Das sind die Aufgaben des Ordnungsamts
Das Ordnungsamt verteilt Knöllchen und nimmt sich Ruhestörungen an? Ja, und es macht noch viel, viel mehr. Zur allgemeinen Gefahrenabwehr ist das Ordnungsamt mit einer ganzen Reihe von Aufgaben und Themen betraut, darunter Straßenverkehr und städtischer Ordnungsdienst, Wahlen und Wochenmärkte, Kriminalprävention und Gaststätten. „Im Stadtgebiet sorgen wir für Ordnung und Sicherheit“, erklärt Axel Piepers, der das Ordnungsamt und dessen Team mit 75 Mitarbeitenden leitet. Ihn und seinen Kollegen Reiner Hilsberg haben wir gebeten, uns die Tür zum Amt zu öffnen und einen Einblick in ihre Arbeit zu geben. Los geht’s!
Kinderwagen vermisst?
Gut, dass das Ordnungsamt unsere verloren gegangenen Habseligkeiten in Obhut nimmt. Jedes Jahr werden Tausende von Gegenständen von uns liegen gelassen, sei es im Bus, auf der Parkbank oder im Restaurant. Ist der Finder ehrlich, landen die Sachen im Fundbüro in der Porschestraße. Klassiker sind: Geldbörse und Handys, Schlüssel und Tablets, Sonnenbrillen und Fahrräder. Hin und wieder sind kuriose Fundsachen darunter, zum Beispiel Kinderwagen. Auch Wertvolles wie Schmuck und Bargeld landet auf dem Tisch. Die Höhe des Finderlohnes richtet sich nach dem Wert der Fundsache. „Wenn nach sechs Monaten der Besitzer oder die Besitzerin nicht ermittelt wurde, kann der Finder den Fund für sich beanspruchen“, sagt Reiner Hilsberg. Toller Service: Wer etwas vermisst, kann online unter www.e‑fund.eu nachschauen, ob es im Fundbüro abgegeben wurde.
Rücksicht statt Risiko
Apropos Kinderwagen: In unserer Stadt lässt sich immer wieder beobachten, wie Fahrzeuge sozusagen halb mit zwei Reifen auf dem Gehweg parken. Viele Autofahrer meinen es vielleicht gar nicht böse. Sie denken, dass der Verkehr so besser fließen würde. Doch Parken auf dem Bürgersteig ist eine Ordnungswidrigkeit, die ein Verwarngeld von mindestens 55 Euro zur Folge hat. „Wir wollen nicht bestrafen, sondern diejenigen schützen, die gefährdet werden“, betont Axel Piepers. Und das sind zuallererst die schwächeren Verkehrsteilnehmer: im Allgemeinen die Fußgänger und im Besonderen die Mütter und Väter mit Kinderwagen oder Rollifahrer.
Don’t drink and drive
Einst gab es drei Gruppen von Verkehrsteilnehmern: Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger. Mittlerweile ist es so, dass sich von Segways über E‑Bikes bis zu Quads mehr und mehr Arten von Fortbewegungsmitteln dazugesellen – und für jedes Gefährt gibt es fahrzeugspezifische Rechtsvorschriften. Nicht jeder weiß über sie Bescheid, und eine besonders große Unsicherheit herrscht bei den E‑Scootern. Die wichtigsten drei Regeln lauten: Mindestens 14 Jahre muss der Fahrer alt sein; E‑Scooter dürfen nur alleine gefahren werden (auch Kinder darf man nicht mitnehmen); und in der Fußgängerzone haben die Elektro-Roller nichts suchen. Es gelten dieselben Alkoholgrenzwerte wie für die Autofahrer. Axel Piepers: „Wer betrunken E‑Scooter fährt, kann seinen Führerschein verlieren.“
Expertise mit Knalleffekt
Das Ordnungsamt ist auch Sprengstoffbehörde. Ohne deren Genehmigung hätte das Höhenfeuerwerk im Allerpark nicht gezündet werden dürfen. Manch einer kommt auf den Gedanken, zum runden Geburtstag einen professionellen Feuerwerker zu engagieren und im heimischen Garten für denkwürdige Knall- und Lichteffekte zu sorgen. Auch in diesem Fall muss das Ordnungsamt in die Planung eingebunden werden, damit alles mit rechten Dingen zugeht. Das Ordnungsamt vertraut dabei auf die Expertise von Feuerwehr, Naturschutzbehörde & Co, um das Okay zu geben oder sein Veto einzulegen. „Es gibt eine ganze Reihe von Anfragen zu diesem Thema“, sagt Reiner Hilsberg, „viele wollen ihr Feuerwerk sogar in Eigenregie abbrennen.“ Was nicht erlaubt ist, denn: Nach Sprengstoffverordnung ist das eigenmächtige Raketenabfeuern nur zu Silvester erlaubt.
