wurzel­werk

wurzelwerk
(c) Anne Fütterer

Unser Wohnzimmer im Grünen

Teil 2 des Topthemas „Zusammen sind wir Wolfsburg“

Ein Garten ist ein großes Glück. Die Blumen bereiten Freude, die Bäume spenden Schatten und die Gemüse­beete bescheren eine ergiebige Ernte. Um unter dem freien Himmel im Grünen eine gute Zeit zu haben, lädt man gerne seine Freunde zu sich ein. Wer jetzt denkt, dass solch ein Garten genau das Richtige für ihn wäre, dem sei gesagt: Du hast ihn doch. Willkommen beim wurzel­werk zum gemein­schaft­li­chen Gärtnern.

In den großen Städten liegt Urban Gardening* voll im Trend und so auch in Wolfsburg. Doch das wurzel­werk, ein Projekt unter dem Vereins­dach des institut für zukünfte e. V. (ifz), setzt mit seinen bunten Beeten im Stormhof noch einen drauf. Nicht nur, dass auf rund 70 Quadrat­me­tern Tomaten und Gurken oder Kartof­feln und Beeren angebaut werden. Für das Hegen und Pflegen der beiden Parzellen, die die Wohnungs­ge­sell­schaft Neuland dem wurzel­werk anver­traut hat, sind sehr, sehr viele verant­wort­lich: im Prinzip alle Wolfs­bur­ge­rinnen und Wolfsburger.

Wir sind ein Gemein­schafts­garten, zu dem alle aus Wolfsburg einen Teil beitragen können“, sagt Linda Krüger, die dem Vereins­vor­stand angehört. Wenn der Frühling gekommen ist, treffen sich jeden Montag um 18 Uhr all dieje­nigen, die graben, säen und gießen möchten – und die Ernte einfahren. Das Motto lautet: „Wer mitgärt­nert, der darf auch miternten“, sagt die 25-Jährige. Für die meisten ist der Ertrag eher zweit­rangig. „Vielen geht es zualler­erst um das gemein­schaft­liche Erlebnis und darum, draußen in der Natur zu sein.“

Die Sitzge­le­gen­heiten und Tische machen den Garten zum Ort der Begegnung bei Picknick-Konzerten, Lesungen oder kreativen Bastel­ak­tionen. Für die Künstler unserer Stadt ist er eine attrak­tive Bühne und für jeden ein schöner Flecken Erde. „Auch wer sich nicht aktiv am Gelingen beteiligt, darf sich hier umgucken, zuhören oder ein Buch lesen. Die Tür steht allen jederzeit offen“, sagt Linda Krüger. Für sie ist der Garten „ein Ort des guten Lebens“.

Das institut für zukünfte will Nachdenk­spiel­räume formen, in denen wir uns Gedanken darüber machen, wie unsere Welt von morgen aussehen könnte – gesell­schaft­lich, kulturell und wirtschaft­lich. Der Garten ist ein solcher Raum. Die Infota­feln setzen sich mit Ernährung und Natur­schutz ausein­ander und damit, wie unser Konsum­ver­halten die Umwelt beein­flusst. „Wir möchten nicht den Finger heben, sondern Infor­ma­tionen bereit­stellen“, sagt Linda Krüger. „Es gibt viele Möglich­keiten, wie wir unsere Zukunft gestalten können.“

Im Garten für alle wächst und reift mehr als Gemüse und Obst – nämlich die innere Verbun­den­heit mit den Mitmen­schen, kurz: das Gemein­schafts­ge­fühl. Alle zusammen erfüllen eine wichtige Aufgabe, nämlich das Aufblühen des Gartens. Während­dessen wird übers Düngen und Pflanzen geredet und über Gott und die Welt. Dass dabei unter­schied­liche Meinungen zutage treten, liegt in der Natur der Sache – und doch haben alle einen gemein­samen Nährboden. „Für ihren Garten arbeiten alle zusammen, er ist die Basis. Vielen wird dabei bewusst: So weit liegen wir mit dem, was wir denken, eigent­lich gar nicht auseinander.“

Der grüne Daumen ist Neben­sache. „Wir sind keine Garten­ex­perten“, betont Linda Krüger, „zusammen haben wir Erfolge und manchmal auch Misserfolge, aus denen wir lernen.“ Im Garten ist viel Raum, und es gibt eine Fülle an Möglich­keiten, darin seinen Platz zu finden. Dabei kann man Spaten, Hacke und Gießkanne benutzen, muss man aber nicht. „Wenn jemand gut im Malen ist und es anderen beibringen möchte oder eine andere tolle Idee hat, dann kann der Garten der richtige Ort dafür sein.“

Ganz gleich, ob zum Gärtnern oder Zuschauen, zum Reden oder Ausruhen – die herzliche Einladung von Linda Krüger lautet: „Einfach vorbei­kommen, auspro­bieren, mitmachen.“

Stefan Boysen

Kontakt

www.institutfuerzukuenfte.de/wurzelwerk

*Unter ‚Urban Gardening‘ versteht man, dass brach­lie­gende, freie Flächen innerhalb von Städten zum gemein­schaft­li­chen und nachhal­tigen Anbau von Nutz- und Zierpflanzen für den Eigen­be­darf genutzt werden.

Hier geht es zum Teil 3 des Topthemas „Engage­ment mit Weitblick„:

Kommentare 1
  1. Pingback: Plantage 86
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Das könnte dir auch gefallen