Die Automobilbranche ist mittendrin in einer Zeitenwende. Für die Entwicklung des elektrischen und autonomen Fahrens wird es einen großen Bedarf an Fachkräften geben – und hier kommt Olaf Katzer ins Spiel. „Bei Schülern müssen wir daher schon heute das Interesse für diese Aufgaben wecken“, sagt er. Ein Gespräch mit dem Leiter des Bildungsbereichs der Autostadt über Projekte für Schüler*innen und digitales Lernen – und darüber, warum auch YouTube Wissen vermitteln kann.
Herr Katzer, warum beschäftigt sich die Autostadt mit dem Thema Bildung?
Die Autostadt lädt ihre Gäste ein, einen schönen Tag mit tollen Eindrücken zu erleben. Und sie möchte, dass die Menschen etwas Neues mit nach Hause nehmen: neben tollen Erlebnissen eben auch neue Erfahrungen und neues Wissen – zuallererst in den Themen Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Dazu kommen Medien sowie Lern- und Kreativitätstechniken.
Warum sind Ihnen diese Bildungsthemen so wichtig?
Das sind genau die Themen, in denen aktuell die wesentlichsten Veränderungen in der Welt stattfinden und die damit auch die Autostadt bewegen. Zudem repräsentiert das Lernen für die Autostadt als Teil von Volkswagen die Veränderung, die ja auch hier stattfindet. Die Werke zum Beispiel qualifizieren Tausende Mitarbeiter für neue Tätigkeiten, um Batterien bauen und den Kunden nachhaltige Mobilität anbieten zu können. Unser Ziel ist es damit, die ganz Kleinen für Technikthemen zu begeistern und die Jugendlichen dann für die Berufe, die für die Entwicklung der Elektromobilität wichtig sind. Und auch Erwachsene wollen wir für Themen einer neuen Mobilität gewinnen.
Wie weit reicht das Bildungsangebot der Autostadt?
Es reicht von den kreativen Werkstationen im „MobiVersum“ über die Angebote zum Kindergeburtstag, bei denen man gemeinsam etwas erleben und viel lernen kann, bis hin zu Workshops und Projekten für Schülerinnen und Schüler. Auch für Erwachsene gibt es ein Bildungsprogramm zur persönlichen Weiterentwicklung. Wir arbeiten gerade intensiv an vielen unserer Angebote. Wichtig ist uns dabei, die Dinge nicht nur zu erklären und unser Wissen weiterzugeben. Wir wollen zum Beispiel Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe begegnen und ihnen zuhören, wie sie sich die Zukunft vorstellen – etwa bei den vier Bildungs-Challenges der Autostadt.
Was steckt hinter diesen Bildungs-Challenges?
Die Jugendlichen stellen sich Herausforderungen in Form von Fragestellungen in den Themenfeldern Nachhaltigkeit und MINT – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sowie Medien und Lern- und Kreativitätstechniken. Wir fragen sie etwa: Welche Funktion sollte ein autonomes Fahrzeug unbedingt haben? Wie stellt ihr euch einen urbanen Garten vor? In der eigentlichen Challenge geht es dann darum, wie die junge Generation miteinander umgeht, arbeitet und sich neuen Themen nähert. Wir mischen sozusagen unseren Input mit dem der Schülerinnen und Schüler, und es entstehen über ein Schuljahr hinweg aus den Ideen viele Projekte. Diese Projekte werden von einer Jury bewertet, und die besten werden wir mit den Teilnehmern umsetzen.
Wo stehen Sie gerade im Projekt?
Zurzeit sind wir dabei, mit den Jugendlichen an den Ideen zu feilen und sie zu konkretisieren – gemeinsam mit unseren Fachpartnern von Microsoft, CGI, Braunschweiger Zeitungsverlag, Lernhacks und Volkswagen. Im März wird es einen Pitch geben, und im Sommer bekommen die Gewinner die Möglichkeit, ihre Ideen den Gästen der Autostadt zu präsentieren.
Wie groß ist das Bildungs-Team der Autostadt?
Wir haben mit sechzig Personen ein wunderbares Team, das seit Januar in dieser neuen Ausrichtung unterwegs ist. Die meisten verfügen neben ihrer pädagogischen Ausbildung auch über eine sehr umfangreiche fachliche Qualifikation, um Kindern und Jugendlichen die Fachinhalte auf einem hohen Niveau vermitteln zu können.
Herr Katzer, wie bildet sich der Leiter des Bildungsbereichs der Autostadt weiter?
Ich bin von Haus aus Ingenieur und immer neugierig, wohin die Reise technisch geht. Ich habe eine hohe Affinität zum digitalen Lernen – auch weil ich Kinder im Teenager-Alter habe, die die Welt in erster Linie digital entdecken. Es ist spannend, wie digitale Medien die Motivation, sich weiterzubilden, steigern können. In unseren Challenges stellen wir deswegen auch die Frage, wie man mit einem Podcast mehr Technikinteresse bei jungen Menschen herauskitzeln kann.
Welche digitalen Angebote nutzen Sie?
Ich probiere vieles aus, etwa Online-Kurse zum Selbstlernen, die es bei Udemy oder auf anderen Plattformen gibt. Und wenn sich meine Waschmaschine mal nicht öffnen lässt und der Kundendienst nicht helfen kann, dann schaue ich, welches YouTube-Video Hilfe verspricht.
Stefan Boysen
Unter www.autostadt.de/bildung kann jede*r den Lernort Autostadt entdecken. Hier gibt’s Angebote für alle Altersklassen – darunter auch sog. Webinare (= Web-Seminar) für Eltern und Lehrer*innen zu den Themen E‑Mobilität, Nachhaltigkeit und Design Thinking. Die Autostadt will ihr digitales Lernangebot künftig weiter ausbauen.