Beisetzung von Amts wegen
Wenn im Klinikum ein Mensch stirbt und sich keine Familienmitglieder finden oder sich verantwortlich fühlen, kümmert sich das Ordnungsamt um die Beisetzung. Die sogenannte Bestattungspflicht regelt, wer grundsätzlich für eine Beerdigung die Verantwortung trägt: zuallererst Ehe- und Lebenspartner, danach Kinder- und Enkelkinder, schließlich Eltern, Großeltern und Geschwister. Das Ordnungsamt ermittelt und kontaktiert die Angehörigen und fordert sie auf, ihrer Pflicht nachzukommen. „Mitunter stößt man dabei auf viel Unverständnis, wenn die Hinterbliebenen zu dem Verstorbenen keinen Kontakt hatten“, sagt Reiner Hilsberg. „Die Gespräche sind nicht immer einfach für uns und erfordern viel Fingerspitzengefühl.“ Sollte es keine Angehörigen geben, sorgt das Ordnungsamt für das letzte Geleit und beauftragt ein Bestattungsunternehmen.
Für ein Dach über dem Kopf
In der Borsigstraße wird das städtische Übernachtungsheim vom Ordnungsamt verwaltet. Das Team Wohnungsnotfälle ist keine Beratungsstelle im klassischen Sinne. Doch wenn Wolfsburgerinnen und Wolfburger durch eine Räumungsklage im Begriff stehen, ihr Dach über dem Kopf zu verlieren, steht das Team ihnen zur Seite. Das Ordnungsamt nimmt Kontakt zu den Betroffenen auf und versucht Mittel und Wege zu eröffnen, den Wohnraum zu erhalten. „Unser Ziel ist es, Obdachlosigkeit zu verhindern und das Übernachtungsheim weitgehend freizuhalten“, sagt Reiner Hilsberg.
Tierisch viel zu tun
Was verbirgt sich hinter dem NHundG? Die Antwort lautet: eine ganze Menge, denn das Niedersächsische Gesetz über das Halten von Hunden ist eine Wissenschaft für sich. In dem Gesetz steht drin, wer den sogenannten Hundeführerschein benötigt, dass die Haftpflichtversicherung für den Hund ein wichtiges Gebot ist und die Daten des Vierbeiners im niedersächsischen Hunderegister vermerkt sein müssen. Das Ordnungsamt sorgt dafür, dass die Regeln zur Geltung kommen. Darüber hinaus werden hier die Probleme zur Sprache gebracht, die Hunde verursachen können. Ein frei herumlaufender Hund macht die Stadt zu seinem Revier? Das Ordnungsamt ermittelt den Hundehalter und mahnt in seinem Schreiben an, dass der Hund nicht ohne Aufsicht bleiben dürfe. „Sollte das nicht ausreichen, können wir ein Bußgeldverfahren einleiten“, erklärt Reiner Hilsberg.
Lange Leine für kurze Beine
Was viele nicht wissen: „In Wohngebieten gibt es keine generelle Anleinpflicht für Hunde“, erklärt Reiner Hilsberg. Es sei denn, es findet eine öffentliche Veranstaltung statt oder die Nacht ist hereingebrochen. Ausnahmen gelten in der Porschestraße, auf dem Willy-Brandt-Platz und dem Sara-Frenkel-Platz, wo Hunde grundsätzlich an der Leine zu führen sind. In der freien Landschaft und im Wald gelten besondere Regeln. Hier darf der Hund vom 1. Dezember bis 15. Juli nicht frei herumlaufen. Im Winter geht es darum, die durch die Witterungsbedingungen geschwächten Wildtiere vor freilaufenden Hunden zu schützen. Ab 1. April kommt die Brut- und Setzzeit hinzu. In dieser Phase benötigen die Eltern- und Jungtiere besondere Ruhe. Um das Tierwohl geht es auch bei der Kastrationspflicht freilaufender Katzen, die älter als fünf Monate sind. So wird die Population auf niedrigerem Niveau gehalten – und Tieren bleibt das Schicksal als Streunerkatze erspart, die in vielen Fällen ein Leben im Tierheim fristet.
Redet miteinander
Es kommt schon einmal vor, dass Hunde laut bellen und Nachbarn sich dadurch gestört fühlen. Oder dass jemand seine Leidenschaft für das Klavierspielen unaufhörlich und unüberhörbar auslebt. Lärmbelästigungen und Ruhestörungen landen beim Ordnungsamt. Doch muss es so weit kommen? Häufig machen die Mitarbeiter die Erfahrung, dass die Menschen mehr übereinander statt miteinander reden. Womöglich ließe sich das eine oder andere Zerwürfnis mit einem offenen Gespräch auf Augenhöhe und einem gut austarierten Kompromiss aus der Welt schaffen, bevor das Ordnungsamt eingeschaltet wird. Axel Piepers betont: „Die Beschwerde, die bei uns nicht eingeht, ist uns die liebste.“
Einfach, schnell und digital
Häufig ist der Gang ins Rathaus nicht nötig. Sei es zur Genehmigung von öffentlichen Veranstaltungen, Kundgebungen oder auch gewerblichen Tätigkeiten: Viele Dienstleistungen des Ordnungsamts können bequem im Internet in Anspruch genommen werden. Unter www.wolfsburg.de finden sich neben allen Aufgabenbereichen auch zahlreiche Formulare und Anträge, die am PC schnell und einfach ausgefüllt und online eingereicht werden können.
Stefan Boysen
Ausgabe 16, DEIN WOLFSBURG, Herbst/Winter 2022