Peter Baronsky auf einem Boot

Gelebte Völker­ver­stän­di­gung

Städte­part­ner­schaft Wolfsburg-Marignane besteht seit 60 Jahren – Peter Baronsky erinnert sich

Beinahe täglich ist Peter Baronsky mit Anneliese Sese in Kontakt. Per WhatsApp schicken sie sich Famili­en­fotos und Nachrichten hin und her. Er lebt hier in Wolfsburg, sie im franzö­si­schen Marignane. Gelebte Völker­ver­stän­di­gung – das war und ist das Ziel der am 1. September 1963 besie­gelten Städte­part­ner­schaft, die 2023 seit 60 Jahren besteht. 

Baronsky erinnert sich noch sehr genau an seinen ersten Besuch vor Ort. Der passio­nierte Sportler, vielen bekannten als ehema­liger Weltmeister im Feldhand­ball, war Teil einer Reise­gruppe des Wolfs­burger Tennis-Clubs Grün-Gold, die in Marignane von Mitglie­dern des dortigen Tennis­ver­eins TC Marign­a­nais empfangen wurde.

Wir waren privat unter­ge­bracht. Am ersten Morgen fragte mein Freund Walter Hansch beim Frühstück nach einem Ei. Da er kein Franzö­sisch sprach, imitierte er ein Huhn. Unsere Gastge­berin Madame Chasson meinte, ihn zu verstehen, und brachte gebratene Hühner­beine vom Vorabend. Die ließen wir uns dann schmecken.

Peter Baronsky

Um die Sprach­bar­rieren zwischen den Franzosen und ihren deutschen Gästen zu überwinden, wurde die gebürtige Deutsche Anneliese Sese, die mit einem ehema­ligen franzö­si­schen Soldaten verhei­ratet war und mit ihrer Familie in Marignane lebt, gebeten zu dolmet­schen. „Das war der Beginn einer langen Freund­schaft zwischen unseren beiden Familien“, sagt der heute 90-Jährige. 

Peter Baronsky (c) Stadt Wolfsburg
Peter Baronsky © Stadt Wolfsburg

Seit den 1990er-Jahren besuchten sich Peter Baronsky und seine mittler­weile verstor­bene Frau Elke sowie Anneliese und ihr früh verstor­bener Mann Pierre im Rahmen des Austau­sches immer wieder – und auch privat hielt der Kontakt über Jahrzehnte.

Wenn die Seses nach Wolfsburg kamen, machten seine Töchter sogar das Kinder­zimmer in der Mietwoh­nung für die Übernach­tungs­gäste frei. Selbst bei der Hochzeit der Sese-Söhne waren die Baronskys zu Gast.

Als Würdigung für sein Wirken um die Völker­ver­stän­di­gung bekam Peter Baronsky im Jahr 2000 eine Medaille in Marignane überreicht. Sie hat einen Ehren­platz in seiner Wohnung.

Außer „Bonjour“ und „Au revoir“ spricht der frühere Volks­wagen-Mitar­beiter immer noch kaum ein Wort Franzö­sisch. Die Verstän­di­gung funktio­niert auch ohne Worte, wenn es sein muss mit Händen und Füßen.

Annika Kutscher

09/2023

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