Made in Wolfsburg

Zugegeben, Made in Wolfsburg ist kein presti­ge­träch­tiges Etikett, das auf eine Verpa­ckung geklebt wird und Menschen aus nah und fern verrät: Dieses Produkt stammt aus unserer Stadt und ist allein aus diesem Grund lecker, schick oder edel. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Denn dass es lokale Erzeug­nisse gibt, die original Wolfsburg sind, steht außer Frage. Als wir uns auf die Suche nach ihnen machten, waren wir selbst überrascht, wie viele tolle Produkte wir ausfindig machen konnten. Die einen etabliert und bekannt, die anderen auf dem Weg dorthin und bis dato echte Geheim­tipps. Und was unsere Titel­ge­schichte noch schöner und lesens­werter macht:

Hinter allen Waren und kreative Erzeug­nisse stehen inter­es­sante Persön­lich­keiten. Made in Wolfsburg sind nicht nur die Erzeug­nisse, sondern auch die Menschen, die in unserer Stadt zu Hause sind. Übrigens: Bald ist Weihnachten. Und es wäre doch gelacht, wenn sich auf den kommenden Seiten nicht etwas finden ließe, was sich unterm Baum als Präsent mit Schleif­chen drumherum richtig gut machen würde. Viel Spaß beim Bummeln durch unsere Artikel!

Amsel Kaffee

Kaffee am Bett

Im unschein­baren Amselweg in Wolfsburg würde kein Ortsfremder eine besondere Lokalität suchen. Schon gar nicht ein Café mit großem Garten und eine Kaffee­rös­terei. Doch unter­dessen hat sich das „Amsel Kaffee“ herum­ge­spro­chen. Sebastian Fork betreibt dieses Café seit 2018.

Der Kaffee­röster ist in Sachen Kaffee schon in ganz Deutsch­land herum­ge­kommen. Studiert hat er Lebens­mit­tel­ma­nage­ment in Triesdorf – wohl einer der kleinsten Studi­en­orte überhaupt. Dort begann seine Leiden­schaft für den Kaffee, die er bei der tradi­tio­nellen Rösterei Minges in Bamberg im Quali­täts­ma­nage­ment und bei der Ausar­bei­tung von Rezep­turen fortsetzte. Es darf verraten werden, dass er bei der Entwick­lung der Nespresso-Produkte mitge­wirkt hat.

Nach mehreren Jahren in Bayern merkte er indes, dass ihn eine unerklär­liche Sehnsucht zurück in seine Heimat­stadt Wolfsburg zog. Kurzer­hand suchte er nach einem Ort, der einer­seits „gastrostark“ und anderer­seits für das Handwerk Kaffee­rösten geeignet ist. Und er wurde fündig. Das ehemalige Vereins­heim des Aeroclubs, in dem Segel­flug­zeuge gewartet wurden, vereinte alle Bedin­gungen für seine vielfäl­tigen Pläne. Dazu gleich mehr.

Ein halbes Jahr hat er die langge­streckte Immobilie – in der seiner­zeit die Flügel der Flugzeuge repariert wurden – geschrubbt, entrüm­pelt, umgebaut und neu gestaltet. Das Mobiliar stellte er von überallher zusammen. Da vertragen sich Omas Sofa mit Palet­ten­mö­beln und handge­fer­tigte Tische mit Stühlen aller Epochen. Heraus­ge­kommen ist ein Ort zum Verweilen, wo sich die Beleg­schaft um Sebastian Zeit für die Gäste nimmt.

Seinen Fokus legt der ambitio­nierte Wolfs­burger auf das Kaffee­rösten – wie der Name des Cafés schon sugge­riert: Amsel Kaffee (statt Café). Eine nette Anekdote nebenbei: Der Name seines Produkts rührt nicht (nur) vom Straßen­namen, wie man annehmen könnte, sondern vom Namen seiner Tochter Merle, der übersetzt „Amsel“ lautet.

Den Manufak­tur­ge­danken, den er lebt, erkennen die Gäste schon an den Exponaten, die den Raum schmücken: Röste­quip­ment, Kaffee­säcke an den Wänden und geschmack­voll designte Kaffee­tüten, die auch als ‚Reserviert‘-Schilder auf den Tischen fungieren. Der selbst geröstete und bio-zerti­fi­zierte Kaffee aus der 5‑Kilo-Rösterei wird seit 2019 von der Lebens­hilfe Wolfsburg konfek­tio­niert – ein Koope­ra­ti­ons­partner unter mehreren. Ein ebenso wichtiger Partner ist das Jugend­haus Ost, das auf dem weitläu­figen Terrain Hochbeete angelegt hat und darin Kräuter und Gemüse anbaut – zur Freude von gesund­heits­be­wussten Gästen.

Apropos weitläu­figes Gelände: Hier hat Sebastian eine Wohlfühl­oase geschaffen, wo Jung und Alt ihr Lieblings­plätz­chen finden können. In der Hänge­matte dem Vogel­ge­zwit­scher lauschen, den Kindern unter alten Bäumen beim Spielen zugucken oder – mein Favorit – sich den köstli­chen Kaffee, Kuchen oder Eis am Bett servieren lassen. Mitten im Garten prangt nämlich ein breites Bett, das zum Entspannen einlädt.

Das ist aber noch nicht alles. Der umtrie­bige Kaffee­profi bietet auch Röster-Seminare an, will Lesungen und Konzerte veran­stalten und organi­siert Ausstel­lungen. Vom 25. bis 28. November gibt’s etwas ganz Abgefah­renes zu sehen: den „Sonnen­auf­gangs­au­to­maten“. Mehr wird hier nicht verraten.

Aber eines geben wir gern weiter: Ein zweites Café ist in Fallers­leben in Planung.

Bis dahin gönnen sich Kaffee­fans und Kuchen­lieb­haber von Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr die besondere Atmosphäre am Amselweg 51.

Bärbel Mäkeler

Web: amsel-kaffee.de

 

Brauhaus Fallers­leben

Braukunst seit 1986

Rotbier, alkohol­freies Hefeweizen, Whisky­bier: Das Alte Brauhaus zu Fallers­leben erwei­terte seine Produkt­pa­lette immens, und doch geht das aller­erste Bier der Betreiber Heidrun und Hartmut Gehrmann noch am besten weg: das Fallers­leber Schloß­bräu nämlich. „Die Norddeut­schen trinken am liebsten Pils“, weiß deren Sohn Dominik Gehrmann: Der 32-Jährige kennt sich aus, denn er ist seit 2013 allei­niger Braumeister des Tradi­ti­ons­hauses. Er berichtet von der Brautechnik, der Geschichte der Gasthaus­brauerei und dem Weihnachts­bier, das er ab November wieder ausschenkt.

