Yoga, Glücksbringer, Gladiatoren
Das Fußballspiel an sich steht im Rampenlicht, für die Fans im Stadion und die Fernsehzuschauer daheim, aus jedem Blickwinkel von Kameras eingefangen. Doch die Geheimnisse der letzten Stunden vor dem Anpfiff und das Geschehen nach dem Schlusspfiff bleiben oft im Dunkeln. Wir haben Moritz Jenz genau dazu befragt. In unserem Interview gewährt der Innenverteidiger des VfL Wolfsburg uns Einblicke in seine akribische Spielvorbereitung, enthüllt seinen ungewöhnlichen Glücksbringer und erklärt, warum es für ihn nach dem Spiel kein schnelles Abschalten gibt.
Moritz Jenz über …
… den Morgen am Spieltag:
Wir verbringen die Nacht vor den Heimspielen im Hotel, jeder Spieler in seinem eigenen Zimmer. Ich versuche so lange wie möglich zu schlafen, bis 8.45 Uhr. Um 9 Uhr geht es dann zum gemeinsamen Frühstück mit dem Team. Das Erste, was ich danach mache: mit meiner Frau und meinem Kleinen telefonieren.
… seinen Speiseplan zum Frühstück:
Meine Frau hat mir gesagt, dass ich mehr Grünes essen solle, also Gemüse und Obst, dazu Joghurt. Meist nehme ich noch eine Scheibe Brot und ein Ei. Zurück im Zimmer trinke ich ein Glas Rote-Beete-Saft – das ist gut für die Ausdauer.
… den Countdown bis zum Anpfiff:
Zur Aktivierung meines Körpers mache ich eine zehnminütige Yoga-Einheit. Danach lege ich mich im Dunkeln für fünf Minuten hin, um an absolut nichts zu denken. Später absolviere ich mein Aufwärmprogramm für Oberkörper und Beine. Dazu höre ich eine Playlist mit Songs, die eine bestimmte Anzahl von Beats pro Minute haben und mich optimal auf das Spiel vorbereiten.
… die richtige Mischung aus Entspannung und Anspannung:
Zu Beginn meiner Kariere war ich zu entspannt, im Spiel war ich die ersten Minuten nie voll da. Ein Sportwissenschaftler, der für die Olympiamannschaft der Schweiz tätig ist, empfahl mir Yoga und auch Musik, die genau die richtige Geschwindigkeit hat. Das sind Routinen, die ich genieße. Mein Körper ist robuster, besser vor Verletzungen geschützt und im Spiel kann ich sofort Vollgas geben.
… Elternsein und einsame Nächte:
Ich brauche meinen Schlaf und die volle Energie. Wenn ich die nicht habe, merke ich es in der Muskulatur und auch im Kopf, ich fühle mich nicht frisch. Eine Zeitlang habe ich daheim in einem anderen Zimmer geschlafen, das war schon sehr einsam. Mittlerweile ist mein Sohn größer und ich schlafe wieder in unserem Bett.
… ein haariges Ritual, das nicht fehlen darf:
In der Woche lasse ich meinen Bart wachsen. Ich muss mich also rasieren, damit es für die Kameras nicht so schlimm aussieht (lacht). Danach geht es zum Lunch und schließlich zur letzten Besprechung vor dem Spiel.
… Glücksbringer unter seinen Stutzen:
Auf dem einen Schienbeinschoner trage ich ein Bild von meiner Frau und mir, das küsse ich in der Kabine vor dem Spiel. Auf dem anderen steht auf Italienisch: „Was in den Sternen steht, stimmt nicht immer. Du musst den ersten Schritt machen.“
…sein filmreifes Finale:
Bevor es in die Arena geht, befestige ich an meinen beiden Händen die Tapes – so wie der Gladiator im gleichnamigen Film. Mein Kopf weiß dann automatisch: Okay, jetzt gehe ich in den Kampf.
… den Umgang mit Druck:
Am Anfang meiner Kariere war ich häufig nervös. Heute spüre ich vor dem Spielbeginn nur noch Vorfreude, ein angenehmes Kribbeln im Bauch.
… Nachspielzeit bis tief in die Nacht:
Nach dem Spiel, wenn ich wieder zu Hause bin, habe ich immer noch viel Energie und Schwierigkeiten einzuschlafen. Ich stehe dann auf und schaue mir das Spiel noch einmal an. Vorspulen, stoppen und wieder zurück – manchmal die kompletten 90 Minuten. Hoffentlich denken jetzt nicht alle, dass ich ein Streber bin (lacht). Aber so bekomme ich den Kopf frei und kann das Spiel schließlich abhaken.
S. Boysen
1/2024
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Moritz ist ein guter Typ.
Deine Beschreibung der mentalen und physischen Vorbereitung auf ein Spiel ist inspirierend und zeigt, dass Erfolg nicht nur vom Talent, sondern auch von harter Arbeit und Disziplin abhängt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Profis wie Moritz Jenz ihre Leidenschaft und Hingabe für ihren Sport leben und dabei jedes Detail ihrer Vorbereitung optimieren. Danke für diesen spannenden Einblick und die Motivation, das Beste aus unseren eigenen Vorbereitungen herauszuholen, egal in welchem Bereich des Lebens!