Tamburello

Exoti­scher Schlag­ab­tausch mit Geschichte

Tambu­rello beim VfB Fallersleben

Ob das, was sie tun, eher selten, ja exotisch ist? Denny Sack muss nicht lange überlegen. „Fast keiner kennt unsere Sportart“, gibt er zu. Doch genau diese Einzig­ar­tig­keit haben es ihm und seinen Teamkol­legen und ‑kolle­ginnen ermög­licht, eine TV-Präsenz zu erlangen, von der viele andere Sport­arten nur träumen können. 

Mit dem NDR und RTL haben zwei Fernseh­sender das Besondere erkannt und waren bereits zu Gast, um mehr über ihren faszi­nie­renden Sport zu erfahren, der bereits seit vielen Jahrhun­derten gespielt wird und eine lange Geschichte hat. Herzlich willkommen in der Tambu­rello-Abteilung des VfB Fallersleben!

Denny Sack leitet die Sparte Trend­sport beim VfB. Zwar zeichnet sich Tambu­rello nicht durch einen plötz­li­chen Anstieg der Popula­rität aus, wie es beim Padel-Tennis der Fall ist. Seit einigen Jahren jedoch gibt es deutsche Meister­schaften und inter­na­tio­nale Wettbe­werbe – und darin greift Fallers­le­bens Tambu­rello-Sparte regel­mäßig nach den Sternen. „Im natio­nalen Vergleich sind unsere Männer Serien­meister und auch die Frauen erzielen immer größere Erfolge“, betont Denny Sack, der auch sport­li­cher Leiter des 6.000 Mitglieder zählenden Gesamt­ver­eins ist.

Tambu­rello – was ist das überhaupt? Wer in der Alten Halle im Sport­zen­trum Fallers­leben beim Training zuschaut, erkennt: Tambu­rello weist gewisse Ähnlich­keiten mit Tennis auf. Der Sport wird mit Schläger und einem Ball gespielt. Das Ziel ist, den Ball so in der gegne­ri­schen Hälfte zu platzieren, dass der Gegner oder die Gegnerin ihn nicht zurück­schlagen kann. Der VfB zelebriert die Indoor-Variante von Tambu­rello, bei der drei gegen drei antreten. „Gemeinsam als Mannschaft aufzu­laufen – genau das macht für viele den Reiz von Tambu­rello aus. Dabei ist die Technik wichtiger als die Schlagkraft.“

Der Tambu­rello-Schläger hat keine Saiten, sondern ist mit Kunst­stoff bespannt. Seine Form ist rund – ähnlich der des Tamburins. Die Verbin­dung zwischen Tambu­rello und dem Musik­in­stru­ment liegt in dem ähnlichen Erschei­nungs­bild und ihrer gemein­samen sprach­li­chen Wurzel „Tamburo“, das italie­ni­sche Wort für Trommel.

Tatsäch­lich ist Tambu­rello eine tradi­tio­nelles Bewegungs­spiel aus Italien und „eine der ältesten Rückschlag­sport­arten, die es gibt“, wie Denny Sack weiß. Die Wurzeln von Tambu­rello reichen weit zurück in die Vergan­gen­heit – bis in das antike Griechen­land und das alte Rom.

In den Regionen Emilia-Romagna und Lombardei ist der Sport auch heute noch fest in der lokalen Kultur verankert. Wenn der VfB im Tambu­rello-Europa­pokal in Italien, Spanien oder Portugal aufläuft, bekommt er die Dominanz der inter­na­tio­nalen Spitzen­teams zu spüren. Dass es noch zu keinem europäi­schen Titel gereicht hat, macht Denny Sack nicht groß etwas aus. 

Es macht immer Spaß – auch für dieje­nigen, die nicht mitspielen und uns trotzdem durch Europa begleiten.“

Denny Sack

Insgesamt spielen rund zwei Dutzend Frauen und Männer Tambu­rello in Fallers­leben. Nach Dresden ist hier die größte Tambu­rello-Gemein­schaft in Deutsch­land behei­matet. Kurios: Weit und breit gibt es keinen Verein, der Tambu­rello spielt – doch in Fallers­leben gleich zwei. Weil gleich­zeitig nur drei Spieler auf dem Spielfeld sein dürfen, hatte der VfB im Sinne, eine Reserve-Mannschaft zu melden – doch der Verband ließ das nicht zu. „Also haben wir einfach einen zweiten Verein gegründet“, sagt Raphael Wehnert, der die Geschicke des Tambu­rello Fallers­leben e.V. leitet.

Tamburello
Tambu­rello © S. Boysen

Sportlich haben Fallers­le­bens Tambu­rello-Spieler vieles erreicht, sie stellen sogar das Gros der Natio­nal­mann­schaft. Ihr größter Wunsch betrifft nicht sie selbst, sondern ihre Sportart. Sie sind bereit, ihren Exoten-Status – und vielleicht die eine oder andere TV-Reportage – einzu­tau­schen gegen ein stärkeres Wachstum von Tambu­rello und somit mehr Wettbe­werb. „Schön wäre, wenn um uns herum mehr Vereine Tambu­rello anbieten würden – das würde unserem Sport guttun.“

Wer selbst gerne einmal seine Fähig­keiten bei Tambu­rello unter Beweis stellen möchte, ist in der Alten Halle in Fallers­leben gerne gesehen. Die Trainings­zeiten gibt’s hier.

Stefan Boysen

08/2023

Beitrags­bild: Tambu­rello beim VfB, Foto: S. Boysen
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