Über das Jahr verteilt bietet Dominik Gehrmann um die 13 verschie­dene Biersorten an. Einige davon nur saisonal, dazu gehört das Fallers­leber Weihnachts­bier, für das er unter anderem Orangen­schalen, Nelken, Sternanis und Zimt während des Brauens in einem Säckchen hinzugibt. So entstehen „weihnacht­liche Aromen“ im Bier, so Gehrmann, und ihn freut: „Das wird gut angenommen.“ Etwa während der Weihnachts­feiern, die tradi­tio­nell im Gasthaus steigen. Er versi­chert: „Das Weihnachts­bier wird es auch nach Weihnachten im Ausschank geben.“

Jüngste Kreation im Angebot des Brauhauses ist das Whisky­bier, so Gehrmann: „Gebraut mit irischem Malz, das dem Bier eine leicht rauchige Note verleiht.“ Ein weiter Weg für Zutaten, doch wesent­lich regio­naler ist es für die anderen Biere auch nicht: Die Rohstoffe Hopfen und Malz bezieht Gehrmann aus Bayern. Das Whisky­bier geht gut, beliebt sind im Brauhaus auch die Biermix­ge­tränke, dazu zählen Brauhaus Lemon, ab Mai Erdbeer­bier und ab Juli das Kirsch­bier.

Gehrmann kommt zugute, dass das Haus so groß ist: Der Braupro­zess findet auf mehreren Ebenen statt. „Über der Brauerei ist das Malzlager, wo das Malz geschrotet wird.“ Mit seinem Zehn-Hekto­liter-Sudwerk und einer Brauzeit von sieben Stunden pro Sud sind für Gehrmann „pro Tag drei Sude möglich“. Den fertigen Sud pumpt er dann in einen seiner sechs Gär- und Lager­tanks mit einem Fassungs­ver­mögen von rund 3.000 Litern. In einem „Ein-Tank-Verfahren“ gären und lagern die Biere gleich­zeitig. Das Abfüllen erfolgt dann „von Hand“, wie er betont: Seine Anlage ist halbau­to­ma­tisch, er spannt jeweils sechs Flaschen gleich­zeitig ein und befüllt so nach und nach 300 Flaschen pro Stunde. In verschieden großen Flaschen und Fässern ist das Fallers­leber Bier auch außer Haus erhält­lich, etwa als Fünf-Liter-Partyfass mit Zapfhahn. Bestel­lungen sind telefo­nisch möglich und vor Ort abzuholen.

Als Folge des Wieder­auf­baus nach dem Brand vor 14 Jahren steht Gehrmann nunmehr ein vergrö­ßerter Lagerraum zur Verfügung. Heidrun und Hartmut Gehrmann das Gebäude aus dem Jahre 1765 quasi neu errichten mussten: Als sie es 1986 von der Stadt Wolfsburg übernahmen, „für eine Mark“, so Dominik Gehrmann, war es nach 70 Jahren Leerstand einsturz­ge­fährdet. Noch heute haben die beiden Gehrmanns übrigens die Hoheit in der Küche und Gaststätte, während ihr Sohn die Tradition als Braumeister fortführt. Der schwärmt vom Schloss­park als Standort für das Brauhaus: „Mein Vater sagt, Fallers­leben ist die gute Stube von Wolfsburg.“ So wie er ist auch sein Bier ein echter Wolfs­burger, und er schließt: „Ich finde es schön, in Wolfsburg zu leben.“

Tobias Kuske

Altes Brauhaus zu Fallers­leben, Am Alten Brauhaus 9, 38442 Wolfsburg
Tel.: 05362 3140
E‑Mail: info@brauhaus-fallersleben.de
Web: brauhaus-fallersleben.de

 

Fallers­le­bener Backwaren Manufaktur

Immer Vollkorn. Immer Dinkel. Immer bio.

Biopro­dukte sind „in aller Munde“. Lange bevor vegane und gluten­freie Backwaren im Super­markt­regal angekommen sind, mischte Bäcker­meister Ingo Spelly aus Fallers­leben schon in der Biobä­cker­szene mit. Seit Jahren beliefert er Bioläden und Reform­häuser in ganz Deutschland.

Es duftet schon ums Eck vom Denkmal­platz nach köstli­chem Gebäck. Immer der Nase nach treffe ich dann auch auf Bäcker­meister Ingo Spelly, der seit 21 Jahren die Fallers­leber Backwaren Manufaktur (FBM) leitet. Er hat Baupläne in der einen und das Telefon in der anderen Hand, während er mit seinen Bäckern um einen Backofen steht. Es ist zwar erst Juni, aber in Gedanken ist Spelly schon Monate weiter, nämlich beim alljähr­li­chen Weihnachts­ge­schäft. Da stehen vor allem Baumku­chen und Dinkel­ge­bäck auf dem Plan. Bis dahin wird die 150 Jahre alte Backstube längst umgebaut sein. Wände werden abgerissen, Decken einge­zogen, und es wird mehr Platz geschaffen sein beispiels­weise für einen neuen Schock­froster. Der verhilft dem Gebäck zu längerer Haltbar­keit – aber das nur nebenbei.

Auf welche Backwaren von der FBM können wir uns denn freuen, frage ich den energie­ge­la­denen Unter­nehmer in 5. Bäcker­ge­nera­tion. Natürlich vor allem auf den Baumku­chen, der tradi­tio­nell aus mehreren Lagen besteht und Schicht für Schicht gebacken wird. Ist die köstliche Rolle erkaltet, bekommt sie noch einen Überzug aus Vollmilch‑, Zartbitter- oder weißer Schoko­lade. Manche haben sogar eine grüne Kuvertüre. Wirklich grün? „Ja“, berichtet der Biobä­cker­meister, „besonders gut kommen die Baumku­chen­spitzen und ‑pralinen mit Matchahülle an. Matcha ist ein zu Pulver gemah­lener Grüntee“, erklärt er mir. Und das läuft bei FBM schon seit geraumer Zeit, wo Hipster­läden in Großstädten gerade mal mit Matcha anfingen.

Apropos anfangen: Bei Spelly begann alles in Berlin, als er sein Studium zum Lebens­mit­tel­tech­no­logen mit der Herstel­lung von Dinkel­baum­ku­chen finan­zierte. Seitdem kommt ihm nur noch Dinkel­voll­korn in den Ofen. Und nicht nur das: Die Schoko­lade stammt aus Peru, Eier und Butter sind durchweg Bioland-Produkte, sogar die Vanille ist bio. Für die veganen Lecke­reien verwendet er gemahlene Nüsse als Ersatz für tierische Fette, die Süße gelingt mit Rohrohr­zu­cker, und für die Bindung sorgen Soja- und Mandelmasse.

Zudem schmei­cheln Brownies, Schoko- und Mandel­taler, vegane Kakao­stäb­chen sowie Soft-Cookies dem Gaumen, die auch in hiesigen Trend­cafés angeboten werden. Zurzeit können alte und neue Fans die Feinback­waren im Biomarkt Sonnen­schein, bei Naturkost Meyer sowie der regio­nalen Kette MUTTER GRÜN erwerben. So wundert es nicht, dass auch der große Automo­bil­her­steller der Region sein Kaffee­ge­bäck von FBM bezieht. 

