Grizzlys auf dem Eis

Eisige Anfänge, steiler Aufschwung

Sebastian Furchner im Interview zur Deutschen Eishockey Liga

Es gibt Spieler, die ein Spiel bestimmen, und es gibt solche, die eine ganze Ära prägen. Sebastian Furchner gehört mit mehr als 1.100 Partien in der Deutschen Eishockey Liga und nun als Teamma­nager der Grizzlys Wolfsburg zweifels­ohne zur zweiten Kategorie. Im Interview spricht der 41-Jährige über die positive Entwick­lung des Eisho­ckey­sports in unserer Stadt und einen großen Traum – und er denkt an eine ganz besondere Autogramm­stunde zurück.

Herr Furchner, erinnern Sie sich an Ihren ersten Einsatz in der DEL? Fühlten Sie sich damals wie ein kleiner Junge oder wie ein gestan­dener Mann?

Ich war eher der kleine Junge. Ich war gerade von Bremer­haven nach Köln gewech­selt. Um es mit dem Fußball zu verglei­chen: Das ist, als würde man von Darmstadt zum FC Bayern gehen. Für mich war das ein Riesen­sprung. Damals, mit 20 Jahren, war ich ziemlich unbeküm­mert. Ich dachte, ich hätte es geschafft – dabei war es in Wahrheit erst der Anfang von allem.

Helme vor dem Spiel zwischen den Grizzlys Wolfsburg und den Augsburger Panther am 15.09.2023 in Wolfsburg, Deutsch­land. (Foto von Jan-Philipp Burmann / City-Press GmbH Bildagentur)

Die DEL hat gerade ihre 30. Saison einge­läutet. Sie haben das Geschehen, erst auf dem Eis und jetzt daneben, intensiv verfolgt. Wie hat sich Eishockey über die Jahre hinweg gewandelt?

Eishockey ist viel schneller, dynami­scher und athle­ti­scher geworden. Es gab Zeiten, in denen es in Spielen lediglich darum ging, wie deutlich man gewinnt – heute ist unser Sport viel ausge­gli­chener. Außerdem hat Eishockey in Deutsch­land, nicht zuletzt durch den Erfolg unserer Natio­nal­mann­schaft bei den Olympi­schen Spielen und der Weltmeis­ter­schaft, einen höheren Stellen­wert erlangt.

Wie erleben Sie diese Aufwer­tung in Wolfsburg?

Anfangs war es nicht einfach. Ich erinnere mich an eine Autogramm­stunde in der Wolfs­burger City-Galerie. Eine Frau nahm sich ein Autogramm, fragte dann, was wir tun und als ich antwor­tete, dass wir Eishockey spielen, legte sie das Autogramm zurück und ging. Heutzu­tage sind die Grizzlys ein fester Bestand­teil der Stadt, viele Wolfs­burger identi­fi­zieren sich mit uns. Es ist ein tolles Gefühl, diese Entwick­lung mitge­staltet zu haben.

Was hat die tiefe Verbin­dung zwischen den Grizzlys und Wolfsburg ermöglicht?

Wir haben viele Sympa­thien gesammelt, auch deswegen, weil wir sportlich erfolg­reich sind. In den vergan­genen 15 DEL-Jahren haben wir nur einmal die Play-offs verpasst, standen etliche Male im Halbfi­nale und viermal im Finale. Im Grunde spielen wir immer um den Titel mit.

Spüren Sie diesen Respekt, wenn Sie neue Spieler überzeugen möchten, nach Wolfsburg zu kommen?

Es ist heute viel leichter als vor zehn Jahren. Die Grizzlys haben sich in der DEL einen Namen gemacht – nicht nur sportlich, sondern auch vom Umfeld her mit der Infra­struktur und natürlich dem familiären Zusam­men­halt, der uns auszeichnet. Auch meine Familie und ich haben uns in der Stadt immer wohlge­fühlt. Nur so können wir Top-Spieler halten und nach Wolfsburg locken.

Juckt es Sie, den Titel irgend­wann einmal nach Wolfsburg zu holen?

Das ist unser großer Traum. Wir haben die Rahmen­be­din­gungen geschaffen, die diesen Erfolg möglich machen können. Aber dafür gehören viele Puzzle­teile zusammen. Wir müssen unser Leistungs­hoch haben, wenn es darauf ankommt, und verlet­zungs­frei bleiben. Ich versuche, meinen Teil abseits vom Eis zu leisten.

Welche Erfah­rungen als Spieler helfen Ihnen heute in Ihrer Rolle als Teammanager?

Eigent­lich alle. Auch wenn jeder Spieler ein bisschen anders tickt –  ich kann mich in sie hinein­ver­setzen und nachfühlen, was ihnen guttut. Ich möchte dafür sorgen, dass sich jeder voll aufs Eishockey konzen­trieren kann.

Wie oft haben Sie nach dem Ende Ihrer aktiven Karriere die Schlitt­schuhe angezogen?

Nur ein einziges Mal für zehn Minuten. Aber ich habe mir vorge­nommen, mit meinen Kumpels mal wieder zu spielen.

11/2023

Stefan Boysen

Beitrags­bild: © Grizzlys Wolfsburg City-Press GmbH
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