Mit Wachsamkeit gegen die Wegwerf-Kultur
Viele Menschen übersehen zerknitterte Verpackungen, leere Plastikflaschen und ausgelaugte Zigarettenstummel. Sabrina Wenzelis dagegen sieht ganz genau hin. In Wolfsburg engagiert sie sich im Verein Trash-Tracker gegen die verbreitete Müllblindheit und die Gewohnheit, Abfall gedankenlos zu hinterlassen. Ihr Ziel? Nicht nur saubere Straßen, sondern auch ein gesellschaftliches Umdenken.
In der Zeit der Pandemie verschärfte sich der Blick von Sabrina Wenzelis für die Abfallflut. Bei ihren ausgiebigen Spaziergängen stellte sie fest, dass der Müll oft schneller zurückkam, als er überhaupt beseitigt werden konnte. Hier Scherben von zerbrochenen Glasflaschen, da zerknüllte Plastiktüten und gebrauchte Taschentücher – ein Zustand, den sie nicht akzeptieren konnte. „Vielleicht ist das für manche zur Normalität geworden, aber für mich wäre es erst dann normal, wenn unsere Straßen frei von Müll wären“, betont die 52-Jährige.
Aktionen mit Signalwirkung
Sabrina Wenzelis lässt Taten sprechen: Bekannt wurde sie durch ihre „Girlande der Schande“ in Fallersleben, eine Aktion, bei der gedankenlos verstreuter Müll öffentlich zur Schau gestellt wurde. Darüber hinaus kennt man sie unter ihrem Spitznamen „Müllpiratin“. Ihre Entschlossenheit, sich für ein schöneres Stadtbild einzusetzen, führte zur Gründung des Wolfsburger Standorts der Trash-Trackers. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, verstreuten Müll aufzuspüren, einzusammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen. Regelmäßig, etwa alle zwei Wochen, ziehen die Trash-Trackers durch Wolfsburgs Straßen und tragen mit ihren sogenannten Cleanups zu einem saubereren Stadtbild bei.
Warum ist es so, dass sich die meisten Menschen nicht groß um den herumliegenden Abfall auf dem Bürgersteig oder im Gebüsch kümmern? Ein Grund mag die Gewöhnung an diesen mittlerweile allgegenwärtigen Zustand sein. Zudem sehen sich viele nicht als Verursacher und denken: „Ich habe es nicht weggeworfen, also muss ich es auch nicht wegmachen“, wie Sabrina Wenzelis anmerkt.
Die Trash-Trackers jedoch verfolgen einen anderen Ansatz: Sie sehen sich selbst in der Verantwortung für ihre Umwelt – egal, wer den Müll ursprünglich dort hinterlassen hat.
Zwei Stunden, die einen Unterschied machen
Manchmal fühlen sich die Trash-Trackers, als würden sie gegen Windmühlen kämpfen. „Es ist wirklich erschreckend, wenn wir auf dem Rückweg schon wieder Müll finden, obwohl wir die Stelle gerade gereinigt haben.“ Doch trotz solcher Rückschläge ist ihre Arbeit keineswegs umsonst. In nur zwei Stunden können sie bis zu 20 Kilogramm Abfall in dicken Säcken einsammeln – ein sichtbares Zeichen ihres Engagements.
Neben dem guten Gefühl, etwas Positives bewirkt zu haben, bringt die Tätigkeit auch andere Vorteile mit sich: Die Trash-Trackers sind viel an der frischen Luft und stärken durch das gemeinsame Anliegen ihre Gemeinschaft. „Es sind sogar neue Freundschaften entstanden“, betont Sabrina Wenzelis.
Am Ende des Tages haben sie nicht nur ihrer Stadt geholfen, sondern sich auch im Bewusstsein der Menschen verankert. Sabrina Wenzelis erzählt: „Neulich sagte jemand zu mir: Seitdem ich von eurer Arbeit gehört habe, kann ich nicht mehr achtlos an Müll auf der Straße vorbeigehen.“ Ein zumindest kleiner Schritt in Richtung einer Gesellschaft, die weniger müllblind ist.
Termine für die nächsten Cleanups
Wer mehr über die Aktivitäten der Trash-Trackers in Wolfsburg wissen möchten oder darüber nachdenkt, sich in irgendeiner Form zu beteiligen: Informationen zu den nächsten Cleanup-Terminen finden sich auf www.trash-tracker.com. Dort besteht ebenfalls die Möglichkeit, dem WhatsApp-Chat der Gruppe beizutreten. Für direkten Kontakt steht Sabrina Wenzelis über Instagram unter @muellpiratin zur Verfügung.
Hier geht es zur Website der Trash-Trackers Wolfsburg
Stefan Boysen
11/2023
Beitragsbild: Clean up day 2023 © S. Wenzelis