Das Geschäft brummt also. Spelly kommt seiner Vision Jahr für Jahr näher. Schon bei meinem ersten Besuch vor fünf Jahren erzählte er mir ambitio­niert: „300 Kunden habe ich, 1.000 will ich.“ Heute liegt FBM bei über 600 Kunden in ganz Deutsch­land. Sein neuestes Produkt ist das „Geile Gebäck“, das es demnächst auch im Super­markt-Bioregal geben wird. Mit moderner Verpa­ckung für anspruchs­volle Discounterkunden.

Mein Fazit: Weihnachten kann getrost kommen. Mit gesundem und köstli­chem Gebäck aus Fallersleben.

Bärbel Mäkeler

Wölfe-BBQZ

Zwei echte Scharfmacher

Schon mal Gin-Pfeffer probiert? Nein? Das ist kein Wunder, denn dieses Gewürz gibt´s im Super­markt nicht zu kaufen. Es ist eines der scharfen Kreationen aus dem ziemlich einzig­ar­tigen Sortiment von Michael und Jan Zielinsky. Um dem Pfeffer seinen Pep zu verleihen, haben sie ihn in Gin eingelegt, dem Duo ein klein wenig Ruhe gegönnt und die Alkohol-Aromen langsam in das Gewürz einziehen lassen. „So wie beim Gin-Pfeffer sind wir immer auf der Suche nach außer­ge­wöhn­li­chen Gewürz­ideen, die sich von der Masse abheben“, erzählen Vater und Sohn.

Michael und Jan Zielinsky sind die Macher von Wölfe-BBQz. Avocado-Topper, Buchen­rauch-Salz und grünes Minzcurry, Rührei-Gewürz, Smoky-Rub und Wilder Jäger: Die beiden haben jede Menge Gewürz­mi­schungen entworfen, die unserem Geschmacks­sinn ein aufre­gendes Erlebnis bescheren sollen. Mit ihrem Angebot richten sie sich an alle leiden­schaft­li­chen Griller, deren Ideal­typus Michael Zielinsky ist. „Eigent­lich grille ich das ganze Jahr über, weil ich dabei draußen sein kann und es so lecker ist“, sagt er lachend. „Ich stehe öfter im Garten mit der Grill­zange als in der Küche am Herd.“

Michael begeis­terter Hobby-Grilleur und sein Filius gelernter Koch – das passt. „Zusammen sind wir ein perfektes Gespann“, sagt Jan Zielinsky, aus dessen Ideen­schmiede eine weitere Eigen­krea­tion stammt: das Hummer­salz. „Um das herzu­stellen, mahlen wir die Schale des Hummers, machen daraus feines Mehl und versetzen es mit Salz.“ Auf das richtige Mischungs­ver­hältnis komme es an, verrät er das Erfolgs­re­zept. Und darauf, bei Basis­ge­würzen wie Salz, Pfeffer oder Paprika auf sehr gute Qualität zu setzen und dafür einen höheren Preis in Kauf zu nehmen. „Das gibt dem Ganzen den spezi­ellen Kick.“

Für ihre Gewürz­mi­schungen braucht es weitere wichtige Voraus­set­zungen. Zum einen das Wissen, „welche Basis­ge­würze zu Fleisch, Geflügel oder Fisch gut passen und geschmack­lich viel bewirken“. Und zum zweiten die Kreati­vität und den Mut, Salz, Pfeffer & Co mit etwas Beson­derem zu verbinden und so etwas Neues zu schaffen: „Es geht uns nicht darum, etwas zu kopieren. Wir wollen selbst Ideen entwi­ckeln, damit unsere Gewürze einen eigenen Charakter haben.“

Die besten Verkoster sind die besten Freunde. Wenn Michael Zielinsky seine Gäste zu Tisch bittet, serviert er ihnen Grillgut, das mit den neuesten Kreationen einge­rieben ist – und bittet die erwar­tungs­frohe Gesell­schaft um geschmack­liche Beurtei­lung. „Wenn das Gewürz schmeckt, wird es in unser Portfolio aufge­nommen und weiterentwickelt.“

Die beiden Scharf­ma­cher haben bereits mehrere Meilen­steine erreicht. Sie haben ihren Online-Shop mit mehr als 100 handge­machten und ‑verpackten Produkten an den Start gebracht, Stamm­kunden an Land gezogen und mit Glöck’l einen promi­nenten Vertriebs­partner gewonnen – und das alles in ihrer Freizeit neben dem eigent­li­chen Beruf. „Wir wollen die Sache erst einmal langsam angehen lassen, um dann Schritt für Schritt ein bisschen größer zu werden“, erklären sie ihre Vorgehensweise.

Gut also, dass die nächste Grill­saison nicht lange auf sich warten lassen wird. Nicht nur, dass Michael Zielinsky dann endlich wieder seinen Grill aufheizen kann. Die Zeit ist auch reif für weitere zündende Ideen. „In jedem Fall werden wir eine eigene Barbecue-Sauce auf den Markt bringen“, verkünden sie ihre Pläne. „Und besonders die orien­ta­li­schen und afrika­ni­schen Gewürze bieten uns noch viele Möglich­keiten, unserer Kreati­vität freien Lauf zu lassen.“

Stefan Boysen

Wölfe-BBQZ, Forel­len­straße 2, 38448 Wolfsburg                                                                                Web: woelfe-bbqz

 

Brotma­nu­faktur „Das Brot“

Backen macht erfinderisch

Brot, Brötchen, dazu feines Gebäck – leckeres Backwerk gibt’s in allen Bäcke­reien und so auch in jener, die in der Autostadt zu Hause ist. Und doch ist hier vieles anders. Bester Beleg dafür ist die tolle Szene, die Mädchen und Jungen jeden Tag aufs Neue vor dem großen Fenster der Brotma­nu­faktur „Das Brot“ zum Besten geben. „An unserer Scheibe drücken sich die Kinder die Nasen platt“, sagt Patrick Gerecke lachend, „sie sind regel­recht begeis­tert, wenn wir unsere Brote in den Ofen schieben.“

Patrick Gerecke ist Bäcker­meister in der Bio-Bäckerei „Das Brot“ und sein Gesicht unter der weißen Bäcker­mütze gut bekannt. Wenn die Gäste der Autostadt am Mittel­land­kanal entlang zum Eingang gehen, lassen viele es sich nicht nehmen, ihm durch das große Panora­ma­fenster bei der Arbeit zuzuschauen. Dass der 35-Jährige hier genau am richtigen Ort ist, steht für ihn außer Frage. „Schon mit acht Jahren wusste ich, dass ich unbedingt Bäcker werden will. Das Backen ist ein schönes Handwerk und macht mir großen Spaß.“

Zumal er, seine sieben Gesellen, die drei Auszu­bil­denden und insgesamt acht Verkäu­fe­rinnen und Verkäufer sehr erfolg­reich sind mit dem, was sie tun. Im vergan­genen Jahr hat der führende Verband für ökolo­gi­sche Landwirt­schaft Bioland sieben Brote aus dem Autostadt-Sortiment ganz oben aufs Treppchen platziert; die Gold-Auszeich­nung gab es unter anderem für das Krusten‑, das Dinkel-Grünkern- und das Hasel­nuss­brot. Bei „Das Brot“ handelt es sich um eine Manufaktur, das Backwerk ist hand- und hausge­macht sowie zu hundert Prozent bio. „Wir verwenden nur Rohstoffe aus biolo­gi­schem Anbau, darunter die Mehle einer regio­nalen Müllerei.“

