Seit 45 Jahren ist die Tennisabteilung des TV Jahn Wolfsburg in Reislingen heimisch. Die Sparte hat wie die Anlage am Bötzel mit einer Fünf-Felder-Halle und 12 Außenplätzen eine bewegte Geschichte, inklusive zweier großer Brände.
Die Anfänge der Tennissparte des TV Jahn Wolfsburg reichen bis in die Siebziger: 1975 ging es los mit der Anmietung von zwei Tennisplätzen beim Blumenladen Sauer am Amtsgericht. Da die Nachfrage aber größer war, wurde alsbald eine Fläche für mehr und eigene Plätze gesucht. „Uns wurde dann das Gelände hier am Bötzel angeboten“, erinnert sich der 1. Vorsitzende Günther Schultz. Die ersten vier Plätze wurden dann 1976 in Reislingen gebaut. Da die Fläche zuvor vor allem für die Entsorgung von Bauschutt genutzt wurde, war die Anfangszeit mitunter etwas abenteuerlich: „Einmal tat sich mitten auf einem unserer Außenplätze ein so großes Loch auf, dass ich darin stehen konnte“, berichtet Schultz. Ein zugeschüttetes Autowrack hatte für einen kleinen Erdrutsch gesorgt. Doch der Tennispark am Bötzel wurde mit den Jahren immer weiter aufgewertet. Bei zahlreichen spannenden Matches konnten Tennisfans mitfiebern und den ein oder anderen sportlichen Erfolg feiern.
Den Tiefpunkt erlebten die Vereinsmitglieder, als im März 2010 ihre „Bötzelbude“ durch einen Brand vollständig zerstört wurde. Die Bude, ein Holz-Flachbau neben der Tennishalle in Reislingen, war ein Lager für Sportmaterial und vor allem ein wichtiger Treffpunkt bei Punktspielen oder Turnieren. Innen und außen liebevoll und mit viel Arbeit durch Mitglieder der Sparte zurechtgemacht. Besonders tragisch: Zwölf Jahre zuvor war die Bude, damals noch ein Container, schon einmal abgebrannt. Die Ursache konnte in beiden Fällen nicht geklärt werden. Brandstiftung oder Kabelbrand wurde vermutet.
Doch schließlich musste es weitergehen und die jeweils akut anstehenden Herausforderungen gemeistert werden. Das hat bis heute gut geklappt, wie Schultz mit gewissem Stolz berichtet. 2010 wurde als Ersatz für die Bötzelbude unter Mithilfe von Mitgliedern ein Aufenthaltsraum für Sitzungen und Feiern inklusive sanitärer Anlagen an die Tennishalle gebaut. Danach konnten sich die TV-Jahner wieder vermehrt ihren sportlichen Zielen zuwenden.
„Wir haben als drittältester Tennisverein in Wolfsburg über die Jahre die meisten sportlichen Erfolge eingefahren“, sagt Günther und meint vor allem eine Reihe zweiter und dritter Plätze bei den Landesmeisterschaften sowie den niedersächsischen U16-Titel für Niklas Schulz 2014. Es sei auch ein schöner Erfolg, dass aktuell das 1. Herrenteam in der Wintersaison in der Nordliga und im Sommer in der Oberliga spiele, die Herren 50 in der Sommersaison in der zweithöchsten Liga, der Nordliga, und die 1. Damen im Sommer in der vierthöchsten Spielklasse, der Nordliga, und im Winter in der Oberliga.
Zudem hat die Tennisabteilung mit Milan Pesicka einen hauptamtlichen Trainer, der 2017 vom Tennisverband Niedersachsen zum Vereinstrainer des Jahres gekürt wurde. Auch wegen solch guter Trainer „hatten wir nie ein Nachwuchsproblem“, sagt Karl-Heinz „Oskar“ Dürr, Jugendwart und technischer Direktor der Tennissparte.
Tennisspaß für Groß und Klein
Groß und Klein sind bei den TV-Jahnern willkommen. Das jüngste Mitglied ist vier Jahre alt und das älteste 89 Jahre. Seit Jahren ist die Mitgliederanzahl konstant, aktuell liegt sie bei rund 380. Das ist zwar recht weit weg vom Höchstwert mit rund 1.200 Mitgliedern in den 80er-Jahren – damals hatten Boris Becker und Steffi Graf durch ihre großen Erfolge deutschlandweit einen Tennisboom ausgelöst. „Andere Vereine mussten aber nach diesem Boom einen noch größeren Mitgliederschwund hinnehmen und lösten sich in der Folge zum Teil sogar auf“, sagt der 2. Vorsitzende Michael “Michi” Preussner.
Dank an die Sponsoren
Solch ein Schicksal drohte den TV-Jahnern nicht. „Auch weil unsere Sponsoren und auch einzelne Mitglieder mit Spenden immer sehr geholfen haben“, sagt Oskar. So konnten in diesem Frühjahr dank einer Spendenaktion und durch das Anpacken einiger Mitglieder 25 Obstbäume neben den Außenplätzen gepflanzt werden. „Das ist das Schöne: Wenn man mal Hilfe braucht, fragt man einfach rum und bekommt sie meist recht schnell“, so Oskar, der wie Günther seit den ersten Tagen der Sparte mit von der Partie ist.
Mit den Jahren hat sich die Anlage zu einem attraktiven Treffpunkt zum Tennismatch entwickelt. Das hat sich auch bei Nicht-Mitgliedern herumgesprochen: Insbesondere in der Zeit, als wegen Corona neben Tennis nur wenige andere Sportarten erlaubt waren, gab es einen regen Zugriff auf das Online-Buchungssystem, über das die Plätze angemietet werden können.
Auch Prominente wie Oliver Glasner, damals noch Cheftrainer von Fußballbundesligist VfL Wolfsburg, waren bereits zu Gast. Mitglieder der Tennisabteilung zahlen eine vergünstigte Gebühr für die Plätze in der Halle und bekommen auch neben dem Sport etwas geboten: So gibt es beispielsweise Fahrradausflüge, Grünkohlwanderungen oder auch Sommerfeste. Michi verweist noch darauf, dass die Mitgliedsbeiträge „vergleichsweise günstig“ seien. „Und Interessierte sind bei uns immer herzlich willkommen.“
Weitere Infos unter www.tvjahn-wolfsburg.de/index.php/abteilungen/rueckschlagspiele/tennis
Tobias Kuske