Ausbildung zum Schornsteinfeger
Linus Kasimir ist nicht nur der Wächter über Feuer und Rauch. In seinem dunklen Kehranzug mit den goldenen Knöpfen und dem markanten Zylinder ist er Träger eine jahrhundertealten Tradition. „Es gibt viele, die lächeln, wenn ich an ihrer Tür klingele“, sagt er, „denn für sie bringe ich Glück.“
Linus befindet sich derzeit in seiner Ausbildung zum Schornsteinfeger bei Meister Andreas Krause aus Fallersleben. Vom Überprüfen von Öfen und Heizkesseln über Kehrarbeiten bis hin zu Emissionsmessungen – die Aufgaben in diesem Handwerk sind vielfältig. Der 19-Jährige sorgt dafür, dass Heizungsanlagen richtig funktionieren, reinigt Schornsteine und stellt sicher, dass die Abgaswerte umweltverträglich und innerhalb der gesetzlichen Grenzen bleiben. Linus betont:
Mein Beruf bietet mir viel Abwechslung. Außerdem mag ich es, ständig an der frischen Luft zu sein.
Und diese Luft kann spürbar dünner werden, da die Tätigkeiten des Schornsteinfegers häufig in schwindelerregenden Höhen stattfinden. Um Ablagerungen wie Ruß, Teer und andere Verschmutzungen zu beseitigen, klettert er auf Leitern und Dächern. Daher ist Schwindelfreiheit ein Muss in diesem Beruf. Zwar fürchtet sich Linus nicht dort oben, jedoch hebt er hervor: „Man sollte immer Respekt vor der Höhe haben, um niemals leichtsinnig zu werden.“
In seiner täglichen Arbeit ist nicht nur Fachwissen, sondern auch Selbstvertrauen und Feingefühl gefragt. Auf seiner Tour durch Wolfsburg besucht er zahlreiche Häuser und begegnet vielen unterschiedlichen Kunden. Hier zählt die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, ihre Bedürfnisse zu verstehen und ihre Fragen kompetent zu beantworten. Die passende Haltung ist dabei entscheidend. Wie sein Chef Andreas Krause es treffend formuliert: „Brust raus, Kopf hoch, Augen auf.“
In der Schornsteinfegerschule Niedersachsen-Bremen in Hannover-Langenhagen vertieft Linus, der einen Realschulabschluss hat, sein Know-how in Feuerungstechnik, Kamin- und Schornsteinbau. Dabei rückt die Energieeffizienz immer mehr ins Zentrum der Ausbildung. Das liegt nicht zuletzt an den steigenden Energiepreisen, die viele dazu veranlassen, nach sparsamen Alternativen zu suchen – und dabei auf die Sachverständigkeit ihres Schornsteinfegers vertrauen.
Linus, der in der Feuerwehr Fallersleben aktiv ist, hat klare Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft. Nach Abschluss seiner Ausbildung plant er, einige Jahre als Geselle zu arbeiten und dann den Meister zu machen. „Mein großes Ziel ist es, später einen eigenen Kehrbetrieb zu gründen“, sagt er. Für diejenigen, die sich weiter spezialisieren und ihre Kenntnisse ausbauen möchten, bietet ein Studium der Versorgungstechnik interessante Perspektiven, beispielsweise in den Bereichen Planung, Konstruktion und Wartung technischer Anlagen.
Linus Leidenschaft für seinen Beruf wurde schon früh sichtbar, als er zielstrebig auf die Ausbildungsmesse in der Volkswagen Arena zusteuerte. Dort präsentierte Andreas Krause seinen Stand – und für Linus stand fest: Er will Schornsteinfeger werden und nichts anderes. Sein Chef blickt zurück und sagt: „Dieses Treffen auf der Messe war für uns beide ein Hauptgewinn.“ Und so bestätigt sich einmal mehr das, was man über Schornsteinfeger sagt: Sie bringen tatsächlich Glück.
Stefan Boysen
10/2023
Beitragsbild: Andreas Krause mit seinem Auszubildenden Linus © WMG Foto: Jasmin Guss
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