Von jeder Sorte gehen täglich etwa tausend Brötchen und hundert Brote über den Verkaufs­tisch. Dafür steht Patrick Gerecke an manchen Tagen schon um 1 Uhr morgens in der Backstube, wiegt Zutaten ab und knetet den Teig. Ein harter Job? Von wegen, meint er. „Dafür habe ich spätes­tens um 11 Uhr Feier­abend und kann jeden Tag meinen Kleinen von der Krippe abholen. Wer kann das schon von sich behaupten?“

In der Backwa­ren­szene ist Patrick Gerecke gut vernetzt. Mit anderen Bäcker­meis­tern hat er eigens eine Facebook-Gruppe gegründet, um bestens darüber infor­miert zu sein, was die Zunft Neues zu bieten hat. Im Kolle­gen­kreis trägt er eine Menge dazu bei, wenn es um besondere saisonale Kreationen und echte Hingucker hinter der Vitrine geht. Das Experi­men­tieren sei Teil seines Aufga­ben­be­reichs, betont Patrick Gerecke. „Mein Team und ich arbeiten ständig an Produkten, die sich abheben und die nicht jeder anbietet.“

Sein Anspruch geht sogar darüber hinaus, im besten Fall hat die Autostadt ausge­spro­chen exklusive Schöp­fungen: Brote, die mit dem Profil von Autoreifen verziert sind – warum denn nicht? Patrick Gerecke hat auch schon einmal die Radkappe eines Oldtimers inklusive Wappen der Stadt Wolfsburg in den Teig gepresst. Sah sehr schön aus und schmeckte auch ausge­zeichnet, dieser Prototyp, den man mit B schreiben könnte.

Auch wenn viele Ideen noch im Entwick­lungs­sta­dium sind: Der Bäcker­meister ist sich sicher, dass er schon bald mit einer einma­ligen Kreation aufwarten kann, die allein schon von der Optik her unver­kennbar Autostadt ist. Schließ­lich bedeutet der hervor­ra­gend gelegene Standort der Bäckerei auch eine besondere Verpflich­tung. Nicht nur, dass „Das Brot“ den Gästen auf dem Hinweg sofort ins Auge fällt. Auch dann, wenn sie die Autostadt verlassen, führt kein Weg daran vorbei. „Für viele ist unsere Bäckerei die letzte Anlauf­stelle, wo sie sagen: ‚Jetzt nehme ich mir noch ein Stückchen Autostadt mit nach Hause.‘“

Stefan Boysen

 

Atelier-Café

Frucht-Vergnügen

Der Gastronom Tobias Senft kommt bei seiner Marmelade schnell ins Schwärmen: „Ist das nicht toll, wie sie vom Löffel tropft? Genauso muss die Konsis­tenz einer Marmelade doch sein: nicht zu fest und nicht zu flüssig.“ Das sei nicht der einzige Unter­schied zu konven­tio­neller Marmelade aus dem Super­markt. „Für indus­triell herge­stellte Marmelade wird tiefge­kühltes Obst verwendet. Wir benutzen hingegen nur frische Früchte. Dadurch ist sie auch überwie­gend saisonal“, sagt Tobias und bietet beim Inter­view­termin vor Ort ein paar Kostproben seiner Bestseller an: Erdbeere, Feige, Sauer­kir­sche und Himbeere mit etwas Vanille. Und tatsäch­lich: Der Geschmack ist außer­ge­wöhn­lich gut, dazu sind die Marme­laden schön samtig und kräftig in ihren Farben. „Dabei benutzen wir nur natür­liche Zutaten und keinerlei Zusatzstoffe.“

Tobias legt viel Wert auf Regio­na­lität. Von daher ist es kein Wunder, dass auch die Marme­laden in der näheren Umgebung – nämlich in Salzgitter – herge­stellt werden. Hier hat Carola Ittermann ihre Marme­la­den­küche, in der sie die Brotauf­striche exklusiv für das Café an der St. Annen-Kirche in Wolfsburg in Handar­beit zubereitet: von der frischen Frucht bis hin zur fertig konfek­tio­nierten Marmelade.

Auf bestimmte Sorten haben sich die beiden nicht festge­legt, vielmehr kreieren sie seit Jahren verschie­denste Geschmacks­rich­tungen. Darunter beispiels­weise Pflaume mit Orangen-Likör, Papaya mit Whiskey, Pflaume-Ingwer oder auch Erdbeere mit Amaretto. Die Köchin selbst mag am liebsten „die Sorten, die etwas sauer sind. Also Zitrone oder Orange mit Ingwer.“ Letztlich wird aber gekocht, was gerade saisonal und zudem gern regional an Früchten auf dem Markt ist. „Und an erster Stelle natürlich, was die Gäste möchten“, sagt Tobias.

Auf die Frage, was wohl das verrück­teste Marme­laden-Rezept gewesen sei, antwortet Ittermann: „Ich hatte mal die Idee, eine Marmelade aus Moosbeeren zu machen. Die Marmelade war super, aber das Sammeln der winzigen Beeren war viel zu mühselig. Eine Riesen­ar­beit war das.“ Natürlich sei die eine oder andere Idee schon mal daneben­ge­gangen, „aber das gehört beim Rumpro­bieren einfach dazu“. Generell seien die Marme­laden laut Tobias mehr „ein Service für die Gäste als ein einträg­li­ches Geschäft. Dafür ist die Gewinn­marge zu klein.“

Sechs Euro kostet ein Glas. Zwei Sorten kann sich jeder aussuchen, der das Frühstücks­büffet bucht. Was nicht aufge­gessen wird, nimmt man mit nach Hause. Wenn dann die Gläser zuhause leer sind, hoffe Tobias, dass gesagt wird: “Ach, Mensch, die Marmelade ist alle, wir müssen mal wieder ins Atelier-Café und neue holen.“

Kaufen kann man die Marme­laden online unter tobigourmet.de oder im Atelier-Café, An der St. Annen-Kirche 11, 38440 Wolfsburg.

Tobias Kuske

Süßes Gold der Wolfs­burger Bienen

Flüssig, cremig, hell oder dunkel – Honig gibt es in verschie­denen Varia­tionen und Geschmacks­rich­tungen. Die heimische Pflan­zen­viel­falt bietet den Honig­bienen ein breites und buntes Angebot an Blüten. Der aus den Waben gewonnene Honig ist sogar gesünder als herkömm­li­cher Zucker, sollte aber trotzdem sparsam genossen werden.

