor ihm hat? „Vor dem Tod nicht, vor dem Sterben schon.“
Na klar trifft er viele, die seinen Beruf ungewöhnlich finden, erzählt er. Wenn er auf Partys neue Leute kennenlernt und von sich erzählt, „dann sind die meisten sehr neugierig und stellen viele Fragen. Ich beantworte sie gerne, ich bin da sehr offen. Auch deswegen, weil viele eine ganz andere Vorstellung von meinem Beruf haben, als er in Wirklichkeit ist.“
Damals, mit 16 Jahren, bestärkte ihn das Praktikum im elterlichen Beerdigungsinstitut darin, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Seine Wahl hat er nie bereut, im Gegenteil. „Ich kann Menschen Aufmerksamkeit schenken, ihnen helfen, viel für sie tun. Meiner Meinung nach gibt es kaum ein anderes berufliches Aufgabenfeld, in dem es so menschlich zugeht.“
Tätigkeit
Der Bestatter ist ein Dienstleister, der für die Hinterbliebenen eine Reihe von Aufgaben erfüllt. Gerrit Gebauer sorgt für die Überführung des Verstorbenen, übernimmt die hygienische und kosmetische Behandlung des Leichnams und erledigt Behördengänge. Er führt das Trauergespräch und plant und organisiert die Beerdigung.
Bildungsweg
Die Berufsausbildung von Gerrit Gebauer hat im Beerdigungsinstitut seines Vaters und
in der Berufsschule stattgefunden. Sie gibt es in Bad Kissingen, Wermelskirchen und Springe.
Pflicht sind überbetriebliche Unterweisungen in der Theo-Remmertz-Akademie
im bayrischen Münnerstadt. Sie ist das Bundesausbildungszentrum der Bestatter.
Stefan Boysen
Fundstück aus der Printausgabe 8 Dein Wolfsburg 2016
Fotos: © WMG, Foto S. Dorbrietz
Verstehe, so eine Beratung zur Bestattung für die Angehörigen ist wirklich wichtig. So müssen sie nicht alles selber planen in dieser stressigen Zeit. Danke für den Beitrag, wie der Job als Bestatter aussehen kann.
Beistand ist einfach wichtig in so einem Fall. Das kann schon nur Zuhören sein.
Ein gutes Bestattungsinstitut leistet das durch Services!