Land der tausend Gräben
Langsam färben sich die Blätter und die Tage werden kühler. Jetzt ist die richtige Jahreszeit für Aktivitäten an der frischen Luft. Deshalb stellen wir euch heute einen Ausflug in den Wendschotter und Vorsfelder Drömling vor. Das sogenannte „Land der tausend Gräben“ ist neuerdings sogar als UNESCO Biosphärenreservat ausgezeichnet.
Ich starte am „Hotel am Drömling“ in Vorsfelde. Hier geht die Straße Alter Damm schnell in einen Feldweg über. Nach etwa 250 Metern erreiche in den Steekgraben. Entlang des Steekgrabens verläuft der Radweg zwischen Grafhorst und Vorsfelde. An der Wegekreuzung finde ich auf einer interessant unauffällig platzierten Hinweistafel Informationen zum Naturschutzgebiet Wendschotter und Vorsfelder Drömling.
Bild: Infotafel Allerauerwald (Foto: Beate Ziehres)
Hier könnt ihr euch auf der Karte eine Route aussuchen. Ich bin zu Fuß unterwegs und gehe geradeaus Richtung Wendschott. Der obligatorische Wassergraben befindet sich an dieser Stelle rechts des Weges, während linkerhand hohe Schilffelder daran erinnern, dass wir uns in einem Feuchtgebiet bewegen.
Die Kühe fressen für die Artenvielfalt
Schon nach wenigen hundert Metern tauchen am Wegesrand schwarz-weiß gefleckte Kühe auf, die es sich auf einer Weide gutgehen lassen.
Die Nutztiere erfüllen im Naturschutzgebiet eine wichtige Aufgabe. Ihr Fressverhalten und ihre Ausscheidungen tragen dazu bei, dass sich viele andere Lebewesen wie Vögel und Insekten auf der extensiv beweideten Fläche wohl fühlen. So tragen die Kühe zur Artenvielfalt im Drömling bei.
Nach einem eleganten Anflugmanöver landet nun ein weißer Reiher in den sattgrünen Wiesen. Ein Graureiher gesellt sich zu ihm. Gemeinsam picken sie im feuchten, weichen Boden nach Leckerbissen. Neben weiteren bemerkenswerten Vogelarten wie Seeadler und Schilfrohrsänger sind im Drömling unter anderem auch Fischotter, Biber, Laub- und Moorfrosch zuhause. In den Sommermonaten sind die Störche vielgesehene Gäste.
Als der Mittellandkanal in Sicht kommt, knickt der Weg rechts ab und folgt der Aller. Mal bewegt sich das Wasser des Flüsschens unmerklich träge, dann wieder schnell in Richtung Mittellandkanal. Rechterhand weiden zur Abwechslung braune Rinder auf den saftigen Sumpfwiesen.
Sumpfwälder als Lebensraum für Kraniche
Nun beginnt auch schon der Allerauenwald, ein weiteres interessantes Biotop des Drömlings. Es handelt sich hierbei um einen Eichen-Hartholz-Auenwald. Im sumpfigen Wald leben in der warmen Jahreszeit beispielsweise Schwarzstörche und Kraniche.
An der Holzbrücke über die Aller erklärt eine Infotafel die Besonderheiten der Lebensräume Feuchtwiesen und Auwald. Hier geht es beispielsweise auch um das Schicksal der Aller, die bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts von Menschenhand verlegt wurde.
An der Infotafel verzweigt sich der Weg. Geradeaus führt er durch den Allerauenwald nach Grafhorst. Ich überquere jedoch die Holzbrücke und folge dem Abzweig bis zur markanten blauen Wendschotter Brücke. Immer wieder kreuzen Libellen der Gattung Moorjungfer meinen Weg. Es ist untypisch, dass sie im Herbst fliegen. Wahrscheinlich sind sie durch die milde Witterung irritiert und durch die Sonne, die auch mich an diesem Tag wärmt.
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch den Drömling
Auf der Wendschotter Seite des Mittellandkanals steht nach einigen hundert Metern eine weitere Hinweistafel. Sie erklärt die Besonderheiten des Wendschotter Drömlings. Über die Brücke geht es zurück auf die Ostseite des Kanals, wo ich gleich nach rechts abbiege. Auf dem schnurgeraden Betriebsweg laufe ich am Kanal entlang Richtung Süden, bis sich die Wasserstraße verjüngt. Hier mündet die Aller in den Kanal, um gleich auf der gegenüberliegenden Seite weiterzufließen.
An dieser markanten Stelle kehre ich auf den Wander- und Radweg zurück, auf dem ich zu meiner Tour gestartet bin. Der Spaziergang durch die faszinierende Niederungslandschaft des Drömling endet am Ausgangspunkt an der Vorsfelder Sudammsbreite.
Dieser ausgiebige Spaziergang durch den Wendschotter und Vorsfelder Drömling ist knapp 8 Kilometer lang. Ihr könnt euch selbst eine Wanderung, eine Radtour oder einen gemütlichen Spaziergang – ganz nach euren Vorlieben – zusammenstellen. Für eine längere Radtour bietet sich übrigens der ausgeschilderte „Rad- und Wanderweg Niedersächsischer Drömling“ an.
Egal, wie ihr im UNESCO Biosphärenreservat unterwegs sein – ihr werdet mit Sicherheit schöne Landschaften und interessante Tiere entdecken!
Beate Ziehres
12/2023
Wandern rund ums Naturschutzgebiet Wendschotter und Vorsfelder Drömling