Vanil­le­honig aus der Honig­ma­nu­faktur Fingerhut:

Vanillehonig aus der Honigmanufaktur Fingerhut ist eines der Made in Wolfsburg Produkte.
© Honig­ma­nu­faktur Fingerhut, Foto: Claudia Fingerhut

Jeder Honig, egal ob im Mai oder Juli geerntet, ist laut der Betrei­berin der Honig­ma­nu­faktur Fingerhut eine Geschmacks­explo­sion für die Sinne. Die unter­schied­li­chen Geschmacks­nu­ancen ergeben sich dadurch, dass die Bienen nie die gleichen Blüten anfliegen. So schmeckt man manchmal die Linde und manchmal etwas mehr Wald. Zu Weihnachten kreiert die Honig­ma­nu­faktur Fingerhut sogar spezielle Mischungen aus Honig und Bio-Gewürzen. „Mein Favorit ist der Vanil­let­raum“, erklärt Claudia Fingerhut, die seit vier Jahren Hobby-Imkerin ist.

Web: honigmanufaktur-fingerhut.de

Wolfs­burger Stadt­honig der Imkerei Mordhorst:

Wolfsburger Stadthonig ist ein Produkt made in Wolfsburg
© Wolfs­burger Stadt­honig, Sabina Mordhorst

Die Vielfalt an verschie­denen Blüten innerhalb Wolfs­burgs machen den Wolfs­burger Stadt­honig zu einem Misch­blü­ten­honig. Im Frühling schmeckt er nach Obstblüten, Löwenzahn, Weißdorn und Raps, ist zart cremig und mild im Geschmack. Der Sommer­blü­ten­honig ist dagegen kräftiger und voller im Geschmack. Er schmeckt nach Robinie und Linde, aber auch nach blühenden Kräutern, Sonnen­blumen, Lavendel und Sommer­wie­sen­blumen. „Der Wolfs­burger Stadt­honig ist immer ein ganz beson­derer Genuss“, resümiert Sabina Mordhorst.

Web: wolfsburger-stadthonig.de
Autostadt Honig:

Die Autostadt vertreibt eigenen Honig made in Wolfsburg.
© Autostadt

Sogar in der Autostadt sind rund 200.000 Bienen behei­matet und produ­zieren den Autostadt-eigenen Honig. Je zwei Bienen­völker befinden sich auf dem Dach des Konzern­fo­rums und am SEAT-Pavillon. Auch am Logis­tik­zen­trum Heinen­kamp sind zehn Völker aufgestellt.

Verkaufs­stellen in der Autostadt: Brotma­nu­faktur „Das Brot“, Lagune und Metropol-Shop


(LK)

Sülfelder Korn

Moderne Spiri­tuosen mit Tradition

Auch wenn noch immer auf einem tradi­tio­nellen Metall­schild am Brennerei-Gebäude der Name „Sülfelder Korn“ steht und vielen Wolfs­bur­gern dieser Name geläufig ist, machen Korn-Sorten nur einen Teil des Sorti­ments der Sülfelder Gutshof-Brennerei aus.

Die Brennerei blickt auf eine über dreihun­dert­jäh­rige Famili­en­tra­di­tion zurück. Seit 1706 ist die Familie Lübbecke-Grünhagen im Besitz des Brenn­rechts und stellt am Stammsitz in Sülfeld hochwer­tige Spiri­tuosen her. Geschäfts­führer Hermann Lübbecke-Grünhagen ist ausge­wie­sener Brennex­perte und bildet mit Geschäfts­füh­rerin Sabine Zilich das perfekte Team für ein kreatives Spirituosensortiment.

Im Verkaufs­laden in der Dorfstraße 27 in Sülfeld sind unter­schied­lichste Getränke in Regalen und auf Tischen aufge­reiht: Obstbrände in den Geschmacks­rich­tungen Himbeere, Kirsche, Marille oder Birne sowie Liköre beispiels­weise mit Waldmeister, Minze, schwarzer Johan­nis­beere, Aroni­abeere, Ingwer-Lemongras, Sanddorn oder Kaffee-Sahne.

Alle Rohstoffe und Zutaten kommen aus unserer Region und werden persön­lich ausge­wählt und kontrol­liert. „Unsere Spiri­tuosen verfei­nern wir mit Wacholder, Orangen­schalen, Schlehen, Kräutern, Beeren, Stein­pilzen, Trauben­kir­schen oder Johan­nis­beeren – ganz ohne indus­tri­elle Zusätze“, sagt Sabine Zilich „Deswegen sind viele unserer Getränke naturtrüb. Wenn sie länger stehen, setzt sich unten etwas ab. Das ist ein Zeichen für die Natür­lich­keit und Qualität.“

Neben alther­ge­brachtem Know-how, tradi­tio­nellem Handwerk und Erfahrung braucht es für einen gelun­genen Likör, Obstbrand oder Gin ein „gewisses Händchen und Talent“, sagt Sabine Zilich. „Man muss sich rantasten, um die richtige Rezeptur heraus­zu­finden. Das sind viele einzelne Arbeits­schritte. Das dauert im Schnitt schon so seine vier Monate, bis wir ein neues Produkt haben. Jeder Brenn­vor­gang ist eine persön­liche Heraus­for­de­rung und Verpflich­tung, ein ganz beson­deres Produkt herzustellen.“

Besonders beliebt bei den Kunden ist die „Glühbirne, ein Birnen­likör“. Aber auch Wolfsglut (Wodka-Orange), Wolfs­burger Golfstrom (Aquavit), Hasen­pfote (mit Zimt- und Cayenne­pfeffer), Maikater (Waldmeis­ter­likör) oder der Zitronen-Gin werden sehr gerne gekauft. „Wer es etwas süßer mag, dem sagt vielleicht auch der Mesch­kinnes zu, ein Likör mit Honig aus der Umgebung. Wir beraten da gerne.“

Ein beson­deres Highlight ist auch das Schau­brennen, bei dem Brennex­perte Hermann Lübbecke-Grünhagen live in seinem Element erlebt werden kann.

(tk / LK)

Mehr Produkte findest du unter: suelfelder.de, oder direkt vor Ort, Dorfstraße 27, 38442 Wolfsburg

gauna

Einmal gauna. Immer gauna.

Vor ca. vier Jahren hatten Karina, Tobi und Tom ein beson­deres Ziel:
Die Erschaf­fung eines unver­gleich­li­chen und aroma­ti­schen Premium DRY GIN für den klassi­schen Gin Tonic.

Von Anfang an stand für sie fest, dass sie den bestehenden Gin-Hype aufmi­schen und die vielen Gin-Fans in noch mehr Hysterie versetzen wollten.
Motiviert und zielstrebig legten sie los. Schon bald wussten sie: Der Inhalt – die Zutaten, deren Kompo­si­tion und das daraus resul­tie­rende Geschmacks­er­lebnis des Produkts – muss einen beson­deren Stellen­wert bekommen. Ganz nach dem Motto: Innere Werte hinter­lassen Eindruck!

Gemeinsam mit dem Wolfs­burger Brenn­meister Herrmann, der auf eine über dreihun­dert­jäh­rige Famili­en­tra­di­tion (Manufaktur seit 1706) zurück­blickt, haben sie ihren eigenen DRY GIN kreiert. „Unser Ziel haben wir zu 100 Prozent erreicht – und das mit viel Freude und Spaß“, betonen die Drei.

Was diesen GIN jedoch so aufwendig in der Herstel­lung und unver­gleich­lich im Geschmack macht, ist der Mazer­a­ti­ons­vor­gang mit 24 Botani­cals. Erst nachdem die diversen Zutaten wie Wacholder, Bitter­orange, Orange sowie Rosmarin nach einer Lager- und Reifezeit ihr Aroma an das Feinkorn­de­stillat abgetreten haben, wird der Premium-Gin schonend in einer Kupfer­de­stille in 100 Prozent Handar­beit gebrannt und abgefüllt.

Um die Exklu­si­vität von g a u n a . zu unter­strei­chen, ist jeder Batch, also in einem Durchgang produ­zierte Menge, auf 200 Flaschen limitiert.

Anschlie­ßend ging es zügig weiter. Durch Marketing und Social Media ergaben sich zahlreiche inter­es­sante Koope­ra­tionen, z. B. mit vielen bekannten Köchen aus verschie­denen Medien. Auch Hoteliers und Bars sowie viele Konzept-Stores haben Interesse bekundet. Spannende und zahlreiche Kontakte haben ihnen ermög­licht, den g a u n a . DRY GIN an den richtigen Stellen zu platzieren, erzählen sie.

Regional ist der Premium-GIN zu „ergaunern“ zum Beispiel im Amsel Kaffee, Oexle Wolfsburg, Joe’s Barber Gentlemen’s Lounge in Fallers­leben & in Vorsfelde, REWE Tim-Marlo Kaiser (Laagberg) und alter­nativ im Online­shop (https://www.gauna-gin.de/shop/ und https://localdealer-wob.de).

Olivier Caffè

Genuss aus der Kaffeebohne

In seinem Trommel­röster behandelt Daniel Olivier die rohen Kaffee­bohnen auf eine besonders schonende Weise: „Langsam, bei niedriger Tempe­ratur, im Unter­schied zu indus­triell gerös­tetem Kaffee, der bei hohen Tempe­ra­turen schnell geröstet wird.“ Geschmack­lich zu erleben ist dies in seiner Rösterei Olivier Caffè am Dunant­platz, wahlweise als Filter­kaffee oder als Espresso. Dort schenkt der gebürtige Wolfs­burger mit italie­ni­schen Wurzeln seine Spezia­li­täten auch aus und bietet zudem lokale und überre­gio­nale Trüffel‑, Gebäck‑, Likör- und Tee-Spezia­li­täten an.

Mit seiner Fünf-Quadrat­meter-Röstan­lage schafft Olivier „15 Kilogramm pro 20 Minuten“, und das eigen­händig: Angestellte hat der 47-Jährige nur für Ausschank und Verkauf. Dabei legt der gelernte Eiskon­ditor großen Wert auf die Qualität der Kaffee­bohnen, bei denen er sich auf seine Rohkaf­fee­im­por­teure verlässt. Gelegent­lich, alle ein, zwei Jahre, nimmt er ein neues Produkt in sein Sortiment auf. Der Impuls dafür ereilt ihn spontan: „Ich habe eine Idee für einen Kaffee im Kopf“, erklärt er, etwa: „Mir fehlt ein fruch­tiger Kaffee“. Dann spricht er mit seinen Händlern, die ihm Vorschläge für Sorten unter­breiten, und absol­viert „Prober­ös­tungen, immer und immer wieder, viele, bis der Kaffee so ist, wie ich ihn haben möchte – oder auch nicht ist“. Dann verwirft Olivier seine Idee nämlich, denn für ihn gilt: „Ich werde nie irgendwas verkaufen, das mich nicht völlig überzeugt!“

Beim Rösten verfolgt Olivier einen klassi­schen Stil. Er hat zwar italie­ni­sche Wurzeln, und der Caffè Espresso ist eine italie­ni­sche Beson­der­heit, doch empfindet er seine Arbeit keinem konkreten lokalen Prozedere zugehörig: „Das Röstver­fahren ist tradi­tio­nell, aber ob türkisch oder italie­nisch sei dahin­ge­stellt, es ist einfach tradi­tio­nell alt.“ Und er sieht seinen Kaffee selbst­re­dend als Wolfs­burger Produkt: „Ich bin gebür­tiger Wolfs­burger, ich röste in Wolfsburg – mehr Wolfs­burger kann man kaum sein.“

Seinen Kaffee bezieht Olivier unter anderem aus tradi­tio­nellen Anbau­ge­bieten wie Äthiopien, Costa Rica, Indone­sien und Kolumbien. Den populären Fair-Trade-Stempel tragen seine Kaffee­bohnen zwar nicht, aber Olivier und seine Händler beher­zigen die Anfor­de­rungen an fair gehan­delten Kaffee auch ohne das teure Logo, und zusätz­lich ist er Mitglied der Initia­tive „Fairness im Handel“: „Ich verlasse mich da voll auf meine Impor­teure!“ Auch berück­sich­tigt Olivier die Wünsche der Cafékunden nach veganen Alter­na­tiven zur Kuhmilch. Cappuc­cino etwa gibt es bei ihm ohne Aufpreis mit Hafer­milch, aus Überzeu­gung: „Ich bin seit zehn Jahren Vegeta­rier.“ Trotzdem überwiegt bei ihm der Verkauf von Bohnen sowie dem Kaffee in verschie­denen Stärken. Diese Kundschaft findet Olivier rund um den Dunant­platz und in ganz Wolfsburg, Dank seines Webshops auch im gesamten Bundes­ge­biet, gelegent­lich im Ausland.

In diesem Webshop und im Laden findet sich nicht nur Kaffee. Im Angebot hat Olivier auch lokale Spezia­li­täten: die Lecke­reien der Fallers­leber Backwaren Manufaktur sowie den „Black LiQ“, eine Likör­krea­tion auf Basis des Espresso N°7, die Olivier mit der Sülfelder Kornbren­nerei entwi­ckelte. Dort, in Sülfeld, sind Oliviers Kaffee-Spezia­li­täten ebenfalls erhält­lich; mit der Brennerei ging er eine „Kaffee­part­ner­schaft“ ein, genauso wie mit dem Café Schrill in Mörse, Hohls in Vorsfelde, Rizzos Café an der Piazza Italia sowie der Teezeit in der City-Galerie. Während der Corona­zeit griffen seine Kunden übrigens mit Freude auf das Coffee-To-Go-Angebot zurück, und auch bei Bohnen und gemah­lenem Kaffee riss die Nachfrage nicht ab. Für Einsteiger und als Geschenk empfiehlt Olivier überdies Probierpakete.

Bärbel Mäkeler

Olivier Caffè, Röntgen­straße 85 (Dunant­platz), 38440 Wolfsburg
Tel.: 05361 2219304
Web: oliviercaffe.com
E‑Mail: info@oliviercaffe.com

Brett­spiel

Gute Karten, leichtes Spiel

Reislingen, Almke und den Wohltberg erobert, nächster Auftrag: Velstove! Klingt wie eine gute Spielidee? Jonas Seidler hatte sie, eigent­lich nur als Spaß für Freunde, doch brachten jene diesen Spaß in die Öffent­lich­keit und damit einen Stein ins Rollen. Denn Seidlers Wolfsburg-Variante des Strate­gie­spiels „Risiko“ wird seither heiß erwartet. Für eine markt­reife Umsetzung fand der 28-Jährige wichtige Unter­stützer – doch je weiter das Projekt voran­schreitet, desto mehr Hürden türmen sich auf. Zu Weihnachten wird das Spiel noch nicht unterm Christ­baum liegen, bedauert Seidler: „Aber hoffent­lich nächstes Jahr!“

Die Idee des Wolfs­bur­gers war eigent­lich einfach: Er übertrug das Grund­kon­zept von „Risiko“ – dabei hat man die Regionen der Welt per Würfel­glück von seinen Mitspie­lern zu erobern – auf einen Stadtplan von Wolfsburg und ließ die Spieler 52 Stadt- und Ortsteile erobern. „Das ist aus Lange­weile heraus entstanden“, erzählt der Erfinder. Trotzdem steckt viel Arbeit im Prototyp. Seidler gestal­tete Spiel und Aktions­karten in Power­Point. Design-Vorkennt­nisse hat er nicht: „Ich bin prinzi­piell ein kreativer Mensch.“ Daher machte es ihm auch Spaß, die vielen Stunden Arbeit im Winter­ur­laub 2020 in das Spiel zu stecken. Spielplan und Karten ließ er online drucken.

Das Ergebnis überzeugte Seidlers Freun­des­kreis, der daraufhin heimlich lokale Medien über die Spielidee infor­mierte. Mit großer Resonanz: Der Stein war ins Rollen gekommen. Tempo erhielt dieser Stein mit der Idee von einem Inves­toren, das Spiel in kleiner Stückzahl serien­reif zu machen, mit einigen Ergän­zungs­vor­schlägen: „Es wäre cool, es zu einem Lernspiel umzubauen, aber so, dass es nur unter­be­wusst ankommt“, berichtet Seidler. Also mit einge­ar­bei­teten Infos über Wolfsburg, „Entste­hung, Stadt­teile, Gründungs­jahr, Persön­lich­keiten“, mithin: „Einen Mehrwert schaffen.“ Dieser Investor nun würde ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, etwa beim Lizenz­recht.

Und Lizenzen sind nun die größte Hürde, die Seidler zu meistern hat. Verschie­dene Lizenz­kon­flikte zwingen ihn etwa dazu, bestimmte Namen und Motive zu vermeiden; Wolfsburg verliert dadurch in dem Spiel einige Identi­fi­ka­ti­ons­fak­toren. „Schade“, sagt er, will aber lieber umschreiben als verzichten. Noch schwie­riger sei es mit der Bezeich­nung ‚Risiko‘, da es unerschwing­lich sei, Name und Spielidee zu lizen­zieren. Also impro­vi­siert Seidler: „Ich muss mein Spiel abändern, dass es nicht mehr als ‚Risiko‘ erkennbar ist.“ Seine Idee: Das Erobern soll bleiben, aber nicht per Würfel.

Angelehnt an Quartett­kar­ten­spiele treten Eroberer und Vertei­diger in lokalen Vergleichs­ka­te­go­rien gegen­ein­ander an – wer den besseren Wert hat, behält das Gebiet. Das sei zwar „wissens­ba­siert“ und erfülle den Lernaspekt, sei jedoch auch kompli­ziert, der Recher­che­auf­wand immens. Zudem müsse sicher­ge­stellt sein, dass nicht ein Gebiet in allen Katego­rien besser oder schlechter ist als die Nachbarn. Eine weitere Möglich­keit, den Zufall ins Spiel zu bringen, wäre die App, die Seidlers Vater zum Spiel program­mierte – da ist der Entwickler noch am Abwägen. Letzte Hürde waren die Bildrechte. Seidler gestal­tete nun „ganz viel selbst“, anstatt auf Inter­net­funde zurück­zu­greifen, und erkennt: „Es ist sogar hübscher geworden.“

Es steckt noch so viel Arbeit in dem Spiel, die Seidler bis zum diesjäh­rigen Weihnachts­fest nicht gestemmt bekommt. Sobald sein noch unbenanntes Spiel dereinst allen Freunden und Unter­stüt­zern zum Dank im Handel erhält­lich ist, will der Tüftler den poten­zi­ellen Erlös spenden: „Ich habe gar nicht vor, damit etwas zu verdienen.“ Es hat als Spaß begonnen, und es soll für Seidler auch ein Spaß bleiben.

Bärbel Mäkeler

Jonas bei der Ideenfindung für sein Spiel
© WMG Wolfsburg, Foto: JSG

Format 800

Im Schein der Discokugel

Was für die Mode das Polohemd war, für die Compu­ter­welt der Commodore und für den Sommer das Dolomiti-Eis, das war für die Musik der Synthe­sizer – typisch Achtzi­ger­jahre halt. Nichts ließ die Disco­kugel so sehr glitzern und leuchten wie der roman­tisch-verspielte Synthie-Pop dieser Dekade. Kein Wunder also, dass das Tonstudio von David Gold auf Nacht­schwärmer eine besondere Faszi­na­tion ausübt. Hier drinnen, im Bauch des Hallen­bads, haben seine 19 klang- und schmuck­vollen Synthe­sizer ihr Zuhause gefunden. „Alle stammen aus den Achtzi­gern oder sind sogar noch älter“, sagt er.

Auch der Wolfs­burger David Gold, Musik­pro­du­zent und treibende Kraft der Band „Format 800“, ist voll Achtziger. Nicht nur, dass der 34-Jährige in diesem Jahrzehnt das Licht der Welt erblicken durfte. Auch wenn man seine Musik zum ersten Mal hört, ist ganz offen­sicht­lich: Dieser Mann steht auf den unver­kenn­baren Sound, der seiner­zeit aus den aller­meisten Zimmern der Jugend­li­chen und aus ihren Kasset­ten­re­cor­dern drang.

Als Teenager habe ich Hip-Hop gehört. Doch mit den Jahren bin ich immer mehr in die Pop-Richtung gegangen“, erzählt er von seinem musika­li­schen Werdegang. „Schon als kleiner Junge war ich davon faszi­niert, wenn meine Eltern The Police oder Genesis aufgelegt haben. Als ich dann zum ersten Mal einen Synthe­sizer in die Hände bekam, war es um mich geschehen.“

Im Mai veröf­fent­lichte das Duo von Format 800 – der gebürtige Gifhorner Yannick Kutscher zeichnet für den Gesang verant­wort­lich – sein Song-Debüt. Zum großen Teil ist das ziemlich lässige Video zu „Sie weiß“ im Hallenbad entstanden, die Tanzszenen wurden in der Esplanade aufge­nommen. Somit ist der tolle Titel nicht nur etwas fürs Ohr, sondern auch für die Augen.

Uns ist wichtig, dass das Video dem Zeitgeist der Achtziger wirklich gerecht wird“, betont David Gold. Hier ein Schnur­te­lefon im Nostalgie-Look, da eine Fanta-Dose von vorges­tern: Wer sich auf YouTube den Song anhört und ‑schaut, der erkennt die Hommage an das Lebens­ge­fühl und die Mode der 1980er im Sekun­den­takt. „Natürlich ist auch ein Stirnband zu sehen“, sagt David Gold lachend. „Ich selbst trage es ganz gerne.“

In den vergan­genen Monaten hat Format 800 offenbar einen kräftigen Kreati­vi­täts­schub erfahren. Seit „Sie weiß“ hat die Band eine Reihe weiterer Songs im Musik­studio aufge­nommen, auf das erste Mini-Album im Sommer folgt jetzt bereits das zweite. In den Augen von David Gold sind sein Kompagnon und er „die perfekte Mischung. Ich sorge für den Rhythmus und die Vibes, und Yannick bringt seine moderne Stimme ein. Im Prinzip haben wir die Achtziger genommen und sie einfach ein bisschen zeitge­mäßer gemacht.“

Mit Format 800 hat eine neue Zeitrech­nung für David Gold begonnen, nachdem er viele Jahre immer mal wieder von Wolfsburg in die USA gejettet war und in Los Angeles an Tracks von inter­na­tio­nalen Rap-Schwer­ge­wichten der Westküste gefeilt hatte. „Früher ist es für mich okay gewesen, als einer von vielen in einem Projekt mitzu­wirken. Nun ist es das erste Mal, dass ich meine eigenen Ideen umsetzen und musika­lisch alles rauslassen kann. Die Musik ist gerade alles für mich und war es schon immer.“

Sein Antrieb sei es, Musik zu machen, die die Menschen wirklich berühre, erzählt er, und diese Kraft könne jeder von uns auf sich wirken lassen. „Ich glaube, dass alle eine kreative Ader haben und jeder sie für sich entdecken sollte – um danach zu schauen, wie man jemanden damit glücklich machen kann.“

Stefan Boysen

Format 800 © Hans-Dieter Brand

Handma­de­woods

Freigeist in Spätschicht

Die Geschichte, die sich in dieses Holz einge­graben hat, ist unglaub­lich lang – wie der Eiche selbst bleibt einem da glatt die Luft weg. Im Moor tief versunken überdau­erte sie die Jahrhun­derte. Ohne Sauer­stoff den gängigen Abbau­pro­zessen entzogen, wurde ihr Holz hart und härter und ihre Farbe schwarz und schwärzer. Auf der Werkbank von Daniel Brückmann findet die Mooreiche schließ­lich ihre Bestim­mung. Hier formt er aus ihr einen Esstisch, der dem Besitzer das gute Gefühl geben wird, sein Wohnzimmer mit einem außer­ge­wöhn­li­chen Einrich­tungs­ge­gen­stand zu schmücken. „Wer kann schon von sich behaupten, einen Tisch zu besitzen, dessen Holz mehr als tausend Jahre alt ist?“, fragt er.

Daniel Brückmann entwirft und baut Möbel­uni­kate. Grundlage dafür sind sein Gespür für gutes Design und die Werkstoffe, die aus dem Rahmen des Alltäg­li­chen fallen. Dazu zählt neben Beton und Glas auch der wichtigste Werkstoff seiner Einrich­tungs­ge­gen­stände – das Holz. „Für einen Tisch verwende ich keine Platten aus dem Großhandel, sondern massives Holz, das vom selben Baum stammt“, erklärt er. Jede neue Tisch­platte ist aus einem Stamm geschnitten.

Für das beste Material nimmt er schon mal einen mehrere Hundert Kilometer langen Weg auf sich, um beim Holzhändler seiner Wahl den mächtigen Stamm auf den Anhänger zu wuchten und das gute Stück zu seiner Werkstatt nach Ehmen zu fahren. Der große Aufwand lohne sich, betont der gelernte Tischler. „Nur das richtige Holz bringt Wärme ins Haus.“

Hobeln, schleifen, fräsen: Bis Daniel Brückmann den urwüch­sigen Stamm zu planen Platten in Form gebracht hat, kann es mehrere Tage dauern. Herkömm­liche Tisch­platten aus gepressten Spänen haben keine Löcher oder Risse, das natur­be­las­sene Holz aus den Stämmen dagegen schon. Der 33-Jährige füllt die Bruch­stellen mit Epoxid­harz aus und nutzt diesen Klebstoff auch, um mehrere Platten aus einem Stamm zusam­men­zu­fügen. Vom richtigen Misch­ver­hältnis des Kunst­harzes bis zur Gebrauchs­tem­pe­ratur: „Für ein gutes Ergebnis ist es wichtig, selbst auf Kleinig­keiten zu achten. Nach dem Aushärten sehen die Klebstellen aus wie Glas, durch das man schauen kann.“

Im Gründer­wett­be­werb des Nieder­säch­si­schen Minis­te­riums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr landete er weit vorne, im Jahr 2015 wurde er als Kreativ­pio­nier Nieder­sachsen ausge­zeichnet – für seine gute Geschäfts­idee und den ausge­prägten Unter­neh­mer­geist. „Am schönsten an meiner Arbeit ist, schließ­lich das Endpro­dukt sehen zu können“, sagt er, „verbunden mit dem Gefühl, etwas geschaffen zu haben, das viele Jahre Bestand haben wird.“

Die meisten Möbel sind Auftrags­ar­beiten, in denen er die Vorstel­lungen des Kunden mit seinen Einfällen verbindet. Wenn die Auftrags­lage es zulässt und ein wenig Zeit da ist, nimmt Daniel Brückmann ein Privileg in Anspruch: Er gestaltet ein Werkstück nur für sich und kombi­niert dafür Ideen und Materia­lien so, wie es ihm gefällt. „Ich bin ein Freigeist. Das ist ein ganz wesent­li­cher Aspekt meiner Arbeit. Ich bin kein Frühauf­steher, statt­dessen arbeite ich häufig bis 22 Uhr in meiner Werkstatt. Und ich bin keiner, der zig Mal das gleiche Produkt herstellen möchte – dann würde es langweilig werden.“

Mit seinen kreativen, handwerk­lich wertvollen Arbeiten stillt Daniel Brückmann die Sehnsucht seiner Kunden nach ausge­fal­lenen Möbeln– wie beim besagten Esstisch aus Mooreiche. Ob auch er einen Herzens­wunsch habe? Na klar, meint er, wenn er mal richtig groß denken dürfe: „Vom Eingang bis zum Schlaf­zimmer ein ganzes Haus einrichten zu dürfen – das wär’s.“

Stefan Boysen

Handma­de­woods findest du in der Fallers­leber Str. 7, 38442 Wolfsburg.

Web: handmadewoods.com

Ausgabe 14, DEIN WOLFSBURG, Winter 2021

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